Huawei hat einen neuen Spitzentrupp zusammengestellt, der erstmalig auf dem MWC im sonnigen Barcelona aufmarschiert ist. Das Standard-Modell P10 wird von dem ein wenig schwächeren P10 lite und dem stärksten Mitglied, dem P10 Plus, flankiert. Letzteres soll im nachfolgenden Test im Fokus des Interesses stehen und muss sich im Alltag beweisen.
Design und Verarbeitung
An der Gablung zu Plastik oder Aluminium hat Huawei konsequent den Pfad der hochwertigen Materialien eingeschlagen und am Ziel seinem P10 Plus ein Gewand genäht, welches von Kopf bis Fuß aus Metall mit gläsernen Elementen besteht. Laut dem Datenblatt von Huawei wiegt die Plus-Variante 165 Gramm. Nachdem die Redaktion das Smartphone abermals auf die Waage gelegt hat, ergibt sich jedoch eine minimale Differenz: Die Waage zeigt 170 Gramm. Trotz dessen muss sich das P10 Plus nicht im geringsten schämen, sondern ist unter Berücksichtigung von Größe und Materialwahl durchaus leicht.
An dieser Stelle erwähnt sei auch die fehlende IP-Zertifizierung, die das P10 Plus vor geringen Mengen Wasser und vor Staub geschützt hätte. Dieses Zertifikat ist in den meisten Oberklasse-Smartphones mittlerweile Standard und bei Huaweis Riesen ein Manko.
Für den Test wurde der inside-digital.de-Redaktion ein Modell in Blau zur Verfügung gestellt. Käufer haben im Handel neben dieser Farbe auch die Wahl zwischen Schwarz, Silber, Gold und – das neue Farbkonzept – Grün.
Unboxing: Die Katze aus dem Sack
Jeder Hersteller will mit wunderbaren Verpackungen seine Kunden anlocken und die Spannung noch einmal mehr steigern, wenn man den Karton seines neuen smarten Begleiters in den Händen hält – nur Sekunden bevor das Smartphone zur Erscheinung kommt. Huawei entschied sich für ein klassisches Design: Ganz in Weiß und mit silbernem Namenszug in der oberen rechten Ecke.
Wie ein Raumschiff lässt sich die Box zu beiden Seiten öffnen, wodurch – das in diesem Fall blaue – P10 Plus sich offenbart. Unterhalb dessen ist neben der Anleitung und dem SIM-Karten-Werkzeug die übliche Mitlieferung, die einen Steckdosen-Adapter, das USB-Ladekabel und Kopfhörer umfasst. Damit Kratzer und sonstige Spuren von dem P10 Plus abprallen, liefert Huawei eine Schutzhülle aus Hartplastik mit, die die geriffelte Rückenpartie des Smartphones in Teilen imitiert.
Das P10 Plus im Hands-On
Das schnellste und groß gewachsene Rennpferd aus den Ställen von Huawei kann durch ein anmutiges Erscheinungsbild auf den ersten Blick bezirzen, obgleich das Design wenig bis gar nicht innovativ ist. Es liegt angenehm kühl in der Hand und ist auch für kleine Hände noch gut bedienbar. Auch wenn jegliche Fingerabdrücke sich auf dem Display verewigen, sind die dunkle Gehäusefarbe sowie die aus Gorilla Glas 5 bestehende Vorderseite eine elegante Wahl. Die schwarzen Ränder gehen nahtlos in die Gehäuseränder sowie den Rücken des P10 Plus über – nicht nur hinsichtlich der glatten Verarbeitung, sondern auch in der farblichen Gestaltung. Schön ist bei der vorliegenden dunklen Variante, dass das aktive Display mit den schwarzen Geäuserändern verschwimmt und so die Illusion eines größeren Displays geschaffen wird.
