Dass dieses Smartphone designtechnisch aus der Masse hervorsticht, steht außer Frage. Sei es während der morgendlichen Fahrt mit der U-Bahn oder während der Aufnahmen der Testfotos, mit dem LG G Flex hat man die Aufmerksamkeit der Passanten auf seiner Seite – noch. Denn gebogene Smartphones sind in Deutschland eine völlige Neuheit. Kaum jemand kann bisher von sich behaupten, ein gebogenes Smartphone schon einmal in der Hand gehabt zu haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zunächst einmal alle große Augen machen, wenn man mit einem solch krummen Teil um die Ecke kommt. Nach der ersten Begeisterung stellt sich aber bei vielen schnell die Frage "Und was bringt mir das gebogene Display nun, außer dass es besonders interessant besonders aussieht?"
Verarbeitung und Design
Warum überhaupt ein "Banana-Phone"? Auf diese Frage gibt es mindestens vier halbwegs nachvollziehbare Antworten. Zunächst einmal soll die Form für eine bessere Gesprächsqualität sorgen, da die Form sich beim Telefonieren besser an das Gesicht schmiegt und somit das Mikrofon näher an den Mund bringt. Die Bananenform hat sich LG beim klassischen alten Wählscheiben-Telefon abgeschaut. Man erinnert sich, auch das hatte bereits eine Bananenform, die der Biegung vom Ohr zum Mund entsprach.
Als weiteren Vorteil nennt LG, dass es sich durch seine gebogene Form besser am Körper tragen lässt. Interessant, denn gerade das scheint eins der größten Bedenken von möglichen Kaufinteressenten zu sein, dass sich das LG G Flex gerade durch seine gebogene Form, nicht gut in der Hosentasche tragen lässt. Im Test der Redaktion landete es in verschiedenen Front- und Gesäßtaschen. Das durchschnittliche Fazit: Es liegt nicht weniger gut aber nicht weniger schlecht als andere sechs Zoll Phablets in der männlichen Hosentasche. An dieser Stelle ist es eher eine grundsätzliche Entscheidung, ob man(n) ein 6-Zoll-Smartphone für zu groß für die Hosentasche hält oder nicht. Dank der gebogenen Form kann man sich allerdings ohne Bedenken auf das Phablet daraufsetzen, für diejenigen die es gerne in der Gesäßtasche tragen. Durch seine immense Größe lädt es dort allerdings auch zum Klauen ein, da es rund einen Zentimeter aus der Tasche ragt. In der Hand liegt es durch seine gebogene Form für ein Phablet wiederum sehr gut.
LG G Flex im Test
Durch die gebogene Form und der flexiblen Bauweise ist ebenfalls etwas besser vor Stürzen geschützt. Gerade Smartphones fallen tendenziell immer auf das Display, das dann leider oft zersplittert. Die gebogene Form jedoch fängt den Sturz allerdings etwas ab, so dass das Display geschützter als das von geraden Smartphones ist.
Wie bei bei den neuen gewölbten UHD-Fernsehern, soll auch das gebogene Display des LG G Flex ein besseres Seherlebnis ermöglichen, da der Abstand der Augen zu allen Bereichen des Bildschirms gleich ist. Bei einem sechs-Zoll-Display ist der Effekt allerdings nicht so gravierend wie bei einem Fernseher mit weit über 100 Zoll Größe.
Neben der gebogenen Form soll das LG G Flex auch über besondere „Selbstheilungskräfte“ verfügen, die die Rückseite von kleinen Kratzern befreit. Eine Schutzschicht aus Polyrotaxen lässt Kratzer aus dem Alltag wieder verschwinden. Gegen Kratzer, die durch spitze Schlüssel entstanden sind, ist das LG G Flex laut dem Hersteller allerdings nicht geschützt. Auch im Test blieb ein Kratzer der durch eine Büroklammer mit leichtem Druck verursacht wurde, auch nach einigen Stunden noch sichtbar. Er schien jedoch etwas zurückgegangen zu sein.
Abgesehen von der Krümmung, erinnert das LG G Flex optisch aber an LGs Flaggschiff, das LG G2. Es ist vorne, sowie hinten aus Kunststoff gefertigt und besitzt einen sehr schmalen Rahmen. Insgesamt wirkt das G Flex wie schon das LG G2, sehr gut verarbeitet.
