Motorola Moto X im Test

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Motorola Moto X im Test
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Verarbeitung und Design

Motorola vertreibt das Moto X in Deutschland in Weiß und Schwarz. Als erstes interessantes Detail fällt die Rückseite auf, die auf den ersten Blick die Struktur eines Golfballs zu haben scheint. Tatsächlich ist sie jedoch eben und leicht angeraut. Bei näherer Betrachtung ist eine Art Geflecht zu erkennen, das an Carbonfasern erinnert und den Golfball-Effekt auslöst. Der Rahmen besteht hingegen aus glattem glänzenden Kunststoff, der allerdings einen sehr harten und stabilen Eindruck macht. Die Kombination aus mattem und glänzendem Kunststoff in zwei unterschiedlichen Weißtönen ist Geschmackssache. Die Rückseite scheint aufgrund ihrer angerauten Oberfläche zudem anfällig für Verschmutzungen zu sein.

Die Vorderseite wird von dem Display dominiert, um das ein recht dünner Rahmen verläuft. Mit 4,7 Zoll gehört das Display schon nicht mehr zu den großen unter den Smartphones, durch den dünnen Rahmen kommt das Moto X mit seiner Länge von 129 Millimeter zudem kompakter daher als andere 4,7-Zoll-Smartphones wie das HTC One (137,4 Millimeter) oder das Nexus 4 von Google (133,9 Millimeter). Mit 1 Zentimeter ist das Moto X recht dick, wie bereits beim HTC One fällt dies durch die abgerundete Rückseite, die zu den Rändern hin dünner wird, in der Hand jedoch kaum auf. Das gute Größenverhältnis von Display und Gehäuse liefert einen ansprechenden Kompromiss aus großer Anzeigefläche und kompaktem Gerät.

An der Verarbeitung selbst gibt es nicht viel auszusetzen: Die Verbindung zwischen Rückseite und Rahmen verläuft nicht ganz plan, so dass eine minimale Kante zwischen den beiden Bauteilen zu spüren ist. Die physischen Bedientasten, sprich Lautstärkewippe und An-/Aus-Schalter, sind etwas schmal geraten, liefern dafür aber einen angenehmen Druckpunkt. Insgesamt vermittelt das Moto X einen sehr robusten Eindruck. Man traut dem Smartphone auch ohne Belastungstest den ein oder anderen Sturz zu, ohne dass es größere Blessuren davon tragen würde.

Die Verarbeitung macht einen ordentlichen Eindruck; die Materialien wirken robust. Allerdings gibt es minimale Schönheitsfehler und das Moto X trägt etwas auf – daher 4,5 von 5 Punkten.

Bewertung: 4,5/5

Display

Das Moto X ist mit einem AMOLED-Display mit RGB-Matrix ausgestattet und liefert extreme Kontraste und sehr kräftige leuchtende Farben, die teilweise schon überzeichnet und grell wirken. Bei einer Diagonale von 4,7-Zoll löst das Display mit 720 x 1.280 Pixeln auf und kommt so auf eine Pixeldichte von 316 ppi. Das ist kein Spitzenwert, reicht aber noch für eine scharfe Darstellung von Schriften.

Eine hohe Helligkeit ist eigentlich nicht die Stärke von AMOLED-Displays, das Moto X lässt sich allerdings auch in heller Umgebung und im Freien noch ganz gut ablesen. Die Ablesbarkeit bei direkter Sonneneinstrahlung konnte aufgrund der Wetterlage während des Testes nicht geprüft werden. Es ist jedoch zu vermuten, dass das Display hier an seine Grenzen stößt.

Auch die Blickwinkelstabilität, mit der AMOLEDs teilweise Probleme haben, ist beim Moto X noch okay. Farben und Helligkeit verändern sich nur wenig, wenn man das Display in die ein oder andere Richtung kippt.

Die Anzeige des Displays ist in Sachen Schärfe und Helligkeit auf einem durchschnittlichen bis gutem Niveau. Die Darstellung von Farben wirkt auf manche Nutzer zu grell und ist daher Geschmackssache. Hier gibt es 4,5 von 5 Punkten.

