Test des LG Optimus L7

13 Minuten

LG Electronics Optimus L7

Auf den ersten Blick kämpfen beim LG Optimus L7 zwei widersprüchliche Ersteindrücke gegeneinander an. Beim Design, der Größe des Displays und der vorhandenen Schnittstellen wirkt das Gerät mit Android 4.0.3 fast wie ein Anwärter auf eine gute Platzierung im oberen Tabellendrittel der Android-Hitlisten. Dem gegenüber stehen aber die eher geringe Auflösung des Displays, eine Single-Core CPU mit einer Taktfrequenz von einem Gigahertz und die durchschnittlichen Leistungswerte der verbauten Kamera. Ob diese Kombination zum Preis von aktuell um die 240 Euro im Praxistest punkten kann, verrät der Test auf inside-digital.de.

Kaum mehr als die absoluten Standards packt LG in den sehr kompakt geratenen Karton zum Optimus L7. In der Schachtel findet sich das obligatorische Ladekabel, welches bei Bedarf gleichzeitig als USB-Stecker die Verbindung zum Computer herstellt. Dazu gibt es ein gedrucktes Handbuch. Das mitgelieferte schwarze Headset wirkt recht lieblos designt und versprüht günstigsten Plastik-Charme. Beim Klang zeigt es allerdings keine Auffälligkeiten und auch der Tragekomfort geht für ein Standard-Zubehörteil in Ordnung. Im Lieferumfang enthalten ist zudem ein NFC-Tag samt Kurzanleitung, mit welchem sich viele Funktionen per NFC steuern lassen. Mehr dazu im Unterpunkt „Ausstattung – Connectivity“.

LG Electronics Optimus L7
LG Electronics Optimus L7

Rein optisch ist das Optimus L7 sehr gut gelungen. Das Gehäuse wirkt trotz des vorwiegenden Einsatzes von Plastik wertig, bei unserem weißen Testgerät gefällt der silberne Rahmen im Metall-Look. Mit Abmessungen von 125.5 x 67.0 x 8.7 Millimetern lässt sich das Smartphone mit normalgroßen Händen gerade noch bequem bedienen. Trotz der Abmessung wirkt das L7 aufgrund der vergleichsweise geringen Höhe nicht klobig. Der schmale Lautstärkeregler an der linken oberen Flanke ist für Rechtshänder aber ungünstig platziert. An der Kopfseite ist links die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für das Headset untergebracht, der Ein/Aus-Schalter befindet sich rechts davon. Der nicht abgedeckte Micro-USB-Anschluss ist mittig an der Unterseite platziert und fällt dadurch im täglichen Gebrauch kaum auf. 

LG Electronics Optimus L7Die Aussparung für den USB-Port dient gleichzeitig als Hebel zum Öffnen des Geräts, was problemlos und ohne großen Krafteinsatz möglich ist. Obwohl der Slot für die SIM-Karte über dem Akku angebracht ist, lässt sich diese nur wechseln, wenn der Energiespeicher zuvor ausgebaut wird. Einfacher zugänglich ist der Steckplatz für die optionale Micro-SD-Karte. Im geschlossenen Zustand schließt die Rückseite exakt bündig mit dem Rest des Optimus L7 ab. Durch die geriffelte Abdeckung liegt das Smartphone gut in der Hand, zudem wirkt es durch die breite Auflagefläche subjektiv deutlich leichter als das tatsächlich vorhandene Gewicht von 125 Gramm. Der Deckel beherbergt zusätzlich die Antenne für den NFC-Chip. Unter dem Display ist die Home-Taste als Hardware-Button umgesetzt. Sobald das Display über diesen aktiviert wird, werden die beiden links und rechts davon sitzenden Sensortasten zum Zugriff auf Menü und Zurück beleuchtet.

