Test des HTC Desire C

13 Minuten

HTC Desire C

Eine genaue Einordnung des HTC Desire C fällt schon beim Namen nicht leicht. Offensichtlich gehört es nicht zur aktuellen One-Familie. Gleichzeitig will es als Einsteigerhandy auch nicht der direkte Nachfolger des Wildfire sein. Der entsprechende Kompromiss des Marketings bei HTC ist die Revitalisierung der alten Premium-Marke Desire. Ebenfalls ungewöhnlich ist die technische Ausstattung, bei der eine relativ schwache 600-MHz-CPU mit HTC Sense und Android in der Version 4.0 umgehen muss. Ob und wie gut diese Idee mit der Realität im Praxistest harmoniert, zeigt der Testbericht des knapp 200 Euro teuren Smartphones auf inside-digital.de.

Wie bei einem Einsteigermodell zu erwarten, fällt der Lieferumfang des HTC Desire C sehr übersichtlich aus. In einer Pappschachtel liegt neben dem Smartphone ein Mirco-USB-Datenkabel, welches im Verbund mit dem beiliegenden Adapter auch den Kontakt zur Steckdose herstellt. Ansonsten findet sich in Box neben der Kurzanleitung noch ein Headset. Bei letzterem handelt es sich, anders als der Beats-Audio-Aufdruck auf dem Smartphone vielleicht vermuten lässt, um die Standard-Ausführung von HTC. Die zur installierten Software passenden Kopfhörer, gibt es als kostspieliges Zubehör in verschiedenen Versionen im Einzelhandel.

HTC Desire C
HTC Desire C

Trotz seiner Bestimmung als günstiges Smartphone wirkt das Design gefällig. Besonders unserem Testgerät mit silberner Front gelingt, trotz des flächigen Einsatzes von Plastik, die Imitation einer hochwertigen Metalloberfläche sehr gut. Die Rückseite bildet eine durchgängige, weiße Plastikschale, die sich mit geringem Krafteinsatz nahe des Ein/Aus-Schalters vom Rest des Gehäuses lösen lässt. Auch nach mehreren Durchgängen verzog die Schale nicht. Das Spaltmaß ist über die ganze Seitenlinie betrachtet zwar nicht immer gleich, insgesamt aber auf jeden Fall akzeptabel. Zum Einsetzen der SIM-Karte muss zunächst der Akku entfernt werden, was aufgrund einer großzügigen Aussparung für den Fingernagel auch kein Problem darstellt. Der Slot für die optionale microSD-Karte ist auf der rechten Seite angebracht und nur bei geöffnetem Gehäuse zu erreichen.

HTC Desire CIm Betrieb liegt das Desire C sehr angenehm in der Hand, was letztendlich an zwei Faktoren liegt: Größe und Gewicht. Mit Abmessungen von 107.2 x 60.6 x 11.9 Millimetern eignet es sich hervorragend selbst für kleine Hände und die Hosentasche. Passend dazu bleibt Gesamtgewicht knapp unter sehr angenehmen 100 Gramm. Unterstützt wird die gute Handhabung durch das leicht geschwungene untere Drittel und die angeraute Oberfläche der Rückseite. Auf der Oberseite liegt rechts der Ein/Aus-Schalter, während der 3,5 mm Anschluss für den Kopfhörer links daneben untergebracht ist. Die Wippe für die Lautstärkeregelung an der rechten Seite, ist auch für Rechtshänder problemlos zu erreichen. Mehr oder weniger Geschmackssache ist der USB-Port auf der linken Seite. Dieser kommt ohne Abdeckung daher und reißt so ein Loch in das sonst bündige Gehäuse des Desire C. Vor allem da hier auch das rote Plastik der Innenverkleidung durchschimmert, wird die Stelle schnell zum vielleicht ungewollten Blickfang. Unter dem Display sind drei Sensortasten untergebracht. Neben den „Zurück“- und „Startseite“-Tasten zeigt der dritte Button statt den „Einstellungen“ ein Menü mit den zuletzt genutzten Apps.

HTC Desire C

HTC Desire CGetestet wurde die Sprachqualität im Netz von O2. Auch hier schlägt sich das Desire gut und zeigt subjektiv kaum Unterschiede zur deutlich teureren Konkurrenz. Sowohl die Lautstärke bei maximaler Stufe als auch die Qualität der eingebauten Lautsprecher gehen in Ordnung. Gleiches gilt für den Empfang, was allerdings in der technisch gut versorgten Kölner Innenstadt auch erwartet werden darf. Richtig punkten können hätte das Smartphone mit einer Kombination aus kleinem Display, sparsamen Prozessor und einem leistungsfähigen Akku. HTC spendiert dem Desire C allerdings nur einen Energiespeicher mit 1230 mAh. Im Test hielt der Akku bei einer typischen Nutzung der verschiedenen Funktionen inklusive Internet via WLAN etwas länger als einen Tag durch. Der Ladevorgang an der Steckdose dauert danach knapp zwei Stunden. Laut Hersteller sollen über UMTS Gesprächszeiten von etwas mehr als fünf Stunden möglich sein. Der SAR-Wert beträgt gute 0.679 W/kg.

