Solarindustrie vor dem Aus? Wichtigster Hersteller verlässt Deutschland

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Einmal mehr könnten die Bedingungen für Industrien in Deutschland schwere Folgen mit sich bringen. Der wichtigste Hersteller von Solarzellen in Europa verlässt Deutschland und legt den Ausbau im Heimatland auf Eis. Grund dafür sind die viel besseren Bedingungen in den USA für das Unternehmen.
Solarindustrie vor dem Aus - Wichtigster Hersteller verlässt Deutschland
Solarindustrie vor dem Aus - Wichtigster Hersteller verlässt DeutschlandBildquelle: Bild von Michael Schwarzenberger auf Pixabay

Meyer Burger, der einzig große Solarzellenhersteller in Europa, hätte ein Comeback für das Solar Valley in Sachsen-Anhalt bedeuten können. Noch Ende April 2023 hatte das Unternehmen über eine Verzehnfachung seiner Produktion im sachsen-anhaltinischem Thalheim gesprochen. Jetzt liegt der Ausbau dort auf Eis, stattdessen werden Maschinen in die USA verschifft. Der Fall von Meyer Burger ist bezeichnend für viele Industrien, die Deutschland als Produktionsstandort zunehmend den Rücken kehren. Bedeutet dies das Aus für die Solarindustrie in Deutschland?

Solarindustrie: Ausbau von Werken in Deutschland gestoppt

Der Verlust der geplanten Verzehnfachung von Meyer Burgers Solarzellenproduktion in Sachsen-Anhalt hat weitreichende Konsequenzen für Deutschland. Bis zum Jahr 2027 hätten man dort jährlich 15 Gigawatt Leistung fertigen sollen. Die Fertigung hätte ein wichtiges Stück Unabhängigkeit für Europa und die Energiewende von ausländischen Firmen in China und den USA bedeutet. Ohne diese zusätzliche Produktion in Deutschland müssen wir nicht nur auf viele, wertvolle Steuern verzichten. Die Transportwege für Solarzellen bleiben groß, die Preisentwicklung liegt stärker in den Händen anderer Länder.

Der Ausbau scheiterte vor allem an finanziellen Gründen. Meyer Burger hatte von der EU Subventionen von einigen hundert Millionen Euro gefordert, in Form einer Anschubfinanzierung, die das Projekt etablieren sollte. Anderenfalls, so ließ Firmenchef Gunter Erfurt Ende Juni verlauten, erwäge man „die Projekte für den weiteren Ausbau der Solarfertigung in Deutschland abzubrechen“.  Grund für die Attraktivität der USA ist der sogenannte „Inflation Reduction Act“ von US-Präsident Biden – ein milliardenschweres US-Förderprogramm, von dem Meyer Burger nun profitieren will.

Ein Werk für Hochleistungssolarzellen in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado soll jetzt entstehen. Zunächst möchte man dort pro Jahr Solarzellen mit einer Leistung von zwei Gigawatt herstellen, die Meyer Burger von dort aus an sein Werk in Goodyear, Arizona liefern will. Dort sollen daraus Solarmodule produziert werden. Der Produktionsbeginn ist schon für Ende 2024 geplant. Damit alles so schnell wie möglich gelingt, werden bereits jetzt Maschinen, die für den Aufbau in Sachsen-Anhalt gedacht waren, direkt nach Colorado umgeleitet.

Meyer Burger profitiert von Millionen US-Dollar an Förderung

Die finanzielle Unterstützung, die Meyer Burger inzwischen in den USA erhält, ist beträchtlich. So bekommt das Unternehmen ein Finanzpaket von der Stadt Colorado Springs sowie dem Bundesstaat Colorado, das bereits fast 90 Millionen US-Dollar umfasst. Das Geld soll in Form von Steuergutschriften, direkter Unterstützung sowie vergünstigten Strom- und Wassertarifen der Produktion zugutekommen. Damit ist noch lange kein Ende für die Vorteile des Unternehmens in Sicht. Überdies rechnet das Unternehmen mit einer Vorauszahlung von Modulabnehmern und einem Darlehen des US-Energieministeriums in Höhe von mehr als 300 Millionen Dollar. Mit diesen insgesamt fast 400 Millionen US-Dollar ist es kaum verwunderlich, dass das Unternehmen diesen Produktionsstandort gewählt hat. Insgesamt winken Meyer Burger in den USA laut eigenen Angaben Steuergutschrift im Umfang von 1,4 Milliarden Dollar in den Jahren 2024 bis 2032.