LG hat als erster Hersteller ein gebogenes Smartphone auf den deutschen Markt gebracht und zeigt deutlichen den technischen Fortschritt. Das G Flex ist eindeutig ein Hingucker und für ein sechs-Zoll-Phablet sehr gut verarbeitet. Ungeachtet der Tatsache dessen, ob man persönlich das Gerät für zu groß hält, verdient es für den innovativen Vorsprung die volle Punktzahl.
Bewertung 5/5
Display
Unabhängig von der Biegung, darf auch die Displayqualität an sich nicht außer Acht gelassen werden. Leider löst das sechs Zoll große Display mit 1.280 x 720 Pixeln nicht so hoch auf, wie andere Oberklasse-Smartphones. Die Pixeldichte liegt lediglich bei 245 ppi. Zum Vergleich: Das LG G2 besitzt eine Pixeldichte von 423 ppi. Für einen Preis von 800 Euro hätte man dies eigentlich erwarten können. Insbesondere bei einer großen Displaygröße fällt eine niedrige Auflösung immer etwas mehr auf. Teilweise wirkt das Bild etwas krisselig, was auch der P-OLED-Displaytechnologe geschuldet sein könnte. Jedoch verfügt das LG G Flex über RGB-Pixel. Das bedeutet, dass jedes einzelne Pixel die Farben Rot, Grün und Blau enthält, was eine präzisere und leuchtintensivere Darstellung ermöglicht. Bei farbenfrohen Filmen konnte diese Eigenschaft auch im Test punkten. Die Größe im Zusammenspiel mit der Biegung verlieh manchen Filmen sogar eine Art 3D-Effekt. Hinsichtlich der Blickwinkelstabilität wirkt sich das gebogene Display ebenfalls positiv aus.
Leider überdeckt das gebogene Display nicht die für die Displaygröße zu geringe Auflösung des LG G Flex. Daher einen Punkt Abzug.
Bewertung: 4/5
Ausstattung und Leistung
Von der Ausstattung her gleicht das LG G Flex dem aktuellen Flaggschiff, dem G2. Es besitzt ebenfalls einen Snapdragon-800-Prozessor von Qualcomm , der auf 2 GB Arbeitsspeicher zurückgreifen kann. Als Grafikkarte kommt ebenfalls eine Adreno 330 zum Einsatz. Das System (Android 4.2.2 Jelly Bean) arbeitet ruckelfrei und Apps lassen sich zügig öffnen.
Das LG G Flex ist nur in einer 32 GB-Version verfügbar. Von dem Speicher stehen dem Nutzer noch etwa 24 GB zur freien Verfügung. Er ist nicht per Micro-SD-Karte erweiterbar.
Im AnTuTu-Benchmark erreicht das LG G Flex mit 36.856 Punkten eine absolute Höchstzahl und liegt damit noch vor dem Samsung Galaxy Note 3 und dem LG G2.
Als Grund für die gebogene Form nennt LG unter anderem die Nähe des Mikrofons zum Mund. Die Sprachqualität ist klar und deutlich, aber sticht im Vergleich zu anderen Top-Smartphones nun auch nicht heraus. Die Form erinnert in der Tat an ein klassisches Festnetztelefon, für längere Telefonate ist dies eventuell ganz angenehm, wobei bei einem langen Telefonat die gewaltige Größe des Smartphones etwas störend sein könnte. Die Freisprechfunktion lieferte eine gute und ausreichende Lautstärke. Zudem verfügt es mit „Answer Me“ über eine interessante Funktion, die ebenfalls an ein Festnetztelefon erinnert: Eine einfache Bewegung zum Ohr genügt, um Gespräche anzunehmen. In der Bewegung wird der Klingelton bereits leiser.
Weitere Features:
Feature |
Ja | Nein | Funktion |
HSPA |
X | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s | |
HSPA+ | X | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s | |
LTE | X | Mobilfunkstandard, Down-max 100 Mbit/s | |
USB-OTG | X | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen | |
DLNA | X | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher | |
NFC | X | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren | |
Miracast | X | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät | |
MHL | X | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port | |
Infrarot-Fernbedienung | X | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung | |
Bluetooth-Version | X | 4.0 | |
WLAN-Standards | X | 802.11 a/b/g/n/ac |
Hinsichtlich der technischen Ausstattung mangelt es dem LG G Flex an fast nichts. Einen halben Minuspunkt erhält es aber für den fehlenden Micro-SD-Karten-Slot, da es nur in einer 32 GB-Version in Deutschland verfügbar ist und eine Speichererweiterung vielen Smartphone-Besitzern sehr wichtig ist.
