Schwarzfahrer-Streit: Flixtrain schießt gegen die Bahn

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Bahn-App auf, Ticket buchen und schon bist du entspannt unterwegs. So kann es gehen und so ist es auch oft der Fall. Doch wie schnell es gehen kann, dass man zum Schwarzfahrer wird, zeigt sich, wenn man einen winzigen Hinweis übersieht. Und das stößt nicht nur Kunden, sondern auch Flix sauer auf.
Ein Regionalexpress im Bahnhof Nürnberg
Ein Regionalexpress im Bahnhof NürnbergBildquelle: ArminEP / Pixabay

Das 9-Euro-Ticket motiviert viele Menschen in Deutschland, die Bahn auszuprobieren. Und auch die Anbindung der Bahn als Zubringer an die Fluggesellschaften wird immer besser. Doch was, wenn man etwas weiter fahren will und die Regio-Bahnen zu langsam sind? Ganz einfach: Die Strecke im DB Navigator auf dem Handy eingeben und schon spuckt dir die App ein Ticket aus, das dich berechtigt von A nach B zu fahren. So zumindest die Theorie.

Teilstreckenpreise und Privatbahnen

Gibst du in deinem Desktop auf dem Computer oder im Laptop eine Strecke ein, spuckt dir die Bahn eine Auswahl an Möglichkeiten aus. Doch gelegentlich greift die Bahn auf Fremdangebote zurück. Beispielsweise wird ein Flixtrain als Verkehrsmittel eingebunden. Dann erscheint unter dem Preis das Wort „Teilstreckenpreis“. Klickst du darauf, wird dir in einem Pop-up erklärt, welche Strecken im Preis inbegriffen sind und welche nicht. 

Machst du das Gleiche in der App, wird dir sehr klein das gleiche Wort „Teilstreckenpreis“ angezeigt. Hier wird aber nicht klar, was damit gemeint ist, da es auch nicht klickbar ist. Somit kann dieser Hinweis schnell übersehen werden. Das gleiche Spiel dann auf der darauffolgenden Seite im Buchungsprozess. Hier kannst du dir jedoch die Details des Tickets anzeigen lassen.

Bahn-App: Teilstreckenpreise
Bahn-App: Teilstreckenpreise

In unserem Beispiel ein Regio 120 Ticket. Hier befindet sich der Hinweis auf den Teilstreckenpreis am untersten Ende der Anzeige und verschwindet bei einem kleinen Handy auch komplett aus dem sichtbaren Bereich. Bei Googles Pixel 3a zeigt es sich, wie der Hinweis gar nicht mehr auftaucht (Bild rechts).

DB NAvigator App Bahn zeigt Teilstreckenhinweis nicht im Screen an
DB Navigator: App der Bahn zeigt Teilstreckenhinweis nicht im Screen des Google Pixel 3a an

Hast du diesen Hinweis im Trubel des Bahnhofs oder wegen der Größe deines Handys übersehen, bekommst du ein Ticket der Bahn, das wie gewohnt aussieht. Die einzelnen Abschnitte der Tour sind vermerkt. Dann taucht auch der Flixtrain mit dem entsprechenden Zugkürzel auf. Nimmst du dann diesen Zug, bist du ganz regulär schwarz unterwegs. Denn diesen Zug darfst du nicht benutzen.

Flixtrain bestätigt Verwirrung der Bahn-Kunden

Und das kommt nicht selten vor, wie Flix, das Unternehmen hinter dem Flixtrain, auf Anfrage von inside digital bestätigt: „Wir bemerken immer wieder, dass Fahrgäste mit einem DB-Ticket in unseren FlixTrain-Zügen sitzen, weil ihnen nicht klar ist, dass das von der DB ausgestellte Ticket im FlixTrain nicht gilt.“ Das sei nicht nur für das Zugpersonal, das die Fahrkarten kontrolliert, ein großes Ärgernis, sondern vor allem natürlich für die Fahrgäste selbst.

Dass der Buchungsablauf gerade bei gemischten Fahrten intransparent abläuft, nennt Flix als Grundproblem. Doch die Kritik von Flix an der Bahn-App geht weiter: „Buchbar sind FlixTrain-Tickets dort gar nicht, auch wenn dies den Reisenden gerade bei Umsteigeverbindungen durch die Art der Anzeige im Navigator beziehungsweise auf bahn.de so suggeriert wird.“ FlixTrain sei dabei das einzige Unternehmen, dem der Zugang zu dieser Buchungsplattform verwehrt würde.

Das bisherige Vorgehen ist für die Bahn jedoch nicht zu problematisch: „Bei der Buchung von Verbindungen mit einem Flixtrain-Anteil wird mehrmals der Hinweis angezeigt, dass es sich um die Buchung einer Teilstrecke handelt. Neben dem Kauf der Teilstrecke möchten wir unseren Kund:innen auch alle wichtigen Informationen zu ihrer Reise geben – diese beinhalten auch Informationen zum Flixtrain-Anteil“, so die Bahn auf Anfrage von inside digital. Sie verspricht jedoch eine Prüfung, „ob [wir] die Buchungsstrecke in diesem Punkt optimieren und künftig noch klarer herausstellen können, dass es sich um die Buchung einer Teilstrecke handelt“.