Dabei bietet das größte P10-Modell nicht nur den Augen ein Fest, sondern gibt auch den Händen ein wenig Arbeit. In das rückseitige Aluminium ist mit einem Diamant-Cut-Schliff eine feine Struktur gefräst, die sich zunächst ein wenig schwitzig, letztendlich aber wohltuend anfühlt. Man sollte meinen, dass das Smartphone durch diese Struktur fester in der Hand liegt als Modelle mit einem gänzlich glatten Gehäuse; dieser Schein trügt jedoch: Ein fester Griff um das Smartphone sollte der Normalfall sein. Schön ist auch die Absetzung der gummierten Antennenstreifen oberhalb wie unterhalb des Gehäuses und die hinter Glas versteckten Objektive der Hauptkamera.
Mit einem Blick auf die Front zeigen sich nicht nur der obligatorische Lautsprecher und die daneben sitzende Frontkamera, sondern unterhalb des Displays der Fingerabdrucksensor. Im Vergleich zum Vorgänger P9 Plus hat Huawei ein wenig am Design verändert: Während der Fingerabdrucksensor beim Vorjahresmodell noch auf der Rückseite platziert war, musste der Markenschriftzug im unteren Teil der Front dem leicht in das Gehäuse eingelassenen Sensor weichen. Für manch einen mag irritierend sein, dass es sich bei diesem um keinen Button handelt, den man herunterdrücken kann, sondern in dessen Kuhle der Nutzer lediglich seinen Finger einlegen muss. Der integrierte Sensor funktioniert rasend schnell, sobald der einzigartige Fingerabdruck einmal im Smartphone registriert ist. Daneben wird eine bequeme Alternativen zu den On-Screen-Menütasten geboten: Auf Wunsch ersetzt das Sensorfeld alle Tasten, sodass folglich auf dem Bildschirm ein wenig mehr Platz geboten wird.
Erwähnenswert sei an dieser Stelle der am rechten Gehäuserand angebrachte Powerbutton, der nicht nur die geriffelte Struktur der Rückseite aufweist, sondern durch eine metallisch-rote Umrandung vom Blau abgehoben wird. Nicht zu vergessen wären die Lautstärkewippe oberhalb des Powerbuttons. Am unteren Rand liegt der USB-Typ-C-Anschluss in der Mitte des Lautsprechergitters un der Klinkenbuchse. Die linke Seite beherbergt lediglich einen SIM-Karten-Slot, in den zusätzlich eine Mirco-SD-Karte passt.
Das Huawei P10 Plus wirkt wie aus einem Guss und wird feinen Fingern durch scharfe Kanten nicht gefährlich. Schade ist das immer gleiche Design, über das das edel anmutende Gehäuse teils hinweg trösten kann. Auch der tiefer gelegte Fingerabdrucksensor auf der Front kann durch eine leichte Handhabung überzeugen.
Einzelwertung 4,5 von 5 Sternen
Display
Für ein Modell wie das P9 Plus aus dem vergangenen Jahr war der in das Gehäuse eingelassene Bildschirm nicht unbedingt artgerecht: Mit einer Auflösung in Full-HD-Qualität und einer Pixeldichte von 401ppi reihte es sich nicht nur zu Mittelklasse-Smartphones, sondern bekam auch leichte Kritik im Test der Redaktion. Für das P10 Plus hat Huawei an den Schrauben gedreht und die Qualität sowie Pixeldichte hoch geschraubt. Die Augen kommen folglich in den Genuss, Inhalte auf einem Quad-HD-Bildschirm bei einer Pixeldichte von 534ppi anzusehen. Für das menschliche Sehorgan wird der Sprung zwischen P9 Plus und P10 Plus im alltäglichen Gebrauch aber verborgen bleiben, da bei einer Pixeldichte von 401ppi das Bild schon gestochen scharf ist.
Während andere Hersteller oftmals auf Super-AMOLED-Technologie bei der Anfertigung des Bildschirms setzen, wählt Huawei für sein P10 Plus den IPS-Standard, der kurzum eine hervorragende Blickwinkelstabilität bietet. Die Vor- und Nachteile anderer Display-Technologien stellt die Redaktion in einem separaten Artikel vor.
