Ladesäulen ade? Bayern setzt auf eine viel bessere Alternative

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Ladesäuen für E-Fahrzeuge haben einen großen Nachteil gegenüber klassischen Tankstellen: die Ladedauer. Kein Wunder also, dass längst nach effizienteren Alternativen gesucht wird. Eine vielversprechende Lösung geht demnächst im Rahmen eines befahrbaren Pilotprojekts in Bayern an den Start.
Ladesäule für Elektroautos
Ladesäulen ade? Bayern setzt auf eine viel bessere AlternativeBildquelle: GlennV / shutterstock.com

Elektrofahrzeuge können viele Stärken vorweisen, haben jedoch auch gravierende Schwächen. Zu letzteren gehören in erster Linie eine „hohe“ Ladedauer und eine „geringe“ Reichweite. Natürlich ist bei solchen Adjektiven Vorsicht geboten, denn beide Begriffe sind relativ. Bloß vergleichen wir E-Autos eben historisch bedingt mit Verbrennern. Und da kann die neue Generation noch nicht ganz mithalten. Eine mögliche Lösung stellt das Projekt „E|MPOWER“ dar, das gegenwärtig unter der Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Bayern auf der A6 in Fahrtrichtung Nürnberg umgesetzt wird.

Revolutionäres E-Fahrzeug-Projekt

Jüngst gaben der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume sowie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann den Startschuss für eine einen Kilometer lange Teststrecke auf der A6 zwischen den Anschlussstellen Sulzbach-Rosenberg und Amberg-West. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt untersuchen soll. Zu diesem Zwick wurde zuvor in Zusammenarbeit mit der Autobahn GmbH des Bundes auf einer Teststrecke die kabellose Electric Road System (ERS)-Technologie von Electreon verlegt.

Das Funktionsprinzip ist dabei recht simpel und ähnelt dem kabellosen Laden von Smartphones: Zunächst werden Induktionsspulen in den Straßenbelag der A6 integriert. Diese erzeugen ein Magnetfeld, das wiederum eine Spannung in der Gegenspule eines speziell ausgerüsteten Fahrzeugs induziert, sobald dieses über die Teststrecke fährt. Laut den Forschern können sowohl Pkw als auch Lkw von der Technologie profitieren. Wobei der Fokus zunächst auf der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs liegt.

Bei dem Pilotprojekt handelt es sich um das Erste seiner Art in Deutschland. „Uns interessiert bei den Untersuchungen unter anderem, wie effizient das System tatsächlich ist, und wie sich Induktionsspulen effizient fertigen und automatisiert in die Straße einbauen lassen“, sagt Florian Risch, Professor für Montagetechnologien elektrischer Energiespeicher an der FAU. Dank der Teststrecke erhalte man wichtige Praxiserkenntnisse und wissenschaftlich fundierte Daten für optimierte Systeme auf Seiten der Infrastruktur und der Fahrzeuge.

Elektrofahrzeug fährt über Induktionsspulen
E-Fahrzeuge sollen künftig per Induktion während der Fahrt geladen werden

Neue Möglichkeiten für E-Fahrzeuge

Die ersten Fahrversuche auf der neuen Teststrecke sollen ab der zweiten Jahreshälfte 2025 beginnen – mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen. Mit „normalen“ Elektrofahrzeugen interagiert die E|MPOWER-Technologie nicht. Folglich ist sie für unbeteiligte Fernkehrsteilnehmer absolut ungefährlich.

Die potenziellen Vorteile der Technologie sind derweil geradezu überwältigend. „Das induktive Laden kann ein echter Gamechanger für die E-Mobilität sein. Der Wirkungsgrad liegt bei über 90 Prozent und wir erreichen völlig ungeahnte Möglichkeiten“, so Blume. Anstelle von Ladesäulen könnte der Straßenbelag selbst respektive die darin eingelassenen Spulen den Energiespeicher von E-Fahrzeugen befüllen. Und das unmittelbar während der Fahrt. Damit wären sowohl die Reichweiten-Probleme von E-Autos als auch die oftmals bemängelte Ladedauer obsolet – zumindest in der Theorie.

In der Praxis würde der hierfür notwendige Ausbau der Infrastruktur Jahrzehnte beanspruchen und auch kostentechnisch eine große Herausforderung darstellen. Langfristig betrachtet erweist sich ein Blick auf das Pilotprojekt dennoch möglicherweise als ein Blick in unsere eigene technologische Zukunft.

Bildquellen

  • E-Fahrzeuge sollen künftig per Induktion während der Fahrt geladen werden: FAU
  • Neues TÜV-Gesetz: Zwei Millionen Autofahrer betroffen: TÜV Rheinland
  • Ladesäulen ade? Bayern setzt auf eine viel bessere Alternative: GlennV / shutterstock.com

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Bolli

    Natürlich wäre diese innovative Technologie überaus sinnvoll.
    Die hässlichen und teuren Stromsäulen können dann endlich verschrottet werden.
    Kostenlose Energie kann dann jeder mit dieser Technologie aufnehmen, dafür wird ein kleiner Strombeitrag pauschal erhoben.
    Aber wo kommt die Energie her ?
    Vielleicht doch wieder Atomkraftwerke?
    😎😎😇😇

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  2. Nutzerbild Karsten Frei

    Speziell in diesem Fall habe ich viele Bedenken.
    1. Wartungs und Reparaturfreundlichkeit.
    Muss man die gesamte Straßendecke aufmachen, um durchgebrannte Induktionsspulen zu ersetzen?
    2. Stromstärke.
    Wo bei einem Smartphone die Ladestromstärke und die Spule genau berechnet werden können, ist auf einer Autobahn mit stetig wechselnden Verbrauchern zu rechen. Wie stark muss die Anlage ausgelegt werden? Und was ist mit Zeiten wo wenig los ist? Ist das nicht Resoursenverschwenderisch?
    3. Gesundheit.
    Sich freiwillig in ein Magnetfeld begeben und dann noch sich darin bewegen?
    4. Machbarkeit.
    Ob jetzt eine ganze Autobahn oder nur begrenzte „Ladeabschnitte“, die parallel zu einer Autobahn führen und schnell repariert, gesperrt oder freigegeben werden können, was ist besser?
    5. Autos.
    Die Autohersteller müssen bei dem Plan auch mitspielen, oder ist es so ein ala-Habeck-Plan? Die Autohersteller sind irrelevant, es geht grundsätzlich um Streckenbau auf Staatskosten. Das Geld wird bewilligt, ausbezahlt, und danach Insolvenz angemeldet?

    Fragen über Fragen.

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