HTC Desire CDas Display des Desire C misst 3.5 Zoll und damit knapp 8.9 Zentimeter. Zum bequemen Navigieren durch die Menüs und Websites ist dies durchaus ausreichend. Der große Haken des Smartphones von HTC ist eher die sehr niedrige Auflösung des kapazitiven TFT-Displays von gerade einmal 320 x 480 Pixel (HVGA). Schon die Menüs wirken bei einer Pixeldichte von 165 ppi arg verwaschen, deutlich sichtbare Lücken zwischen den einzelnen Bildpunkten stören besonders beim Lesen von Text. Beinahe zum Totalausfall werden Videos auf YouTube und Co. Diese laufen zwar flüssig, feinere Details saufen im Pixelbrei aber hoffnungslos ab. Dafür ist das Display ausreichend hell und die Anzeige dreht beim Kippen des Desire C ohne große Verzögerung mit. Ein Helligkeitssensor passt die Beleuchtung automatisch an die aktuelle Umgebung an, was sich in den Optionen auf Wunsch auch deaktivieren lässt. Auch im Freien sieht man in der Regel genug, um das Smartphone vernünftig bedienen zu können.

Die Kamera liegt bei der Auflösung von fünf Megapixeln im guten Smartphone-Mittelfeld. Die verwendete Kamera-App aus HTC Sense bedient sich sehr angenehm, entsprechend leicht gehen die Schnappschüsse von der Hand. Die Verzögerung zwischen zwei Fotos ist aufgrund der eingeschränkten Leistung des Desire C spürbar, wenn auch erträglich. Ansehnlich werden Bilder bei optimalen Lichtverhältnissen. Ist dies nicht gegeben, zeigt sich ein deutlicher Schwachpunkt: Durch den fehlenden Blitz oder eine andere Lichtquelle werden halbwegs nicht verwackelte Aufnahmen zum Geduldsspiel. Bei Motiven im nahen Umfeld macht sich zudem der fehlende Autofokus bemerkbar. Detaillierte Abbildungen, etwa für eine Auktion bei eBay, zeigen hier oft schon leichte Unschärfe. Für Makro-Aufnahmen oder als Ersatz für die Digitalkamera eignet sich das Desire C also nicht wirklich. Die geschossenen Bilder können auf dem schwach auflösenden Display ihre tatsächliche Qualität natürlich nicht zeigen. Damit die Ergebnisse am großen Bildschirm überzeugen, lassen sich über die Optionen die wichtigsten Einstellungen feinjustieren oder an die fähige Automatik übergeben.

  • Automatik (Bildverbesserung, hoher Kontrast)
  • Bildbearbeitung
  • Effekte
  • Geringes Licht
  • Geotagging
  • ISO
  • Motiverkennung (Lächeln)
  • Porträt

Sind die Bilder der Kamera noch durchaus zu gebrauchen, fallen die Videos im Vergleich zum aktuellen Stand der Technik deutlich ab. Statt HD gibt es lediglich VGA-Auflösung(640 x 480 Pixel). Damit sind ganz klar keine Preise zu gewinnen, auch wenn der Sound gar nicht mal so schlecht wirkt. Mehr war mit dem 600-MHz-Prozessor anscheinend nicht drin. Für ein Einsteigergerät nicht untypisch, fehlt dem Desire C darüber hinaus eine Frontkamera. Bestimmte Anwendungen wie Videotelefonie fallen daher ebenfalls aus.

Ein wesentlicher Unterschied beim HTC Desire C im Vergleich zu vielen Konkurrenten im selben Preisbereich ist die moderne Software-Ausstattung. Sowohl Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) als auch das aktuelle HTC Sense 4.0sind mit an Bord. Letztere weicht teilweise deutlich vom Standard-Bedienkonzept von Android ab, hat sich in den vergangenen Jahren aber auch nicht ohne Grund eine treue Fangemeinde erarbeitet. Ausgangspunkt ist wie gehabt der Homescreen inklusive der für Sense typischen Uhr plus Wetteranzeige. Von hier aus stehen nach links und rechts noch einmal jeweils zwei weitere Startbildschirme zur Verfügung, auf denen sich Verknüpfungen zu Apps und neue Widgets ablegen lassen. Im Auslieferungszustand finden sich darunter beispielsweise ein Audioplayer und ein Kalender. Überraschend im Bezug zur schwachen Hardware ist die flüssige Bedienung innerhalb der Menüs. Zwar hat HTC Sense 4.0 für das Desire C leicht überarbeitet und einige 3D-Effekte gestrichen, dafür hat man nie das Gefühl, die Technik würde alleine durch das OS schon an seine Grenzen gebracht.