Eingaben werden auf einem 5,5 Zoll großen Display getätigt, welches von den schützenden Armen von Gorilla Glas 5 umarmt wird.Es handelt sich dabei um extra bruchfestes Glas, welches auch vor Kratzern schützen soll. Obendrein liefert Huawei das Smartphone mit einer Displayschutzfolie aus, bei der es sich mit Blick auf die Dicke um Panzerglasfolie handelt – getreu dem Motto: Doppelt hält besser. Abseits der automatischen Helligkeitsregulierung, verwandelt sich der Bildschirm entweder zu einem strahlenden Leuchtkegel oder wechselt auf die dunkle Seite, auf der die Helligkeit verschluckt zu werden scheint. Nutzer, die beispielsweise abends auf ihrem P10 Plus surfen, können einen augenschonenden Modus einstellen. Dadurch werden die weißen Elemente gelblich. Festzuhalten bleibt, dass die Farben in allen Fällen kräftig und unverfälscht wiedergegeben werden.

Bestätigt wird die kräftige und genaue Farbkonzeption des Displays von dem Colorimeter, bei dessen Messung Huawei fast genau auf den idealen Referenzpunkten liegt.
Beim Display des P10 Plus gibt es nichts, was es zu beanstanden gäbe. Huawei hat mit der QHD-Auflösung einen Schritt weiter gemacht und dem größten P10-Smartphone einen Bildschirm verpasst, der der Preisklasse entspricht. Einziger Kritikpunkt sind die fehlenden Besonderheiten, wie beispielsweise Huaweis „Press Touch“.
Einzelwertung 4,5 von 5
Ausstattung und Leistung
Beim Prozessor stehen sich das Standard-Modell P10 sowie der größere Bruder in nichts nach, denn beide haben den HiSilicon Kirin 960 als Prozessor verbaut, der aus den eigenen Reihen des Herstellers entstammt. Der Achtkerner arbeitet mit bis zu 2,4 GHz. Mit satten 6 GB Arbeitsspeicherkapazität sowie 128 GB internem Speicherplatz, wird die Aussicht auf quasi unbegrenzten Speicherspaß freigegeben. Denn auf Wunsch kann der interne Speicher, von dem zu Anfang noch 109 GB frei sind, um bis zu 256 GB aufgestockt werden.
Diese Kombination macht sich auch im AnTuTu-Benchmarkt-Test bemerkbar: Das P10 Plus läuft mit einem Wert von 137.351 Punkten ins Ziel ein und kann sich somit definitiv mit Spitzengeräten anderer Hersteller messen. Nennenswert wären hier beispielsweise das LG G5, welches auf 137.548 Punkte kam oder gar das aus dem Vorjahr stammende Galaxy S7 edge von Samsung, welches mit einem Wert von 132.143 Punkten sogar ein wenig schwächer ist. Um einen Vergleichswert aus den gleichen Reihen zu haben: Das P10 bestand den Test mit dem gleichen Prozessor, jedoch mit einem 2 GB kleineren Arbeitsspeicher, mit 124.000 Punkten.
Die Lobhudelei spiegelt sich auch im normalen Gebrauch des P10 Plus wieder. Wer auf Ruckler oder langen Ladezeiten wartet, wird eher alt und grau. Eingaben werden in Windeseile in die Tat umgesetzt; auch im 3D-Spiel Asphalt 8, welches im Rahmen des Tests 30 Minuten gespielt wurde, gibt die aufwändige Grafikgestaltung der Prozessor-Performance keinen Dämpfer. Bemerkenswert ist obendrein, dass sich das P10 Plus beim Rennen um eine gute Leistung nicht ins Schwitzen kommt. Nach dem intensiven Spiel erwärmt sich das Smartphone auf gerade einmal 33 Grad, was in einem mehr als zufriedenstellenden Bereich liegt.
