Ladesäulen ade? Bayern setzt auf eine viel bessere Alternative

3 Minuten
Ladesäuen für E-Fahrzeuge haben einen großen Nachteil gegenüber klassischen Tankstellen: die Ladedauer. Kein Wunder also, dass längst nach effizienteren Alternativen gesucht wird. Eine vielversprechende Lösung geht demnächst im Rahmen eines befahrbaren Pilotprojekts in Bayern an den Start.
Ladesäule für Elektroautos
Ladesäulen ade? Bayern setzt auf eine viel bessere AlternativeBildquelle: GlennV / shutterstock.com

Elektrofahrzeuge können viele Stärken vorweisen, haben jedoch auch gravierende Schwächen. Zu letzteren gehören in erster Linie eine „hohe“ Ladedauer und eine „geringe“ Reichweite. Natürlich ist bei solchen Adjektiven Vorsicht geboten, denn beide Begriffe sind relativ. Bloß vergleichen wir E-Autos eben historisch bedingt mit Verbrennern. Und da kann die neue Generation noch nicht ganz mithalten. Eine mögliche Lösung stellt das Projekt „E|MPOWER“ dar, das gegenwärtig unter der Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Bayern auf der A6 in Fahrtrichtung Nürnberg umgesetzt wird.

Revolutionäres E-Fahrzeug-Projekt

Jüngst gaben der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume sowie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann den Startschuss für eine einen Kilometer lange Teststrecke auf der A6 zwischen den Anschlussstellen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt untersuchen soll. Zu diesem Zwick wurde zuvor in Zusammenarbeit mit der Autobahn GmbH des Bundes auf einer Teststrecke die kabellose Electric Road System (ERS)-Technologie von Electreon verlegt.

Das Funktionsprinzip ist dabei recht simpel und ähnelt dem kabellosen Laden von Smartphones: Zunächst werden Induktionsspulen in den Straßenbelag der A6 integriert. Diese erzeugen ein Magnetfeld, das wiederum eine Spannung in der Gegenspule eines speziell ausgerüsteten Fahrzeugs induziert, sobald dieses über die Teststrecke fährt. Laut den Forschern können sowohl Pkw als auch Lkw von der Technologie profitieren. Wobei der Fokus zunächst auf der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs liegt.

Bei dem Pilotprojekt handelt es sich um das Erste seiner Art in Deutschland. „Uns interessiert bei den Untersuchungen unter anderem, wie effizient das System tatsächlich ist, und wie sich Induktionsspulen effizient fertigen und automatisiert in die Straße einbauen lassen“, sagt Florian Risch, Professor für Montagetechnologien elektrischer Energiespeicher an der FAU. Dank der Teststrecke erhalte man wichtige Praxiserkenntnisse und wissenschaftlich fundierte Daten für optimierte Systeme auf Seiten der Infrastruktur und der Fahrzeuge.

Elektrofahrzeug fährt über Induktionsspulen
E-Fahrzeuge sollen künftig per Induktion während der Fahrt geladen werden

Neue Möglichkeiten für E-Fahrzeuge

Die ersten Fahrversuche auf der neuen Teststrecke sollen ab der zweiten Jahreshälfte 2025 beginnen – mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen. Mit „normalen“ Elektrofahrzeugen interagiert die E|MPOWER-Technologie nicht. Folglich ist sie für unbeteiligte Fernkehrsteilnehmer absolut ungefährlich.

Die potenziellen Vorteile der Technologie sind derweil geradezu überwältigend. „Das induktive Laden kann ein echter Gamechanger für die E-Mobilität sein. Der Wirkungsgrad liegt bei über 90 Prozent und wir erreichen völlig ungeahnte Möglichkeiten“, so Blume. Anstelle von Ladesäulen könnte der Straßenbelag selbst respektive die darin eingelassenen Spulen den Energiespeicher von E-Fahrzeugen befüllen. Und das unmittelbar während der Fahrt. Damit wären sowohl die Reichweiten-Probleme von E-Autos als auch die oftmals bemängelte Ladedauer obsolet – zumindest in der Theorie.

In der Praxis würde der hierfür notwendige Ausbau der Infrastruktur Jahrzehnte beanspruchen und auch kostentechnisch eine große Herausforderung darstellen. Langfristig betrachtet erweist sich ein Blick auf das Pilotprojekt dennoch möglicherweise als ein Blick in unsere eigene technologische Zukunft.

Mitreden

12 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Bolli

    Natürlich wäre diese innovative Technologie überaus sinnvoll.
    Die hässlichen und teuren Stromsäulen können dann endlich verschrottet werden.
    Kostenlose Energie kann dann jeder mit dieser Technologie aufnehmen, dafür wird ein kleiner Strombeitrag pauschal erhoben.
    Aber wo kommt die Energie her ?
    Vielleicht doch wieder Atomkraftwerke?
    😎😎😇😇

    Antwort
    • Nutzerbild Jan

      Naja, wir haben zum Teil einen Überschuss an Strom. Der Export von diesem kostet uns meist Geld.
      Wenn die Netze besser ausgebaut sind, können die Windkraftanlagen mehr Strom produzieren. Diese werden oft abgeschaltet um das Netz nicht zu überlasten. Mit einem Voranschreiten des Netzausbaus wird sich das Stromproblem nach und nach von selbst lösen.

