Welcher Autofahrer kennt es nicht? Alle zwei Jahre muss man mit dem Auto zum TÜV und hofft, dass man ohne Mängel durch die Hauptuntersuchung kommt. Ansonsten kommen zu den rund 150 Euro für die HU weitere Kosten für Reparaturen dazu. Und für die Nachprüfung, für die TÜV, Dekra und Co. schon mal gerne 30 Euro verlangen. Und nun will die EU-Kommission, dass Besitzer älterer Autos jährlich zur HU müssen. Das würde die Kosten verdoppeln. Doch was steckt hinter diesem Plan? Hat das E-Auto etwas damit zu tun? Und wer profitiert von der Abzocke der Autofahrer?
Jedes Jahr zum TÜV: Ist das E-Auto schuld?
In Deutschland gibt es derzeit rund 50 Millionen Autos. Statistiken zufolge ist ein Drittel aller Autos in Deutschland 10 Jahre alt – oder älter. Das macht 16,2 Millionen Fahrzeuge. Das heißt: Gut 16 Millionen Autos sollen bald nicht mehr nur alle zwei Jahre zum TÜV, sondern jährlich. Denn: Die EU-Kommission will, dass Autos ab 10 Jahren alle zwölf Monate auf die Hebebühne sollen. Natürlich der Sicherheit wegen. Man rechne damit, dass die Einführung jährlicher Prüfungen zu einem Prozent weniger Verkehrstoten und Verletzten führe. Nun wurden im Jahr 2024 bei rund 289.000 Unfällen Menschen verletzt oder getötet. Ein Prozent weniger würde die Zahl auf gut 286.000 sinken lassen. Nicht viel, aber immerhin.
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Kritiker aber sehen hinter dem TÜV-Plan die von Brüssel gewünschte Elektrifizierung des Verkehrs. Und damit das beschleunigte Aus von Benzinern und Diesel. Die Schlussfolgerung: Je schneller ältere Autos aus dem Verkehr gezogen werden, weil ihnen die TÜV-Plakette verweigert wird, desto mehr neue, elektrifizierte Wagen werden verkauft und desto schneller wächst dann auch der Anteil der Elektroautos. Und als Autofahrer überlegt man sich künftig einmal mehr, ob man einen älteren Gebrauchten kauft oder doch lieber zu einem neuen E-Auto greift. Alles unter dem Deckmantel der Verkehrssicherheit. Doch das ist nicht alles.
Wer davon profitiert und wer verliert
Die Verdopplung der Kosten von 150 auf 300 Euro für eine HU bei TÜV, Dekra und Co. müssen nämlich die Autofahrer selbst tragen. Nun stellt sich zunächst einmal die Frage: Warum sind die Kosten für eine Hauptuntersuchung, die im Schnitt nur 30 Minuten dauert, derart hoch? Schaut man nach Spanien, wo Autos, die älter sind als 10 Jahre, bereits seit Anfang der 2000er-Jahre jährlich zum TÜV müssen, sieht man, dass es auch deutlich günstiger geht. Hier kostet die HU 40 statt 150 Euro. Selbst mit einer jährlichen Kontrolle auf der Hebebühne sind die Kosten niedriger, als in Deutschland alle zwei Jahre zum TÜV zu fahren. Da die Prüfungen in beiden Ländern durch EU-Vorgaben weitgehend harmonisiert sind, kann es nicht am Umfang der Untersuchung liegen.
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Die niedrigeren Lohnkosten in Spanien können ein Grund sein. Aber nicht der Einzige. Viele ITV-Stationen (das spanische Pendant zu TÜV, Dekra und Co.) werden privat betrieben, stehen aber unter regionaler Kontrolle, was die Preisgestaltung deckelt. In Deutschland hingegen handeln die Prüforganisationen als wirtschaftliche Unternehmen mit stärkerer Gewinnerzielungsabsicht, was die Preise nach oben treibt. Das heißt: In Deutschland wollen TÜV, Dekra und Co. hohe Gewinne erzielen, während das System in Spanien stärker staatlich reguliert ist und die HU vordergründig auf die Sicherheit im Straßenverkehr einzahlt. Gewinnmaximierung steht hier nicht im Vordergrund. Wohl auch deshalb dürften TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS ein Interesse daran haben, dass die Idee der EU-Kommission auch in Deutschland durchgewunken wird.