Der Ausbau in Thalheim scheint zumindest jedoch nicht völlig abgeschrieben zu sein. In der Mitteilung des Unternehmens heißt es, dass „im Rahmen der erfolgreichen Bewerbung von Meyer Burger für den EU-Innovationsfonds […] zu einem späteren Zeitpunkt ein Ausbau im Multi-Gigawatt-Bereich in Thalheim geplant“ wäre. Grundsätzlich wolle das Unternehmen jedenfalls die Solarindustrie „sowohl in den USA als auch in Deutschland und Europa“ weiter ausbauen, so Gunter Erfurt. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Ausbau in Sachsen-Anhalt bis auf unbekannte Zeit verschoben ist. Selbst wenn ein neuer Plan umgesetzt werden soll, wird es Monate bis Jahre dauern, die bestellten Maschinen, die nun in die USA wanderten, neu für die Bereiche in Sachsen-Anhalt zu erwerben. Zumindest die bisherigen Produktionsanlagen bleiben Deutschland jedoch weiterhin erhalten.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Es ist an der Zeit, dass dieses bürokratisches Mordor sein Ende findet.
    Was mit schönen Parolen und Losungen begann, Wohlstand und Frieden für alle, hat sich zu einem kriegstreiberischen bürokratischen Autokratiegebilde entwickelt.
    Es trifft uns zwar hart, aber es ist gut so.
    Es ist an der Zeit, dass dieses sozialistisches EU zusammenbricht.
    Lieber buntes Europa, als graues EU.

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  2. Nutzerbild Christian

    Das ist eine Falschmeldung. MB verlässt Deutschland nicht, sondern baut eine neue Fertigungslinie in den USA.

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  3. Nutzerbild Andrej U.

    Ja wohl, der Biden ist ein schlaue Fuchs, der hat mit diesem Papier sehr viel Unternehmen gelockt, die jetzt in USA produzieren werden, und Deutschland, und EU bleibt an Ihre Sachen Treu, Strom Kosten Hoch, Wasser kosten Hoch, alles hoch damit die Bürger alles bezahlen können, und Unternehmen gehen weg. Lieber Leute, die Leute die Hinterher des geldes springen, sollen es machen, und die Karma ist eh eine Bit…, die kommt dann wenn man es nicht erwartet, Also ich wünsche die Firma Meyer Burgers alles gute, hoffe dort können die Sehr viele kunden Erreichen! Und unternehmen in Deutschland (kleine Unternehmen) bitte denk nicht an das geld (ist zwar wichtig), aber Menschen machen was aus!! Denk an die Leistungen was die Leute mitbringen, und bitte Seit NETT zu allen!!

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  4. Nutzerbild Sebastian F.

    Etwas mehr Recherche hätte geholfen, um den Hintergrund des Manövers zu verstehen.

    1. Die Aussage, MB würde Deutschland verlassen ist falsch!

    2. Das Engagement in den USA ist eine Notwendigkeit für weitreichende Subventionen in Europa bzw Deutschland. Es steht ein sehr schlauer Plan hinter der Ausschreibung der europäischen Subventionen. So wird von Bewerbern zum Beispiel gefordert, dass – neben technologischen Anforderungen – sie 2GW Produktionskapazitäten im außereuropäischen Ausland aufgebaut haben müssen. 2GW? War das nicht die Kapazität, die MB in den USA aufbauen möchte? Ein Schelm …

    Es ist also zu nahezu 100% sicher, dass MB den Umweg über die USA nimmt, um sich dort den Marktzugang zu erhalten, die EU aber schon mit einem viel attraktiveren Angebot wartet.

    Der Unterschied zwischen den USA und der EU:
    Während die US-Subventionen erst – über Jahre gestreckt – NACH der nicht unerheblichen Vorinvestition des Unternehmens realisiert werden können, subventioniert die EU die Investitionen direkt.

    Das heißt, MB kann in Europa die Produktion ohne eigene Investitionen hochziehen. Vereinfacht ausgedrückt, bezahlt die EU sämtliche Maschinen für MB.

    Wenn man über solche Vorgänge berichtet, sollte man sich ein wenig mit dem Thema beschäftigen.

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