Getestet wurde die Sprachqualität im Netz von O2. Diese fällt mehr als ordentlich aus, der Gesprächspartner war bei Testanrufen in alle großen Netze stets klar und deutlich zu verstehen. Leichte Abzüge muss sich das L7 für die Power des eingebauten Lautsprechers gefallen lassen. Dieser wirkt auch bei maximalen Einstellungen im Direktvergleich zur Konkurrenz zu leise gewählt. Aus diesem Grund sind beispielsweise die Ansagen einer Navi-App im Kampf gegen Motor und Autoradio nur schwer zu verstehen. Ein guter Griff ist LG bei der Planung des Energiemanagements gelungen. Der genutzte Li-Ion Akku ist mit seiner Kapazität von 1.700 mAh zwar nicht außergewöhnlich stark. Abseits vom großen Display muss er allerdings eine im Vergleich zu Spitzen-Smartphones deutlich weniger leistungshungrige Hardware versorgen. Entsprechend fällt die Laufzeit des Optimus L7 sehr erfreulich aus. Im normalen Alltagstest musste das Smartphone erst nach knapp über zwei Tagen zurück an die Steckdose. Selbst bei intensiver Nutzung sollte das LG einen typischen Arbeitstag locker durchhalten. Für eine volle Ladung muss das L7 etwa zwei Stunden an der Steckdose bleiben. Laut Hersteller beträgt die maximale Gesprächszeit via UMTS 350 Minuten. 

Der SAR-Wert liegt bei 0,762 W/kg, womit sich das LG Optimus L7 bei der Strahlenbelastung ziemlich genau im Mittelfeld platziert.

LG Electronics Optimus L7Das Display des Optimus L7 kommt auf eine stattliche diagonale von 4.3 Zoll, was 10.9 Zentimetern entspricht. Auf dieser Fläche verteilen sich allerdings nur sehr durchschnittliche 480 x 800 Pixel (WVGA). Die Bildqualität ist bei einer Pixeldichte von 217 ppi dennoch gut, was auch am verwendeten Displaytyp liegt. Das kapazitive TFT NOVA Display nutzt die sehr blickwinkelstabile IPS-Technik. Bei hoch aufgelösten Videos auf YouTube sind auch feinere Strukturen noch gut zu erkennen, obwohl die Auflösung des Displays Material in 720p natürlich nicht in voller Qualität darstellt. Für den Außeneinsatz ist der Bildschirm mit 600 cd/m² ausreichend hell, dafür spiegelt er stark. Beim Kippen des L7 wird das Format der Anzeige zügig angepasst, Farben wirken ausgesprochen kräftig. 

Die rückseitige Kamera kommt auf eine durchschnittliche Auflösung von fünf Megapixeln. Bei ausreichend Licht taugen die Aufnahmen als Schnappschuss. Werden die Lichtverhältnisse schlechter, leidet auch die Bildqualität deutlich. Der eingebaute LED Blitz ändert daran wenig. Motive verwackeln leicht und wirken verrauscht. Zoomen ist nur digital möglich und führt zu den entsprechenden Einbußen bei der Qualität. Der Autofokus arbeitet dafür verlässlich und löst die Kamera schnell aus. Alle weiteren Einstellungen sind bequem zu erreichen. 

  • LG Electronics Optimus L7Bildmodus (Portrait, Landschaft, etc.)
  • ISO
  • Weißabgleich
  • Farbeffekte (S/W, Sepia)
  • Panorama
  • Serienaufnahme

Noch einmal deutlich weniger Freude machen Videos mit dem L7. Bei einer Auflösung von lediglich 640 x 480 Pixeln sind gute Aufnahmen nicht zu machen. Viele Details gehen in den groben Pixelstrukturen einfach verloren. Für den einen oder anderen kurzen Videochat reicht die zusätzlich verbaute Frontkamera mit der gleichen Auflösung aber aus.

LG kombiniert im Optimus L7 die aktuelle Version von Android 4.0.3 (Ice Cream Sandwich) mit der eigenen Benutzeroberfläche Optimus UI 3.0 Lite. Das Zusammenspiel beider Komponenten funktioniert gut. Am unteren Rand lassen sich bis zu vier Funktionen zum Schnellzugriff ablegen. Trotz des eher schwachen Prozessors gelingt die Navigation durch die bis zu fünf frei belegbaren Homescreens und Menüs meist flüssig. Im direkten Vergleich zu mehr als doppelt so teuren Spitzenmodellen läuft hier jedoch alles etwas gemütlicher ab.