Bewertung: 4,5/5

Ausstattung

Motorola Moto X im AnTuTu-Benchmark

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Im Moto X kommt kein Quad-Core-Prozessor, wie er mittlerweile in Oberklasse- und vielen Mittelklasse-Smartphones üblich ist, zum Einsatz, sondern ein Dual-Core-Prozessor. Dabei handelt es sich um eine angepasste Version des Snapdragon S4 Pro, dem eine Adreno-320-Grafikeinheit zur Seite steht. Der Prozessor zeigt, dass er zumindest mit den älteren Vertretern der Vier-Kern-Riege mithalten kann: Im AnTuTu-Benchmark findet sich das Moto X mit 23.075 Punkten zwischen dem Note 2 und dem HTC One ein – ordentlich Rechenleistung ist also auch mit zwei Kernen gegeben. Unterstützt wird die 1,7 GHz schnelle Recheneinheit von 2 GB Arbeitsspeicher.

Im Test kommt der Prozessor nicht an seine Grenzen, alles geht flüssig und schnell von der Hand. Das gilt auch für aufwendigere Spiele. Allerdings erwärmt sich der Prozessor merkbar, wenn er längere Zeit gefordert wird. Die Rückseite heizt sich merklich auf, jedoch nicht so weit, dass es unangenehm wird.

Der interne Speicher beläuft sich auf 16 GB, davon kann der Nutzer noch knapp 12 GB nutzen. Eine Erweiterung per Micro-SD-Karte ist nicht möglich, allerdings stellt Google für zwei Jahre 50 GB Speicher in der Cloud kostenlos zur Verfügung. Nach den zwei Jahren kann der Nutzer zwar weiterhin auf seine Daten zugreifen, um weitere hinzuzufügen, muss jedoch weitereres Speichervolumen angeschafft werden.

Dem Moto X kann eine gute Sprachqualität bescheinigt werden, der Lautsprecher kann zudem mit einer guten Lautstärke und klarem Klang bei der Freisprechfunktion überzeugen. Das Moto X wird mit einer Nano-SIM-Karte betrieben. Die besonders kleinen SIM-Karten sind bisher kaum verbreitet und kommen vor allem in den iPhone-Modellen ab dem iPhone 5 zum Einsatz. Moto-X-Käufer müssen sich also darauf einstellen, eine neue SIM-Karte zu benötigen.

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE X   Mobilfunkstandard, Down-max 100 Mbit/s
USBOTG   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA X   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC X   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast X   Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL   Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung    X Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 a/b/g/n/ac

Auch wenn der Prozessor nicht zu den schnellsten auf dem Markt gehört, hat er die Arbeit auf dem Moto X ganz gut im Griff. An Anschlüssen und Funkstandards ist fast alles vorhanden, was man sich wünschen kann, daher gibt es an dieser Stelle 4,5 von 5 Punkten.

Bewertung: 4,5/5

Kamera

Gängige Auflösungen bei Smartphone-Kameras sind 5, 8, oder 13 Megapixel, das Moto X liefert eher ungewöhnliche 10 Megapixel. Um die Kamera-App zu öffnen, reicht es, das Smartphone zweimal kurz zu drehen. Die Bilder des Moto X bieten eine für Smartphone-Kameras eher durchschnittliche Qualität. Bei guten Lichtverhältnissen gelingen recht ordentliche Bilder, doch schon eine dichte Wolkendecke sorgt für blasse, farbleere Aufnahmen. Die von Motorola angepriesene Stärke bei schlechten Lichtverhältnissen konnte im Test nicht bestätigt werden. Ganz im Gegenteil: Bei wenig Licht fangen Bilder deutlich an zu rauschen. Gute Arbeit leistet hingegen der HDR-Modus, für den die Kamera nur unwesentlich länger still gehalten werden muss.

