Drohendes Chemikalien-Verbot erschüttert Wärmepumpen- und Autobranche

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Für die Fertigung von vielen industriellen Prozessen werden sogenannte Ewigkeitschemikalien benötigt. Verschiedene Umweltbehörden wollen die Nutzung dieser Chemikalien nun verbieten. Das könnte jedoch verheerende Auswirkungen auf viele Industriezweige wie die Wärmepumpen- oder Autobranche haben.
Drohendes Chemikalien-Verbot erschüttert Wärmepumpen- und Autobranche
Drohendes Chemikalien-Verbot erschüttert Wärmepumpen- und AutobrancheBildquelle: Foto von Lenny Kuhne auf Unsplash

Zahlreiche Fertigungsprozesse in unterschiedlichen Industriezweigen sind auf sie angewiesen: Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz auch PFAS oder auch Ewigkeitschemikalien genannt. Sie kommen in der Natur nicht vor, sondern wurden von Menschen entwickelt, um sie dank ihrer besonderen Eigenschaften in der Industrie einzusetzen. Die Gruppe umfasst tausende von unterschiedlichsten Substanzen, die alle eines gemeinsam haben: Man benötigt sie für die Fertigung wichtiger Technologien. Ein drohendes Verbot für Ewigkeitschemikalien könnte ganzen Branchen wie die Wärmepumpen– oder Autoindustrie lahmlegen.

Verbot für Ewigkeitschemikalien? Es geht nicht ohne sie

Ein Zusammenschluss verschiedener Umweltbehörden will mit einem Antrag bei der Europäischen Chemikalienagentur das Risiko durch PFAS eindämmen, indem sie ein Verbot der Stoffgruppe fordern. Ein Vorschlag, der auf heftigen Gegenwind aus der Industrie stößt. Vor allem eine Gruppe von Fluorpolymeren (PVDF) kommt in vielen Technologien zum Einsatz. Allein in rund 70 Prozent der Kathoden von Lithium-Ionen-Akkus finden sich diese Stoffe, doch auch Wärmepumpen verwenden die Stoffe als Kältemittel. Mit Windrädern, PV-Modulen und Brennstoffzellen sind unzählige weitere Branchen vertreten. In der modernen Industrie sind Ewigkeitschemikalien nicht aus Fertigungsprozessen wegzudenken. Die Stoffe besitzen eine hohe Lebensdauer, die die Gefahr mit sich bringen, dass sie in der Natur nicht durch natürliche Prozesse aufgelöst werden. Diesem Umstand verdanken sie ihre Bezeichnung als „Ewigkeitschemikalien.“

Umweltschützer sehen darin große Risiken. Da sich die Chemikalien in der Natur nicht abbauen, können sie großen Schaden in der Natur anrichten. Zudem gelten viele von ihnen als gesundheitsschädlich. Industrieverbände halten dagegen, dass es für viele Industriezweige keine nutzbare Alternative zu PFAS gäbe. Ebenso betrachten sie Fluorpolymere als Hochleistungskunststoffe, die zu stabil wären, um die Umwelt zu belasten. Statt eines allgemeinen Verbots aller Ewigkeitschemikalien wollen Industrieverbände die individuelle Prüfung jeder einzelnen Chemikalie. Gesundheitsexperten, Umweltverbände und Behörden hingegen sehen sich in einer klaren Vorsorgeverpflichtung gegenüber der Bevölkerung. Jede einzelne Chemikalie zu prüfen, würde viel Zeit benötigen. Dazu seien die Schäden, welche langlebige PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten könnten, häufig gar nicht hinreichend erforscht.

Kaum Alternativen in Akkuherstellung

Während bei einigen Industriezweigen zumindest Ammoniak, Kohlenstoffdioxid oder Propan als Kältemittel als Ersatz für PFAS in Betracht kommen, sieht es in anderen Bereichen schwierig aus. Insbesondere in der Akku-Industrie gibt es zurzeit keine realistische Alternative, da PFAS als Bindemittel in den Elektroden nicht wegzudenken sind. Die Lithium-Metalloxide, aus denen Kathoden der Akkus bestehen, benötigen PFAS. Es gibt zwar schon Studien, die nach Möglichkeiten Lösungen für PFAS-freie Akkuherstellungen suchen, dennoch könnte ein zu frühes Verbot der Chemikalien die Industrien schwer treffen. Eine Umstellung der Produktionen auf PFAS-freie Verfahren ist nicht ohne Weiteres möglich. Es bleibt zu hoffen, dass Studien mehr Alternativen für PFAS zutage fördern, auf die sich die Herstellungsprozesse umstellen können, bevor sämtliche PFAS aus Industrieprozessen per Verbot entfernt werden. Ob und in welcher Form Ewigkeitschemikalien verboten werden, kann noch nicht vorhergesagt werden. Sollte es zu einem Verbot kommen, wären wohl Ausnahmen und Übergangslösungen für zahlreiche Industriezweige notwendig.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Schade, dass es Kotzsmiley hier nicht gibt.
    Inside digital betreibt wirklich Angstmacherei, das hat nichts mit Journalismus zu tun, das ist unterste Schublade, ala Bild oder SUN.
    Wozu Panik verbreiten, wo gar kein Verbot gibt? Und wenn ein Verbot kommt, dann wird die Welt nicht untergehen.
    Vor 100 Jahren gabs die Ewigkeitschemikalien nicht, und die Welt war in Ornung.
    Kotz, kotz, kotz.

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