Verbindung und Kommunikation
Das P10 Plus kann nicht alles, aber vieles. Verbindungstechnisch lässt das Smartphone die Herzen bei den Standardmöglichkeiten wie Bluetooth, WLAN und GPS sowie auch LTE Cat.12 und NFC höher schlagen. Nützlich ist die Möglichkeit, durch MirrorShare Smartphone-Inhalte auf dem Fernseher anzusehen. Schmerzlich vermisst wird hingegen die Option, zwei SIM-Karten zu benutzen oder wenigstens ein Hybrid-Fach in das Smartphone zu verbauen. Fehlanzeige: Huawei lässt Nutzern keine Wahl und hat aus dem Einlegefach ausschließlich einen Platz für eine Nano-SIM und eine Micro-SD-Karte zwecks Speichererweiterung ausgestanzt.
Verbindungsmöglichkeiten des Huawei P10 Plus
Feature | Vorhanden | Funktion |
HSPA |
▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s |
HSPA+ | ▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s |
LTE | ▲ | Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s |
USB-OTG | ▲ | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen |
DLNA | ▲ | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher |
NFC | ▲ | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren |
Kabellose Display-Übertragung | ▲ | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast) |
MHL | ▼ | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port |
Infrarot-Fernbedienung | ▲ | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung |
Bluetooth-Version | ▲ | 4.2 |
WLAN-Standards | ▲ | 802.11 a/b/g/n/ac 2,4 + 5GHz |
Qi | ▼ | Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones |
Im halbstündigen Testtelefonat drang eine deutliche und klare Stimme durch die Lautsprecher des P10 Plus. Egal, ob das Gerät direkt am Ohr oder mit aktiviertem Lautsprecher weiter weg lag, war weder Rauschen oder eine Verzerrung wahrzunehmen.
Der Kirin 960 in Kombination mit dem großzügig ausgestatteten Speichern ist Grundlage für eine hervorragende Performance, die Verzögerungen im Keim erstickt. Die Konnektivität entspricht den Standards – zu wünschen übrig lässt höchstens die fehlende Dual-SIM-Option.
Einzelwertung 4,5 von 5
Kamera
Ein Steckenpferd von Huawei bei Spitzenmodellen wie dem P10 Plus ist eine ausgetüftelte Kamera. Wie nun schon bei ein paar Smartphones der Chinesen entstammen die Bauteile der P10-Plus-Kamera der Partnerschaft zwischen Huawei und dem deutschen Traditionsunternehmen Leica. Obwohl die jeweiligen Komponenten nicht von Leica selbst stammen, so sind sie immerhin von den Kamera-Experten zertifiziert.
Das P10 Plus vereint eine Dual-Kamera in sich, die mit einem 20- sowie auch 12-Megapixel-Objektiv bestückt ist. Die zwei Objektive sind keineswegs gleich: Während es sich bei dem mit höherer Megapixelzahl um den Monochrom-Sensor handelt, ist der zweitere der RGB-Sensor – sprich, der für Farben verantwortlich ist. Durch einen Algorithmus werden die Aufnahmen beider Objektive dann zusammengefügt. Die Hauptkamera bietet eine maximale Blende von f/1.8.
Die Leistung der Kamera des Huawei P10 Plus wird anhand der Testfotos-Galerie gezeigt:
- Einen herrlicher Tag kann das P10 Plus wunderbar einfangen. Die Farben sind natürlich, die Farben satt.
- Egal, wie weit weg die Objekte sind, ist das Foto rundherum scharf.
- Auch im Innenbereich kann die Kamera des P10 Plus keine Kritik einholen.
- Hier der Monochromsensor der Dual-Kamera: Der Schwarz-Weiß-Kontrast wird gut heraus gearbeitet
- Der Monochromsensor arbeitet mit 20 Megapixeln.
- Samtpfoten können bei Nahaufnahmen im haargenau abgelichtet werden, ohne dabei zu verwackeln.