Motorola Moto X: Kamera-Bilder

Die Kamera-Einstellungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt. Der Nutzer kann lediglich entscheiden, ob er den HDR-Modus an- oder ausschalten möchte oder die Kamera diesen selbstständig bei entsprechenden Lichtsituationen anwenden soll. Das Gleiche gilt für den LED-Blitz. Des Weiteren stehen dem Nutzer noch eine Panorama-Funktion, sowie im Videomodus eine Slow-Motion-Aufnahme zur Verfügung. Ungewöhnlich ist, dass der manuelle Fokus erst als Option aktiviert werden muss, bevor der Nutzer bestimmen kann auf welchen Punkt die Kamera belichtet und scharfstellt. Dabei liegt der Fokus besonders bei Nahaufnahmen trotz Auswahl gerne mal daneben.

Motorola Moto X: Kamera-Interface
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Einstellungsmöglichkeiten der Kamera-App

Aufgrund der wenigen Einstellungsmöglichkeiten fällt auch das Interface der Kamera-App spartanisch aus. Mit einem Wisch von links öffnet sich ein halbkreisförmiges Menü in dem alle Optionen angezeigt werden. Für Hobby-Fotografen, die auch auf ihrem Smarpthone manuell tätig werden wollen, ist das Moto X nichts. 

Als Videokamera taugt das Moto X nur bedingt. Zwar nimmt es in Full-HD auf, doch die Kamera kämpft stark mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen, regelt die Empfindlichkeit hoch und runter und schießt dabei oft übers Ziel hinaus. 

Eine durchschnittliche Fotoqualität bei gutem Licht, starkes Rauschen bei Dämmerung und ein Kamera-Menü für Puristen: Fotoexperten werden mit dem Moto X nicht glücklich, für den gelegentlichen Schnappschuss ist sie allerdings brauchbar und schnell einsatzbereit. Hier gibt es 3,5 von 5 Punkten

Bewertung 3,5/5

Software und Multimedia

Die Hardware-Ausstattung des Moto X ist eher durchschnittlich, aber bei der Software versucht das in der Zusammenarbeit zwischen Google und der nun ehemaligen Tocher Motorola entstandene Smartphone aufzutrumpfen. Als erstes Android-Smartphone unterstützt es die Aktivierung der Sprachsteuerung mit einem Sprachbefehl. Dieser lautet: „Okay Google Now“. Damit lässt sich das Smartphone auch aus dem Standby wecken. Das bedeutet zugleich, dass das Telefon immer zuhört – eben auch im Standby. Einigen mag damit nicht ganz wohl sein, wenn am anderen Ende der Leitung Google zuhört. Die Technik zumindest funktioniert ganz gut.

Was die Fähigkeiten des Sprachassistenten anbelangt wird der Nutzer hier und da positiv überrascht, beispielsweise wenn eine konkrete Frage, wie die nach dem Geburtsort eines Prominenten, fast ohne Verzögerung beantwortet wird. Sprache wird zumeist exakt erkannt, Wunder darf man allerdings nicht erwartet. In schnell oder nicht ganz deutlich gesprochenen Sätzen kann es schonmal zu Missverständnissen kommen.

Die Funktion Active Display informiert den Nutzer über Benachrichtigungen, wenn sich das Handy im Standby befindet. So wird beispielsweise auf dem ansonsten schwarzen Display in regelmäßigen Abständen ein kleines Briefsymbol angezeigt, wenn neue E-Mails eingegangen sind. Berührt man das Symbol, erscheint eine kurze Vorschau auf die entsprechende Nachricht.

Zur Musik-Wiedergabe greift das Moto X von Haus aus auf Google Play Music als Player zurück. Alternative Player können natürlich aus dem Play-Store heruntergeladen werden. Eine Überraschung lieferte der eingebaute Lautsprecher, der nicht nur mit einer recht hohen Lautstärke, sondern sogar mit wahrnehmbarem Bass überzeugen konnte. Unter den Smartphone-Lautsprecher ist das eher eine Seltenheit. An die Sound-Qualität eines HTC One mit seinen Stereo-Lautsprechern reicht das Moto X sicherlich nicht heran, aber es macht einen ganz guten Job, wenn keine externen Boxen zur Hand sind. Der Klang über Kopfhörer gibt keinen Grund für Beanstandungen.