Bewertung: 4,5/5
Kamera
Die 13-Megapixel-Kamera des LG G Flex macht qualitativ hochwertige Fotos. Einzig und allein der Dynamikbereich könnte etwas größer sein und je nach Lichtverhältnissen, die Farben etwas intensiver. Helle Bereiche sind stellenweise etwas überbelichtet. Die Panorama-Funktion lieferte ebenfalls ein gutes Bild. Eine Videoaufzeichnung ist mit 3.840 x 2.160 Pixeln sogar in Ultra-HD möglich und bewies dies auch im Test. Die vordere 2,1-Megapixel-Kamera macht für ein Videotelefonat ausreichend helle Videos. Neben der Panorama-Funktion bietet die Kamera-Software auch noch einige weitere Features wie eine Dual-Kamera-Funktion oder besondere Nacht- und Sport-Aufnahmemodi.
LG G Flex: Kamera-Bilder
Mit der Kamera-Leistung kann man als Smartphone-Fotograf voll zufrieden sein. Kleinere Fehler fallen erst bei der genauen Betrachtung am größeren Bildschirm auf.
Bewertung: 4,5/5
Software und Multimedia
Die Benutzeroberfläche ist in ähnlicher Form vom LG G2 sehr bekannt. Auch das LG G Flex besitzt die
"Knock On"-Funktion, mit der man das Smartphone aus dem Stand-by-Modus wecken kann, indem man
leicht auf das Display klopft. Die Animationen des Sperrbildschirms wie z.B die Wasser-Animation kommen
dank des großen sechs-Zoll-Displays und der Biegung noch eindrucksvoller und realistischer herüber.
Ebenso findet sich auf der Rückseite die vom G2 bekannte Einschalt-Taste, der "Rear Key". Auch die Lautstärketasten sind hier angebracht. Hat man sich einmal an diese besondere Position gewöhnt, sucht man auch nicht mehr an der Seite, wo die Tasten gewöhnlich bei Smartphones zu finden sind. Allerdings benötigt man für das Schießen eines Screenshots etwas Übung. Um einen Screenshot anzufertigen, muss man die An- und Austaste und die Leiser-Taste gleichzeitig drücken. Kleinere Frauen-Finger können dabei etwas Probleme bekommen.
Durchaus praktisch hingegen ist die "Dual-Windows"-Funktion. Mit dieser Multitasking-Funktion wird der Bildschirm in zwei Hälften geteilt. Der Nutzer kann entscheiden welche zwei Anwendungen zu sehen sind und wie viel Platz diese einnehmen sollen. Das 6 Zoll große P-OLED-Display ist für dieses Feature bestens geeignet.
LG G Flex: Screenshots
LG ist einer der wenigen Smartphone-Hersteller, bei denen Kopfhörer im Lieferumfang noch enthalten sind. Diese In-Ear Kopfhörer sind leicht gebogen, sodass sie sich der Ohrform anpassen und angenehm zu tragen sind. Sie erreichen eine sehr hohe Lautstärke, allerdings wirkt der Ton ab einer gewissen Lautstärke viel zu blechern. In den leisen bis normal starken Lautstärken wirkt der Ton klar, aber es fehlt eindeutig an Bass. Testet man das G Flex mit einem hochwertigeren Kopfhörer, klingt der Sound wesentlich besser. Auch Bässe sind hier deutlich hörbar.
Bei den Lautsprechern hört es sich ähnlich an. Auch hier erreicht das LG G Flex eine relativ hohe Lautstärke, die aber blechern und ohne Bass daher kommt.
LG hat auf dem LG G Flex einige nette Zusatz-Features eingebaut, die auf dem großem Bildschirm besonders gut zur Geltung kommen. Einzig und allein die Lautsprecher konnten im Test nicht voll überzeugen, daher einen Minuspunkt.
Bewertung: 4/5
Akku
LG hat im G Flex, zusammen mit der Schwestergesellschaft LG Chem, den weltweit ersten Akku entwickelt, der gebogen und flexibel ist. Lange scheiterte ein gebogenes Smartphone immer am Akku, die Technik für gebogene Displays ist schon etwas älter. Aufgrund seiner besondere Biegung ist er auch nicht austauschbar.