- Die Tiefenschärfe bei Makroaufnahmen wird ebenfalls ermöglicht. Während die Blüte im Vordergrund relativ scharf ist, verschwimmen die hinten liegenden Pflanzen zu einem Blumenmeer.
- Ist das Lichtverhältnis, wie bei einem grellen Himmel, nicht besonders, werden Aufnahmen überlichtet und überzeichnet.
- Gut zu erkennen ist diese Überzeichnung an den Blüten dieses Baumes.
- Ist die Umgebung nicht gut genug ausgeleuchtet, werden helle Punkte im Bildausschnitt vom P10 Plus grün eingefärbt.
- Alles richtig gemacht: Bei Dunkelheit und ausreichend Beleuchtung.
- …hier das gleiche Spiel.
Die Ergebnisse der Testfotos sind weitestgehend hervorragend. Egal ob am Tage oder in der Nacht, solange die gewünschten Motive vor der Linse gut ausgeleuchtet sind, sind in der Galerie Fotos mit kräftigen, natürlichen Farben zu finden. Scharf wie eine Chilischote sind die Fotos, wenn man in sie hinein zoomt, nicht bis ins letzte Detail. Allerdings kann wortwörtlich darüber hinweg gesehen werden, denn bei der Betrachtung des gesamten Bildes ist diese tief liegende Unschärfe schlicht nicht erfassbar. Da die Haupkamera über einen optischen Bildstabilisator sowie einen Autofokus verfügt, müssen sich zittrige oder schlecht sehende Menschen keine Sorgen machen. Kurzum: Das Paket stimmt bis hierhin.
Sobald die Lichtverhältnisse jedoch ins Extreme wechseln, sprich ist der Himmel zu grell oder sind Fotomotive bei fortgeschrittener Dunkelheit zu schwach beleuchtet, macht sich die Tatsache bemerkbar, dass es sich letztlich nur um eine Smartphone-Kamera handelt. Gut zu sehen ist der Effekt einerseits an den Blüten der Bäume in der Galerie: Sie sind nicht nur überlichtet, sondern auch stark überzeichnet – beinah so, als hätte man einen Filter über das Foto gelegt. Schwierig wird es ebenfalls bei schlechten Lichtverhältnissen: Schwach beleuchtete Ecken bekommen von der Kamera dann einen Grünstich verpasst. Übermäßiges Rauschen stört das Bild aber nicht.
Die App und die Frontkamera
Wie immer ist die Kamera-App Huaweis mit zahlreichen Effekten und Möglichkeiten versehen, die sich vermutlich nach dem asiatischen Heimatmarkt richten. Auf Seiten der Software können Nutzer über Geotagging auch eine Gesichtserkennung einstellen bis hin zu Panoramafunktionen, HDR-Modus oder Serienaufnahmen. Wem das natürliche Erscheinungsbild zu langweilig ist, kann verschiedene Filter über sein Gesicht streifen.
Kamera-App des Huawei P10 Plus
Selfie-Fans kommen beim P10 Plus keineswegs zu kurz. Die Besonderheit der Frontkamera liegt in der integrierten Blende, die ein Maximum von f/1.9 besitzt. Aufnahmen lassen sich mit 8 Megapixeln schießen. Für Huawei typisch ist der Verschönerungsmodus der Frontkamera, der je nach Belieben das Gesicht samt Umgebung weicher zeichnet.
Fotos sind selbstverständlich nicht das einzige, was die Kamera aufnehmen kann – auch für Videos steht sie bereit. Bewegtbilder kann die Hauptkamera erfreulicherweise in 4K-Qualität erfassen.
Das P10 Plus ist mit einem wunderbaren Kameraequipment ausgestattet, das durch einige sinnvolle Software-Features ergänzt wird und den Fotografen aus jedem Nutzer heraus kitzeln kann. Auch die Frontkamera macht Freude, was einem prima Kamera-Paket entspricht.
