Besser als Tesla? Deutsche Solarziegel liefern mehr als bloß Strom

4 Minuten
Tesla neben Autos auch für seine Solarziegel bekannt. Bisher bietet Tesla seine Solarziegel jedoch noch nicht in Deutschland an. Dabei müssen Interessenten auch nicht länger warten. Ein deutscher Hersteller hat bereits eigene Solarziegel im Sortiment – und sie können mehr, als nur Strom zu erzeugen.
Besser als Tesla - Deutsche Solarziegel liefern mehr als bloß Strom
Besser als Tesla - Deutsche Solarziegel liefern mehr als bloß StromBildquelle: Autarq

Tesla ist die wahrscheinlich bekannteste Firma für Solarziegel, doch bis heute ist die Markteinführung von Teslas Solarziegeln in Deutschland nicht eingetreten. Ein Grund, zu warten ist das jedoch keineswegs. Der deutsche Hersteller Autarq hat bereits seit langem Solarziegel im Sortiment. Neben der Stromgewinnung können die Exemplare sogar zur Wärmeerzeugung genutzt werden, dank einer besonderen Luftströmungsstrategie.

Solarziegel als Strom- und Wärmequelle

Solarziegel bieten viele Vorteile für die Stromgewinnung. Sie lassen sich parallelschalten, sodass die Verschattung einzelner Ziegel nicht den Ertrag von allen vermindert. Dazu können sie auf viele Arten von Dächern problemlos angebracht werden und tragen häufig sogar zur Dämmung der Dachfläche bei. Häufig lassen sie sich auch mit dem Denkmalschutz bei Gebäuden vereinbaren, da sie auf den ersten Blick nicht als Solarziegel zu erkennen sind. Solarziegel vereinen die Eigenschaften von Solarzellen und Dachziegeln in sich. Sie besitzen die klassische Ziegelform, mit der sich Dächer eindecken lassen, produzierten jedoch Strom. Man kann bestehende Dachziegel mit ihnen austauschen lassen oder bei Neubauten direkt zu Solarziegeln greifen. Optisch sind sie ansehnlicher als PV-Module mit großen Gestellen, weshalb sie auch Hausbesitzer überzeugen, für die das Erscheinungsbild ein wichtiges Kriterium darstellt.

Autarqs Solarziegel sind jedoch nicht nur die Stromerzeugung von Interesse. Sie können ebenso ihren Beitrag zur Wärmegewinnung leisten. Das ermöglicht die spezielle Beschaffenheit der Dachziegel. Sie sind so konstruiert, dass sie von Wind unterströmt werden. Dadurch kommt es zu einer indirekten Kühlung der Dachpfannen, um den Wirkungsgrad der Modelle zu erhöhen. Je kühler ein Solarmodul gehalten werden kann, desto höher fällt der elektrische Ertrag aus. Grob kann man bei jedem gekühlten Grad von einem zusätzlichen Wirkungsgrad von 0,4 Prozent ausgehen. Diese Kühlung hilft jedoch nicht nur, die Solarziegel möglichst effizient zu gestalten. Das Unternehmen sieht darin eine zweite Verwendungsmöglichkeit.  

Erwärmte Luft eignet sich perfekt für Wärmepumpen

Die von den Solarziegeln erwärmte Luft lässt sich auffangen und weiternutzen, da sie unterhalb der Dachpfannen nach oben strömt. Eine clevere Weiterleitung kann die erwärmte Luft direkt zu einer Wärmepumpe bringen und weiteren Strom einsparen. Denn je größer der Temperaturunterschied zwischen dem Medium der Wärmepumpe und dem Kältemittel ausfällt, desto effizienter kann das Modell arbeiten. Selbst im Winter dürfte sich dadurch Heizenergie einsparen lassen, da die von den Solarziegeln erwärmte Luft weniger kalt als die übrige Umgebungsluft ausfallen würde.

Autarq arbeitet mit der Technischen Hochschule Köln zusammen, um die Effizienz der Solarziegel unter realen Bedingungen zu testen. Dabei konnten sie 98 Prozent der Leistung gegenüber konventionellen Solarpaneelen erzielen. Zusätzlich sorgte die Luftvorerwärmung für einen ordentlichen Rückgang des Stromverbrauches an der Wärmepumpe. Insgesamt 25 Prozent konnten hier eingespart werden. Zudem fallen die Solarziegel überzeugend widerstandsfähig aus, trotz ihrer geringen Größe. Der TÜV Rheinland testete sie und ermittelte eine Bruchlast von 600 kg pro Solarziegel. Auch der simulierte Hagelschlagtest, bei dem golfballgroße Eisbälle mit 110 km/h auf die Vorderseite geschossen wurden, spricht für die Stabilität der Modelle.

Das Gesamtkonzept von Autarqs Solarziegeln fällt somit vielversprechend aus. Einen Nachteil bringen sie im Vergleich zu klassischen Solarmodulen jedoch mit sich. Sie sind bisher deutlich teurer in der Anschaffung als PV-Module, da sie noch nicht Massen produziert werden. Aktuell kostet der einzelne Ziegel zwischen 25 und 35 Euro. Eine Fläche von 50 m², die einer Leistung von 6 Kilowattpeak entspricht, schlägt dabei schon mit 17.900 Euro zu Buche. Eine vergleichbare Solaranlage erhältst du zurzeit bereits für um die 8.000 Euro. Bei einem Neubau können sich Solarziegel finanziell dennoch lohnen – denn selbst, um klassische PV-Anlagen zu nutzen, müsstest du darunter das Dach ohnehin mit Dachziegeln eindecken. Sollte Autarq die eigene Produktion jedoch weiter ausbauen, könnten sie erschwinglicher werden.

Deine Technik. Deine Meinung.

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Mike

    Wie gelangt die „warme“ Luft vom Dach zur Wärmepumpe am Boden ?

    Antwort
  2. Nutzerbild Bolli

    Auf diese Innovation warten wir schon lange, dass ist doch genau das, was viele möchten.
    Wer in naher Zukunft ohnehin ein neues Dach benötigt, kommt an diesen Möglichkeiten kaum vorbei. Allerdings muss der Kaufpreis auch für alle akzeptabel sein.
    Letztlich verschwinden dann auch die hässlichen Solarzellen von den Dächern.
    😎😎😇😇

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein