Der große Mobilfunk-Schummel: Warum du oft nur die Hälfte bekommst

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Was Mobilfunkanbieter versprechen, klingt beeindruckend: 300 Mbit/s, 5G-Speed, unbegrenztes Datenvolumen. Doch der Blick auf die Realität zeigt ein anderes Bild – oft bleibt von der versprochenen Leistung nur die Hälfte übrig.
Handy am Steuer

Systeme erkennen Handynutzung am Steuer

Wer in Deutschland mit dem Handy surft, nutzt im Schnitt deutlich weniger Speed als vom Anbieter beworben. Laut einer aktuellen Analyse von Verivox liegt die durchschnittlich angegebene Download-Geschwindigkeit über alle Tarife hinweg bei 145 Mbit/s. Gemessen wurden im Alltag per Mobilfunk jedoch lediglich 70 Mbit/s – das sind nur 48 Prozent des versprochenen Wertes, knapp die Hälfte.

Deutliche Unterschiede zwischen Anbietern und Tarifen

Diese große Diskrepanz ist vor allem darin begründet, dass Anbieter theoretische Maximalwerte nennen, die unter Idealbedingungen erreicht werden. In der Praxis spielen viele Faktoren eine Rolle: Netzabdeckung, Auslastung der Funkzelle, Empfangsqualität und sogar das eigene Smartphone beeinflussen den tatsächlichen Speed. Insbesondere auf Veranstaltungen oder in stark frequentierten Gebieten sinkt die Leistung spürbar.

Ein weiteres Ergebnis der Verivox-Analyse: Es kommt stark darauf an, bei welchem Anbieter du deinen Tarif buchst. Während Netzbetreiber wie Telekom, Vodafone, O2 oder 1&1 theoretisch bis zu 300 Mbit/s liefern, bieten viele Discounter nur maximal 50 Mbit/s – teils sogar weniger. Besonders bei günstigen Unlimited-Tarifen drosseln Anbieter wie O2 oder Freenet den Speed auf 15 beziehungsweise 5 Mbit/s.

Dabei haben die Netzbetreiber ihre Versprechen schon zurückgeschraubt. Früher hatten die großen Anbieter bis zu 500 Mbit/s beworben. Zur Wahrheit gehört aber auch: In der Praxis kann das Netz von Telekom, Vodafone und O2 in Großstädten oftmals mehr liefern. 1.000 Mbit/s und mehr sind möglich und können auch erreicht werden, da es in der Regel keine Datendrossel gibt.

Geschwindigkeit wird zum Tarifmerkmal

Zwar enthalten 95 Prozent der Discounter-Tarife mittlerweile Zugang zum 5G-Netz – doch das bringt in vielen Fällen keinen Geschwindigkeitsvorteil, weil der Mobilfunk-Tarif selbst den Speed limitiert. Nur in bestimmten Gebieten kann 5G aufgrund anderer Frequenzen dafür sorgen, dass du Netzempfang hast, wo du ihn mit LTE nicht hättest. Fürs einfache Surfen oder Videostreaming in Standardqualität reicht LTE aber meistens aus. Doch wer HD-Videos schaut, Online-Gaming nutzt oder große Daten überträgt, wird schnell an Grenzen stoßen.

Immer häufiger staffeln Anbieter ihre Preise nach Geschwindigkeit. Bei O2 kosten Tarife mit nur 15 Mbit/s deutlich weniger als Angebote mit höherem Speed. Der Preisvorteil ist verlockend, doch das Leistungsniveau kann enttäuschen – gerade wenn du mit mehreren Geräten surfst oder datenintensive Dienste nutzt.

Was du beim Mobilfunk-Tarif wirklich beachten solltest

Ein Upload-Speed, der oft übersehen wird, kann ebenfalls zum Engpass werden – etwa bei Videokonferenzen oder Cloud-Diensten. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Anbietern. Wer regelmäßig Fotos und Videos vom Handy hochladen möchte oder Videokonferenzen nutzt, sollte dringend auf einen Upstream von mehr als 10 Mbit/s achten.

Statt sich auf Hochglanz-Werbung zu verlassen, hilft ein Blick auf realistische Erfahrungswerte. Tools zur Netzabdeckung, unabhängige Speedtests und regionale Erfahrungsberichte liefern ein ehrlicheres Bild. Wer besonders auf stabile und schnelle Verbindungen angewiesen ist, sollte Tarife mit mindestens 50 bis 100 Mbit/s ins Auge fassen – und darauf achten, dass diese Geschwindigkeit nicht nur auf dem Papier existiert.

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