Einzelwertung 4,5 von 5 Sternen
Software und Multimedia
In dieser Sparte gibt es nichts, was ernsthaft neu ist. Ab Werk wird das P10 Plus zwar nicht der neuesten Android-Version, aber immerhin mit 7.0 Nougat ausgeliefert. Die Glasur besteht aus der hauseigenen Nutzeroberfläche EMUI, die in der Versionsnummer 5.1 vorliegt und allen Icons das typische Huawei-Design gibt. Damit Nutzer nicht in die Untiefen des Menüs abtauchen müssen, entrollt sich bei einer herunter wischenden Geste ein Schnellmenü, welches die dringlichsten Einstellungen beherbergt.
Ist man als Smartphone-Fan bislang noch nicht in die Familie Huaweis integriert worden, so wird die typische Tastatur zunächst schrecklich sein. Kleine Tasten führen zu einem konsequenten Buchstabensalat, die zu allem Überfluss auch noch mit Sonderzeichen gespickt werden. Ist man jedoch einmal daran gewöhnt, schreibt es blindlings. Ohne Probleme lässt sich aber auch die standardisierte Google-Tastatur einstellen.
Um persönlichen Geschmäckern gerecht zu werden, bietet der chinesische Hersteller diverse Themes an, deren optischer Thematik keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen. In der passenden Design-App stehen zehn Themes zur sofortigen Verfügung. Dürstet es nach mehr, muss man sich zuerst beim Huawei-ID-Dienst anmelden.
Huawei P10 Plus: Menü und Einstellungen
Apps
Wie jeder Hersteller hat auch Huawei einige Apps vorinstalliert. Neben den obligatorischen Apps wie Nachrichten, Mails und ähnliches, finden sich ebenfalls Fitness-Applikationen wie ein Schrittzähler oder Spielereien wie eine Spiegel-App mitsamt einigen (eher sinnfreien) Funktionen. Apps dritter Anbieter halten sich im Rahmen. Während beim P9 Plus nach dem App-Drawer noch vergebens gesucht wurde, versteckt er sich im Falle des P10 Plus wieder in den Einstellungen. Die Standardordnung aller Apps kann also auch nach Belieben verändert werden.
Einen echten Hingucker bastelt Huawei mit dem App-Twin. Wie der Name schon erahnen lässt, kann man damit Apps – konkret WhatsApp und Facebook – klonen. Dies hat den Nutzen, dass Nutzer sich zeitgleich mit zwei Accounts auf demselbigen Gerät anmelden können. Bei WhatsApp ist dies durchaus sinnvoll, wenn beispielsweise zwei SIM-Karten benutzt werden. Facebook hingegen bietet bereits intern die Option, verschiedene Konten parallel zu verwalten – es liegt in der Hand des Nutzers.
Auf Seiten der Software bietet Huawei keine großen Überraschungen. Mit Einsatz von Android sind die Google-Apps selbstverständlich mit von der Partie ebenso wie jene aus eigener Entwicklung. Die Funktion, die App-Twin bietet, ist eine interessante und sicherlich in einigen Fällen sinnvoll einsetzbar.
Einzelwertung 4 von 5 Sternen
Akku
Die Gewährleistung des Überlebens liegt beim P10 Plus in der Hand eines Akkus mit einer Nennladung von 3.750 mAh. Wohlgemerkt wäre eine geringere Akku-Größe unzumutbar, da das Display mit 5,5 Zoll samt QHD-Auflösung eine Menge Energie benötigt. Laut dem Hersteller soll der Akku während aktiven Gesprächszeiten bis zu 28 Stunden halten, im Standby-Modus sogar 450 Stunden. Diese Werte sind utopisch und können wohl von jedem Normalverbraucher von der Hand gewiesen werden.