      Antwort
      • Nutzerbild Andreas D.

        oder mal einfach den Strom nutzen wenn er da ist. Bayern hat ja eher ein Problem mit den Solarspitzen. Da ist das Netz nicht mit dem vielen Strom ünerlastet sondern weil er nicht abgenommen wird – Mangel an Verbraucher (e-Autos und böse teure Wärmepumpen für 300.000€ das Stück laut Söder)

        Antwort
  2. Nutzerbild Karsten Frei

    Speziell in diesem Fall habe ich viele Bedenken.
    1. Wartungs und Reparaturfreundlichkeit.
    Muss man die gesamte Straßendecke aufmachen, um durchgebrannte Induktionsspulen zu ersetzen?
    2. Stromstärke.
    Wo bei einem Smartphone die Ladestromstärke und die Spule genau berechnet werden können, ist auf einer Autobahn mit stetig wechselnden Verbrauchern zu rechen. Wie stark muss die Anlage ausgelegt werden? Und was ist mit Zeiten wo wenig los ist? Ist das nicht Resoursenverschwenderisch?
    3. Gesundheit.
    Sich freiwillig in ein Magnetfeld begeben und dann noch sich darin bewegen?
    4. Machbarkeit.
    Ob jetzt eine ganze Autobahn oder nur begrenzte „Ladeabschnitte“, die parallel zu einer Autobahn führen und schnell repariert, gesperrt oder freigegeben werden können, was ist besser?
    5. Autos.
    Die Autohersteller müssen bei dem Plan auch mitspielen, oder ist es so ein ala-Habeck-Plan? Die Autohersteller sind irrelevant, es geht grundsätzlich um Streckenbau auf Staatskosten. Das Geld wird bewilligt, ausbezahlt, und danach Insolvenz angemeldet?

    Fragen über Fragen.

    Antwort
    • Nutzerbild Karsten Frei

      Was in der Theorie funktioniert, kann unter realen Bedienungen zur einem Desaster werden. Und so eine Teststrecke kann viele Fragen beantworten, Wetter, Umwelt, Gesundheit, Technik.
      Ein lokaler Test, sowie forschen und experimentieren sind auf jeden Fall sinnvoll.

      Antwort
  3. Nutzerbild Elektrotechnikermeister

    Es resultiert ein sehr starkes Magnetfeld, was andere Bauteile des Fahrzeuges beeinträchtigen kann und vorallem Menschen mit Herzschrittmacher. Die Ladeverluste sind erheblich und die Realisierung viel zu teuer. In ein paar Jahren werden Fahrzeuge mit Elektroantrieb eine größere Reichweite als Verbrenner haben. Siehe Silizium Batterie, welche schon 2018 in einer deutschen Uni getestet wurde. Dieser Bau ist Verschwendung von Steuergelder, welche bessert in die vernachlässigte Stromnetzinfrastruktur und Batteriespeicher eingesetzt werden sollte.

    Grüße vom Elektrotechnikermeister

    Antwort
  4. Nutzerbild F. von der Liet

    Klar, die Lösung sind Miliarden teure Atomkraftwerke. Zurück in die Zukunft!!!! Die sind auch viel schöner als die hässlichen Ladesäulen. Warum haben die die nur nicht so wunderschön hinbekommen wie die schmierigen Benzin und Dieselsäulen. Irgendwie fehlt mir auch auch der aromatische Tankstellengeruch, obwohl man das ja nicht einatmen soll…aber ich rieche es halt so gern……

    Antwort
    • Nutzerbild Andreas D.

      Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters.
      Aber, einfach noch mal den Reservekanister füllen und den Wunderbaum immer mal wieder eintauchen. Sollte für Jahrzehnte den gewohnten Tankstellengeruch liefern. Evtl. ja auch eine Geschäftsidee….

      Antwort
  5. Nutzerbild Charly

    Habe ich ein Dejavue?
    Gerade wurde ein vergleichbares Projekt mit Oberleitungen für LKWs in den Sand gesetzt. Zwei lange Teststrecken für mehrere 100 Mio € hatten genau das gleiche Ziel. Insg.gab es nur eine handvoll LKWs, die meistens auch noch kaputt waren. Jetzt wurden die kilometerlangen Strecken klammheimlich abgebaut. Ein hoher Prozentsatz der Steuergelder ist in nicht nachvollziehbaren Kanälen verschwunden. Warum sollte es hier besser laufen ?
    Technisch und wirtschaftlich gab es namhafte Warner auf die nicht gehört wurde. Politischen Entscheidern fehlt leider die nötige Sachkenntnis und so fallen sie auf redegewandte Lobbyisten rein.
    Alleine die Vorstellung, dass so eine Idee ein weltweiter Exportschlager werden könnte und dass alle paar Jahre die Fahrbahndecken erneuert werden müssen lassen an einem gesunden Verstand zweifeln.

    Antwort
  6. Nutzerbild FSM

    Ein realitätsfernes Projekt was keiner braucht. Wirkungsgrad, Aufwand Aufbau, Unterhalt, Umrüstung Autos, Standardisierung, fehlende Verbreitung und folglich der zu hohe Preis.
    Sehe nicht welches Problem diese Technologie realistisch lösen soll.
    EMobilität wird sich auch so durchsetzen…

    Antwort
  7. Nutzerbild FSM

    die Leistung wird nicht mal reichen für die momentane Antriebsleistung bei Autobahntempo…

    Antwort
  8. Nutzerbild Andreas D.

    Das wäre eine gute lösung auf Parkplätzen. In die Fahrbahn integriert oder oberflächlich nachgerüstet.
    Bequemes laden, auch im öffentlichen Raum und Netzdienlich gesteuert.
    Warum wir Bayern gleichal wieder mit der teuersten und nutzlosesten Variante beginnen…? Verkauft sich vermutlich besser bei den Wählern mit Reichweitenängsten die befürchten stundenlang am Schnellader zu stehen.

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein