Anfang März sorgte der Renault-Chef für Aufsehen, als er sagte: „Kaufen Sie sich kein Elektroauto“. Nur wenige Tage später warnte auch der Opel-Chef vor dem E-Auto. Zwar sind die Gründe unterschiedlich, doch am Ende läuft es in beiden Fällen auf eines hinaus: Geld. Nun meldet sich auch der BMW-Chef Oliver Zipse zu Wort und warnt ebenfalls. Es sei falsch, den Verbrennungsmotor im Auto vorzeitig abzuschreiben. Er ist gegen einen schnellen Umstieg auf das E-Auto.
Das E-Auto boomt, der Verbrenner aber auch
Viele Jahrzehnte lang hat die Auto-Lobby ganze Arbeit geleistet. Am Verbrenner gab es kein Vorbeikommen. Doch Diesel und Benziner sind Auslaufmodelle. Für die Politik steht längst fest: Wenn man den Klimawandel aufhalten will, dann mit dem E-Auto. Man plant sogar mit weiteren Förderungen beim Kauf von über 10.000 Euro. Doch so einfach wie es klingt, ist es nicht. Das weiß auch der BMW-Chef.
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Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAZ) sagte Zipse: „Die weitere Entwicklung der Verbrennertechnologie können Sie nur einstellen, wenn weltweit binnen zehn Jahren alle Kunden auf das Elektroauto umsteigen. Diese Wette gehe ich nicht ein.“ In Einzelmärkten wie Deutschland oder Großbritannien könne der Wechsel sehr schnell kommen. „Aber weltweit sehe ich so eine rasche Umstellung nicht“, sagt der BMW-Chef.
Für BMW die Zukunft
Noch immer ist die Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotoren hoch. Sollten Kunden in absehbarer Zeit nicht mehr nachfragen, könne BMW die Entwicklung der Motoren beenden. Und das werde in den verschiedenen Märkten zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten passieren, sagt Zipse der FAZ.
„In den USA zum Beispiel wollen im Vergleich zu Europa noch viel mehr unserer Kunden Verbrennungsmotoren.“ Dennoch werde das E-Auto für BMW mit Abstand der wichtigste Wachstumsmotor sein. „Spätestens 2030 wird BMW 50 Prozent des weltweiten Absatzes mit batterieelektrischen Autos erzielen. In einigen Regionen wird der Anteil sogar deutlich höher liegen“, ist sich der BMW-Chef sicher.
Das Elektroauto hat (noch) ein Problem
Der BMW-Chef spricht etwas an, worüber so mancher Autokäufer in Deutschland nicht nachdenkt. Denn das E-Auto ist zwar klimafreundlicher als Benziner und Diesel. Jedoch kann es sich nicht jeder leisten. So bezuschusst der Staat den Kauf von Stromern zwar mit bis zu 9.000 Euro und anderen Boni. Doch im günstigsten Fall muss der Käufer beim Neuwagen immer noch mit rund 10.000 Euro rechnen – und bekommt dafür etwa einen Dacia Spring – ohne Schnickschnack, wohlgemerkt. Hinzu kommt: Der Gebrauchtwagenmarkt ist übersichtlich – vor allem, was günstige Modelle angeht. Selbst für einen rund 10 Jahre alten Renault ZOE oder Nissan Leaf muss man noch etwa 8.000 Euro einplanen.
Das ist für viele Gebrauchtwagenkäufer kaum machbar – selbst im vergleichsweise vermögenden Deutschland. Und auch wenn, hat man dann nur einen Kleinwagen mit 100.000 Kilometer auf dem Tacho und einer 22-kWh-Batterie, die über viele Jahre so oft ge- und entladen wurde, dass man nur noch 100 Kilometer weit mit dem E-Auto kommt. Da greifen viele dann doch lieber zum gebrauchten Benziner oder Diesel.