Wie üblich wird der Akku im Rahmen des Testparcours auf die Probe gestellt und der alltägliche Gebrauch simuliert. Dazu gehört mitunter das Ansehen von Videos, Telefonate, Spiele spielen sowie auch das Surfen im Netz. Der erste Teil stellt die aktive Phase dar: Mit verbleibenden 47 Prozent Ladung nach 8 Stunden liefert das P10 Plus einen realistischen Wert.
Huawei P10 Plus – Der Akku
Das Ergebnis nach den ersten 16 Stunden im Standby-Modus erschien der Redaktion aufgrund hohen Verlustes durchaus verwunderlich und dem hochwertigen Smartphone nicht entsprechend. Deswegen wurde der Akku im Standby-Modus erneut getestet. Mit 47 Prozent Energie ging der Akku ins Bett, um über Nacht gerade einmal 3 Prozent Ladung einzubüßen. Was beim ersten Test schief ging, ist nicht eindeutig klar. Bei der nächsten vollständigen Aufladung können Nutzer zudem von einer Schnellladefunktion profitieren. Im Test kam das P10 Plus innerhalb von 38 Minuten von 30 auf 80 Prozent.
Der Akku ist stark genug, um es mit dem 5,5 Zoll großen Display und der QHD-Auflösung aufzunehmen, ohne dabei schnell aus der Puste zu kommen und den Nutzer im Stich zu lassen. Geschuldet ist dies wohl mitunter auch dem großen Arbeitsspeicher.
Einzelwertung 3,5 von 5 Sternen
Fazit
Huawei schafft mit dem P10 Plus ein makellos verarbeitetes Gerät, welches großen wie kleinen Händen schmeichelt und eine relativ einfache Bedienung erlaubt. Es macht einfach nur Spaß, Videos, Spiele oder Befehle auf dem Smartphone zu sehen beziehungsweise sie einzugeben, wenn der Prozessor so problemlos arbeitet wie der Kirin 960. Auch wenn keine Zauberei zu erwarten ist und es bessere Smartphone-Kameras gibt, so können Fotos trotzdem sorgenlos geschossen und Momente verewigt werden.
Wer den stolzen Preis von rund 750 Euro investiert, kann ein künftig ein Smartphone mit sich tragen, an dem nur wenig auszusetzen ist. Allerdings hat Huawei im Vergleich zum P9 Plus, bei dem der Kostenpunkt ebenfalls stieg, abermals um einen saftigen Betrag von rund 150 Euro erhöht.
Gesamtwertung 4,5 Sterne von 5 Sternen

Pros:
- grandiose Verarbeitung
- rasend schnelle Prozessor-Performance
- gute Kamera sowie Sound
Cons:
- aktuelle Technik in altem Gewand
- zu hoher Preis
Preis-Leistung
Auch wenn sich das P10 Plus nicht in den absurden Preisgalaxien von Apple oder Samsung bewegt, so ist der Kostenpunkt von 749 Euro ein dicker Batzen Geld, der gut angelegt sein will. Auch wenn das neueste Plus-Modell der Huawei-Fraktion ein solides Smartphone ist, bietet es jedoch keine außergewöhnliches Funktionen, Design-Innovationen oder besondere Fertigungsumstände. Deswegen lohnt sich ein Blick auf andere Smartphones aus der eigenen Verwandtschaft oder der Konkurrenz, die ebenfalls so oder so ähnlich ausgestattet sind.
Alternativen
So lohnt es sich, sich andere Geräte von Huawei wie dessen Tochterfirma Honor anzusehen. Beispielsweise bieten das P10 von Huawei und das brandneue Honor 8 Pro ähnliche Funktionen wie das P10 Plus, sind aber deutlich günstiger.
- Huawei P10 (Datenblatt, Preis und Test) – Im Vergleich mit dem Huawei P10 Plus
- Honor 8 Pro (Datenblatt und Preis) – Im Vergleich mit dem Huawei P10 Plus
Der Sprung zur Konkurrenz kann am Beispiel von Samsung erfolgen. Hier ein Vergleich mit dem Jüngling Galaxy S8.