Der 3.500 mAh starke Akku machte im Test einen sehr guten Eindruck. Nach dem Standard-Test bestehend aus 30 Minuten Musik-Streaming, 30 Minuten Video-Streaming, 30 Minuten Spielen und 30 Minuten Surfen sowie dem Herunterladen größerer Datenmengen und dauerhaft eingeschalteten Bluetooth zeigte die Akkuanzeige nach 24 Stunden noch 55 Prozent an, eine Nacht im Standby war hier inklusive. Die Werte sind ähnlich gut wie die des LG G2, das zum gleichen Zeitpunkt noch über 60 Prozent Akkuleistung verfügte. In der Akkuverlaufsanzeige kann man allerdings eindeutig sehen, dass das Android-System und die Bildschirmanzeige prozentual am meisten Strom beansprucht haben. Eine halbe Stunden Streamen eines HD-Videos ließ den Akku sogar nur um ein Prozent sinken.
Im Test zeigte sich mal wieder, dass ein großer Bildschirm auch einen sehr starken Akku benötigt.3.500 mAh, das mag auf den ersten Blick nach einem großen Akku klingen, aber angesichts der Displaygröße, relativiert sich das ganze wieder. Dennoch zeigte der Akku eine überdurchschnittliche Leistung. Einziger Kritikpunkt bleibt der nicht austauschbare Akku. Daher einen halben Punkt Abzug.
Bewertung: 4,5/5
Fazit
Mit dem LG G Flex hat LG eindeutig bewiesen, dass das südkoreanische Unternehmen innovativ durchaus mit den großen Konkurrenten Apple und Samsung mithalten kann. Gebogene Displays kannte man bislang nur von Fernsehern. Auch die Form der Biegung (von oben nach unten) macht beim LG G Flex wesentlich mehr Sinn als die Biegung von links nach rechts des Samsung Galaxy Round. Insofern ein sechs Zoll großes Phablet überhaupt gut in der Hand liegen kann, passt sich die gebogene Form des LG G Flex wohl noch am ehesten der Handform an. Beim Telefonieren war allerdings kein Vorteil durch die gebogene Form hörbar und auch beim Betrachten von Videos war die Krümmung nicht besonders spürbar.
Der erste Alltagstest zeigte, dass das gebogene Display aktuell noch nicht genügend Vorteile bietet, um einige hundert Euro mehr für ein High-End-Gerät auszugeben. Neben der gebogenen Form kann das LG G Flex hinsichtlich der technischen Ausstattung absolut mit aktuellen Top-Smartphones mithalten.
Letztlich bleibt es eine persönliche Entscheidung, ob man als Smartphone-Nutzer innovativ immer ganz vorne mit dabei sein möchte und bereit ist, den dazugehörigen Preis zu zahlen, oder ob man der technischen Entwicklung noch etwas Zeit zum Reifen gibt und erst zu einem späteren und günstigeren Zeitpunkt den vermeintlichen Trend mitgeht.
Pro:
- Weltneuheit: Gebogenes Display
- Innovatives und flexibles Design
- High-End-Ausstattung
- (Selbstheilende) weniger für Kratzer anfällige Rückseite
Contra:
- keine Full-HD-Auflösung
- kein erweiterbarer Speicher
- kein austauschbarer Akku
- hoher Preis
Alternativen
In Deutschland sind derzeit noch keine gebogenen Alternativen verfügbar. Nur Samsung hat mit dem Galaxy Round ebenfalls ein Smartphone mit gebogenem Display auf den Markt gebracht. Dies ist bislang aber in Deutschland noch nicht erhältlich. Muss es nicht unbedingt ein gebogenes Display sein, aber dennoch ein LG-Gerät, ist das G2 eine gute Alternative. LGs aktuelles Flaggschiff kommt mit dem gleichen starken Prozessor daher, besitzt sogar ein Full-HD-Display und kostet mit rund 400 Euro derzeit nur die Hälfte des LG G Flex. Soll es ein Phablet sein, ist das rund 170 Euro günstigere HTC One Max eine gute Alternative, das über eine ähnlich starke technische Ausstattung verfügt und dessen Display sogar in Full-HD auflöst. Die Daten zum LG G Flex, LG G2 und HTC One Max gibt es hier im Vergleich.