Android erscheint auf dem Moto X aufgeräumt und übersichtlich. Der Sprachassisten liefert ein paar interessante Funktionen, die durchaus in den Alltag integriert werden können. Für die volle Punkzahl fehlt allerdings der AHA-Effekt.

Bewertung: 4,5/5

Akku

In der Kurzanleitung zum Moto X steht auf der ersten Seite (neben solch hilfreichen Hinweisen wie, dass das Display „von einer Seite bis zur anderen reicht“), dass man das Moto X „extrem selten aufladen“ müsse. Nun, der Begriff extrem selten ist sicherlich relativ und Ansichtssache; im typischen inside-digital.de-Test schneidet die Akkulaufzeit jedenfalls eher unterdurchschnittlich ab.

Im Klartext: Nach nicht ganz 24 Stunden, in denen das Smartphone 30 Minuten Musikstream, 30 Minuten Videostream, ein 30-minütiges Telefonat sowie 30 Minuten Spielen und ebenso langes Surfen über sich ergehen lassen musste sowie einer Nacht im Standby, zeigte die Akku-Anzeige nur noch 4 Prozent und das Moto X bat dringend darum, ans Netz gehängt zu werden. Das können andere Smartphones schon weit besser. Beispielsweise das LG G2 oder das Sony Xperia Z1 Compact, die beide nach dieser Zeit noch deutlich mehr als 40 Prozent zu bieten hatten.

Akkuverlauf Motorola Moto X
Bildquelle: inside-digital.de

Akkuverbrauchsskurve

Bei nicht allzu intensiver Nutzung dürfte man mit dem Moto X gut über den Tag kommen, allerdings auch nicht viel weiter. Viele andere Modelle bieten da schon mehr – daher 3 von 5 Sternen.

Bewertung: 3/5

Fazit

Mit dem Moto X bringen Google und Motorola sicherlich ein ordentliches Mittelklasse-Modell auf den Markt. An technischen Highlights fehlt es dem Moto X ebenso wie an größeren Schwächen. Größtes Manko dürfte für viele Nutzer die eher schwache Akkulaufzeit sein, die eventuell daher rühren könnte, dass sich das Moto X mehr noch als andere Smartphones in ständiger Bereitschaft befindet und permanent zuhört.

Das Smartphone mit einem Sprachbefehl aus dem Schlaf zu wecken, Termine anlegen, Musik abspielen oder den Wecker einstellen zu können sind praktische Extras. Ob man die Sprachsteuerung im Alltag jedoch ausgiebig nutzt ist fraglich. Zum einen wird letzendlich doch nicht alles verstanden. Zum anderen haben viele Nutzer insbesondere in der Öffentlichkeit Hemmungen, mit ihrem Smartphone zu reden, wenn kein Mensch am Ende der Leitung sitzt.

Etwas seltsam mutet es an, dass das Moto X gerade in Berreichen patzt, die Motorola eigentlich als Stärken ausweist, nämlich dem Strom-Verbrauch und bei Bildern bei geringem Licht. 

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Pro:

Motorola Moto X Testiegel

Bildquelle: inside-digital.de
  • Gutes Größenverhältnis von Display und Gehäuse
  • Gute Arbeitsgeschwindigkeit
  • Keine überfrachtete Nutzeroberfläche

Contra:

  • Eher schwacher Akku
  • Kamera nur Mittelmaß

Alternativen

Android soll es sein und möglichst in Reinform? Mit dem Nexus 5 hat Google ein weiteres Smartphone für 350 Euro (16 GB) im Angebot. Für 400 Euro gibt es auch eine 32-GB-Version. Das Nexus 5 bietet ein größeres Display mit höherer Auflösung und einen potenteren Prozessor. Wem eher der kleinere Formfaktor liegt bekommt mit dem Sony Xperia Z1 Compact ein hervorragend ausgestattetes Smartphone mit 4,3-Zoll-Display. Allerdings werden hier knapp 500 Euro fällig.

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