Die Verpflichtung der Bahn

Private Anbieter aus der Bahn-App-Auswahl auszuschließen, gelingt in der aktuellen App-Iteration nicht. Denn die App bietet diese Filterfunktion nicht an. Selbstverständlich ist ein ganzheitliches Angebot bei Streckenanfragen eine tolle Idee, jedoch muss dabei klar sein, was den Nutzer erwartet. Somit sollte die Bahn, entweder die Verbindung filtern lassen, direkt auf den Teilstreckenanbieter verweisen oder die Buchung nicht zulassen. Auf Anfrage schließt die Bahn jedoch aus, dass man eine Filterfunktion einführen kann: „Wir haben eine Auskunftspflicht auch für Verbindungen und Betreiber, deren Produkt wir nicht verkaufen. Daher können wir hier keine Einschränkungen vornehmen“, so die Bahn. Sie verweist auf die bestehenden Filter: „Grundsätzlich ist es aber möglich, in den Suchoptionen beispielsweise „Nur Nah-/ Regionalverkehr“ einzustellen.“

Flixtrain gebucht? Das ist die Lösung

Falls du in die Verlegenheit kommst ein solches Ticket ungewollt gebucht zu haben, gibt es eine Lösung. Sie ist aber zeitlich gebunden. Die Deutsche Bahn gibt den Tipp: „Wenn unsere Kund:innen die Hinweise auf den Teilstreckenpreis übersehen und erst mit Erhalt des Tickets erkennen, dass sie nur einen Teil der Strecke gebucht haben, können sie ihr Ticket innerhalb von 12 Stunden nach der Buchung kostenlos online stornieren.“

Mit der Bahn von Köln nach Paris: Keine Auskunft möglich

Wie das ganzheitliche Buchen funktionieren kann, zeigt apropos die Einbindung der ÖBB. Hier wirst du auf die „internationale“ Bahnseite weitergeleitet und der Preis inklusive des ÖBB-Tickets ermittelt. Eine Fahrt von beispielsweise Köln nach München kann so inklusive Nightjet und ICE komplett bei der Bahn gebucht werden.

Anders sieht es mit der Einbindung des französischen Thalys aus. Dort wirst du wie beim ÖBB-Beispiel auf die internationale Seite der Bahn geleitet. Dort jedoch bricht der Buchungsvorgang bei der Preisermittlung ab. Die Bahn kann auch hier für den privaten Anbieter keine Buchung durchführen. Zumindest nicht online, wie im Fehlertext bemerkt wird. Der Vorteil: Der Buchungsprozess wird nicht final durchgespielt und du hast keine Chance ohne Ticket zu fahren. Das ist zwar auch unbefriedigend, aber zumindest landest du nicht auf dem Abstellgleis. 

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9 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild xKazuMo

    Auf jeden Bild steht „Teilstreckenpreis“ wenn man hinsieht 🤔

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    • Nutzerbild Florian

      Genau das gleiche hatte ich mir auch gedacht. Steht überall dich beim Preis dabei. Aber übersehen kann man das in hektischen Momenten sicherlich auch.

      FlixTrain macht es sich mal wieder einfach und behauptet, dass sie ausgeschlossen werden. Dabei müssten sie nur entsprechende Verträge mit der Bahn abschließen und schon wären auch ihre Tickets über die App kaufbar. Gibt ja genug andere Bahnunternehmen, deren Tickets ebenfalls über den Navigator erhältlich sind.

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  2. Nutzerbild Frank

    Das Theater geht ja noch weiter, sitzt man im Flixtrain und dieser kommt aufgrund z.B. einer Weichenstörung zu spät an und man muss im Anschluss noch einen weiteren Zug bekommen und diesen verpasst man, muss man sich laut Bahn ein neues Ticket kaufen für den Folgezug. Lt. Bahn sind sie ja nicht der Beförderer gewesen und können nichts dafür, wenn der Flixtrain zu spät ist. Dass die Bahn für die Weichen verantwortlich ist, versteht dann beim Kundenservice niemand 😂😂

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    • Nutzerbild Ralf H.

      Das ist nicht „Die Bahn“ das sind unterschiedliche bewusst von der Politik getrennte Gesellschaften. Die Züge gehören zu DB Fernverkehr, die Weichen, Schienen zu DB Netz.

      Und viele in der Politik möchten diese Trennung ja sogar noch ausweiten.

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  3. Nutzerbild Maaß

    Flixtrain hat die Aufnahme in der App erstritten.
    In der App den Schnell/DZug abwählen, dann sollte Flixtrain rausgefiltert werden

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  4. Nutzerbild Fritz

    Thema Internationale DB Seite und Thalys:
    Das stimmt so nicht. Die DB verkauft Tickets von SBB, ÖBB, SNCF, Trenitalia sowie Eurostar und Thalys! Die Fehlermeldung scheint leider generischer Natur. Ich habe es probiert und es funktioniert. Wenn es mal nicht klappt, scheint der Zug ausgebucht zu sein oder es ist ein technischer Fehler. Hier wurde nicht richtig recherchiert

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  5. Nutzerbild McCoy

    Hatte mich schon gewundert. Auf dem Bild springt einem dieses „Teilstreckenpreis“ förmlich entgegen. Hab darum mal auf diesen Handylink unter dem Bild geklickt, in der Annahme, da würde dann das beschriebene Bild aus dem Text auftauchen. Aber nee, da geht’s echt nur zu den Daten des Smartphones 🙃🙃

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  6. Nutzerbild Klaus

    Fahre sehr gerne mit Flixtrain. Hier ist der Kunde noch König. Nette Servicekräfte, schöner Zug, sehr günstig und doch so schnell, da kann sich die Bahn eine Scheibe abschneiden.

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  7. Nutzerbild Markus

    Die Information „Teilstreckenpreis“ hilft bzgl. Flixtrain in meinem Fall nicht weiter. Die Information wird mir bei jeder Buchung angezeigt, da ich den letzten Teil der Strecke mit dem Bus fahre, der eben nicht im Preis enthalten ist.

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