Das gemäßigte Arbeitstempo der CPU wird an vielen Stellen allerdings durch direkte Zeitersparnis über einige clevere Eingriffe in die Benutzerführung mehr als ausgeglichen. Auf jedem Homescreen ist oben links ein Mini-Tool zum Aufruf der Google-Suche integriert. Von hier lässt sich nicht nur schnell eine Recherche im Web starten, die Funktion durchsucht auch das eigene Telefon nach passenden Einträgen und Apps. Besonders letzteres ist oft komfortabler als die Suche nach unregelmäßig genutzten Programmen über das Menü „Anwendungen“. Bei der Suche nach einem Begriff wird im Anschluss automatisch der Browser zur Anzeige der Suchergebnisse gestartet. Auch bei der Verteilung von Apps und Widgets auf die fünf virtuellen Bildschirme greift das L7 seinem Besitzer unter die Arme. Der entsprechende Assistent startet mit einem Druck auf das Plus-Symbol in der oberen rechten Ecke des Homescreens. Neben der einfachen Verteilung von Apps und Widgets auf alle fünf Screens lassen sich hier auch direkt die passenden Hintergrundbilder auswählen.

Ebenfalls gut umgesetzt ist die obere Statusleiste (Notification Bar). Abseits der Information über verpasste Anrufe und eingegangene Nachrichten sind von hier aus die verschiedenen Soundprofile, Wi-Fi, Bluetooth und GPS direkt steuerbar. Zusätzlich hat LG eine Quick-Memo-Funktion eingebaut. Über diese lassen sich Kurznotizen direkt mit dem Finger auf das Display schreiben. Solche Schnellzugriffe sind auch in anderen Punkten umgesetzt. Unter Anwendungen führt ein Druck auf das Zahnrad-Symbol beispielsweise zu einem Untermenü zum direkten Löschen nicht mehr benötigter Apps aus dem Play Store. Alle von LG installierten Zusatz-Tools werden über den separaten App-Manager verwaltet.

Für ein Gerät seiner Preisklasse ist das LG Optimus L7 erstaunlich gut ausgestattet. Via Quad-Band GSM und Dual-Band UMTS kommt das Smartphone mit den meisten Netzen klar. Für eine zügige Datenübertragung sorgen schnelles WLAN (802.11n) und HSDPA. Auf kurzen Strecken stehen zusätzlich Bluetooth 3.0 und USB zur Auswahl. Darüber hinaus lässt sich das Smartphone über SmartShare als Medienquelle in ein DLNA-Netzwerk einbinden. Der interne Speicher fasst vier Gigabyte Daten, wobei für den Nutzer davon 2,4 Gigabyte zur freien Verfügung stehen. 

Die eingesetzte Single-Core-CPU kommt von Qualcomm und ist mit einem Gigahertz getaktet. Ihr zur Seite stehen 512 Megabyte RAM. Wenig überraschend werden mit der Ausstattung und fehlender 3D-Beschleunigung keine Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Der AnTuTu Benchmark meldet 3043 Punkte und Smartbench 897. Für Spiele mit aufwendiger Grafik taugt das L7 kaum. Im GL Benchmark kommt es auf schlechte 20-1 FPS (Bilder pro Sekunde). 

Ein interessanter Bonus ist die eingebaute Near Field Communication (NFC). Bisher findet man diese vor allem in den Premium-Modellen der verschiedenen Hersteller. In Zukunft soll die Technik vor allem Lösungen Umsetzen, mit dem das Smartphone etwa im Supermarkt als Ersatz für Bargeld oder die EC-Karte dient. NFC kann im Zusammenspiel mit sogenannten Tags aber noch mehr. Tags sind wenige Zentimeter groß und flach wie ein Aufkleber. Der Clou: Mit der schon installierten Tag+ App auf dem L7 können auf den Tags Profile mit bestimmten Einstellungen abgelegt werden. Hier sind viele Szenarien denkbar. Ein entsprechend programmierter Tag ließe sich beispielsweise auf der Rückseite der Smartphone-Halterung im Auto platzieren. Sobald das L7 dann in die Halterung gelegt und damit die maximal mögliche Distanz zum Tag von vier Zentimetern überbrückt wird, startet dann automatisch die Navigations-App.

Der als Standard installierte Browser auf Basis von Webkit unterstützt Tabbed Browsing nimmt sich bei der Verbindung via UMTS mit dem Aufbau von Seiten recht viel Zeit. Bis die Hauptseite von inside-digital.de geladen ist, vergehen knapp 21 Sekunden. Handgestoppte sieben Sekunden schneller gelingt der Seitenaufbau über WLAN. Beides sind keine Spitzenwerte. Zudem nimmt sich die Tastatur bei der Eingabe von URLs manchmal eine kleine Auszeit, was bei schnellen Eingabefolgen zu einer spürbaren Verzögerung und entsprechenden Vertippern führen kann. Auch der Zoom kommt bei mit reichlich interaktiven Content bestückten Seiten manchmal ins Stocken. 

Insgesamt leidet der Komfort aber erstaunlich wenig unter der doch schon etwas betagten CPU. Die Navigation mit Google Maps und A-GPS funktioniert wie sie soll, die Darstellung ist flüssig. Lediglich der eingangs schon bemängelte zu leise Lautsprecher stört hier den guten Gesamteindruck. Unauffällig bleibt das Mikrophon, welches seine Arbeit bei der Spracheingabe ohne Probleme bewältigt. 

Überdurchschnittliche Leistungen zeigt das Optimus L7 im Umgang mit Medien. Der Audio-Player überzeugt mit vielen Sortierfunktionen für die eigene Musiksammlung. Zudem kommt er von MP3 und AAC über WMA auch mit den etwas exotischeren Formaten FLAC und OGG problemlos klar. Stimmt die Qualität des Quellmaterials, transportiert das L7 diese ebenso gut an die Kopfhörer. Neben einem ebenfalls vorhandenen UKW-Radio, kommt der Videoplayer mit den Formaten H.264, H.263, MPEG4, DivX und WMV zurecht. Via DLNA fügt es sich zudem in bestehende Netzwerke im Haushalt ein. Zur direkten Verbindung wird zusätzlich MHL über HDMI unterstützt. Dabei ist über den USB-Port eine direkte Verbindung zum Fernseher und die Übertragung von (geschütztem) HD-Material möglich. Bei bestehender Verbindung wird das Smartphone über ein passendes Kabel zudem automatisch aufgeladen. 

LG Electronics Optimus L7
LG Electronics Optimus L7
LG Electronics Optimus L7
LG Electronics Optimus L7

Beim Thema Software sticht besonders das vorinstalliere Polaris Office heraus. Über die App lassen sich die wichtigen Formate aus MS Office (Word, Excel, Powerpoint) auch unterwegs anzeigen und mit einer recht umfangreichen Werkzeugleiste bearbeiten. Eher mittelprächtig ist der Nutzen von LGs eigenem App Store SmartWorld. Hier gibt es zwar auch einige wenige exklusive Inhalte, im Wesentlichen finden sich die meisten Apps aber genauso in Googles Play Store. Schon im Auslieferungszustand installiert sind unter anderem Apps zur Anzeige aktueller Börsenkurse und der aktuellen Wetterverhältnisse. Der Schnellzugriff auf die zuletzt genutzten Apps wird über einen längeren Druck auf die Home-Taste aktiviert. 

Funktionen wie Kalender und Nachrichten sind wie einige weitere Features einfach aus Android 4.0 übertragen. Leider fehlt dem L7 eine LED-Benachrichtigung. So muss für den Check nach verpassten Anrufen und Nachrichten stets zunächst das Display aktiviert werden. Ansonsten sind die meisten Standards vom Wecker über den Sprachrekorder bis hin zum Taschenrechner vorhanden. Sollte mit dem L7 einmal etwas nicht in Ordnung sein, kann man den Support über den RemoteCall-Service direkt auf das Gerät zugreifen lassen.

LG Electronics Optimus L7

Groß, funktionstüchtig, günstig, so lässt sich das LG Optimus L7 vielleicht am besten beschreiben. Mit Android 4.0 und NFC ist das Smartphone in einigen Punkten zudem modern ausgestattet. Als Ersatz für die Digitalkamera taugt das L7 weniger, der soll es aber wohl auch nicht sein. Die verbaute Qualcomm CPU mit einer Taktfrequenz von einem GHz und nur einem Kern scheint gerade noch ausreichend, um fast alle Funktionen flüssig umzusetzen. Dafür entpuppte sich das Optimus im Test als echter Langläufer und die Bedienung durch das große Display besonders angenehm. Dies kommt vor allem späten Umsteigern in die Welt der Touchscreen-Handys zugute. Die Standard-Tastatur lässt sich auch für ungeübte Nutzer recht sicher bedienen. Auch als Mediaplayer und Abspielstation für Videos auf YouTube macht das L7 eine gute Figur. Wer mit den angesprochenen Einschränkungen leben kann und keine brachiale CPU-Leistung benötigt, findet im LG Optimus L7 einen bezahlbaren Begleiter, der dazu optisch in der ersten Liga mitspielen kann.  

LG Electronics Optimus L7Pro

  • gute Verarbeitung
  • lange Akkulaufzeit
  • NFC

Contra

  • schwache Kameraleistung
  • mittelmäßige Hardware

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