Eine Sonderfunktion bei HTC ist der rechte Sensorbutton. Hier ist bei anderen Herstellern in der Regel der Zugriff auf die Einstellungen von Hardware und Apps untergebracht. Beim Desire und anderen Modellen der Taiwaner findet sich dort der sogenannte App-Switcher. Ein Druck auf die Taste öffnet eine Liste mit den zuletzt genutzten Apps zum Schnellzugriff und Wechsel zwischen den am häufigsten benutzten Programmen. Wie nützlich dies ist, hängt natürlich von den eigenen Vorlieben ab. Für User, die neu zu HTC wechseln, ist die Taste in jedem Fall eine Umstellung. Zu den Einstellungen für das Desire C geht es über eine Verknüpfung in der oberen Statusleiste, wo zusätzlich die Infos zu neuen Nachrichten und verpassten Anrufen einlaufen. Natürlich bietet auch Sense umfangreiche Möglichkeiten, die Optik der Bildschirme an den eigenen Geschmack durch Personalisierungswerkzeuge anzupassen. Apps lassen sich mit den passenden Einstellungen starten, ohne zuvor den Bildschirm zu entsperren. Als besonders praktisch erweist sich das Feature im Verbund mit dem integrierten Musikspieler. Für ein Plus an Sicherheit kann zum Zugriff auf das Smartphone ein einfaches Muster definiert werden, welches später zum Lösen der Bildschirmsperre auf den Bildschirm gezeichnet werden muss.

HTC Desire CNeben der Software-Ausstattung kann sich auch die Liste der Hardware-Features beim HTC Desire C sehen lassen. Via Quad-Band-GSM ist praktisch die gesamte Welt abgedeckt. Lediglich UMTS funktioniert auf dem amerikanischen Kontinent nicht. Für einen schnellen Zugriff auf die eigenen Daten sorgen HSDPA und WLAN. Im Nahbereich kommen dazu noch die Verbindung via USB oder Bluetooth 4.0 in Frage. Kontakt mit dem PC hält das Desire via HTC Sync, inklusive Option zum Abgleich und Backup von Daten und Kalendereinträgen. Der interne Speicher misst vier Gigabyte, wobei nur ein Gigabyte für Apps, Bilder und andere Daten zur Verfügung stehen. Eine separate Speicherkarte ist also praktisch Pflicht. Mit dem Desire C kommt ein 25 Gigabyte Online-Speicherplatz bei Dropbox, für zwei Jahre.

Im Herzen des Desire C werkelt dazu recht altbackene Technik. Die 600-MHz-CPU mit nur einem Kern ist für aktuelle Apps gerade noch ausreichend. Diesem steht ein vergleichsweise gut bestückter Arbeitsspeicher von 512 Megabyte zur Seite. Dennoch reicht es in den geläufigen Benchmarks nur für Plätze am unteren Ende der Tabellen. Im AnTuTu Benchmark erreichte das Desire C im Test 2025 Punkte, das aktuelle Top-Modell HTC One X kommt auf einen knapp 5x so hohen Wert. Auch im Smartbench reicht es nur für magere 555 Zähler. Wenig überraschend taugt das Desire C zudem nicht als mobile Spielekonsole: Der GLBenchmark misst Werte zwischen 24 und 6 FPS Bildern pro Sekunde, was eher an eine Diashow erinnert.

Im Alltagsbetrieb bestätigen sich die ersten Eindrücke zur Leistung des HTC Desire C. Android 4.0 und die leicht modifizierte Version von Sense lasten das System nicht bis an die Grenze aus. Subjektiv dauert alles zwar einen Tick länger, Ruckeln und ähnliche Einbrüche bei der Performance leistete sich das Leichtgewicht aber nicht. Im Kalender geht es flüssig von einem Eintrag zum anderen und der Zoom unter Google Maps und die Navigation zeigten ebenfalls keine offensichtlichen Aussetzer. Die Spracheingabe über das Mikrophon funktioniert wie erwartet.

Als Browser kommt unter Sense eine leicht abgewandelte Version des normalen Android-Browsers zum Einsatz, der sich im Test wacker schlägt. Die Ladezeiten bleiben besonders im WLAN erträglich und Bilder und Text skalieren im Zoom schnell auf den neuen Wert. Ein Player zur Wiedergabe von Flash-Inhalten ist fest eingebaut, im Acid3-Browsertest kommt er auf die volle Punktzahl. Eine gute Performance zeigt das Desire C auch beim testweise installierten alternativen Browser Opera.

Bei der Ausgabe von Musik über das Headset wird das Desire von Beats Audio unterstützt. Was von der Technik zu halten ist, bleibt im Wesentlichen eine Glaubensfrage. Das Sound-Tuning betont vor allem Bässe deutlich stärker, was bei einigen Musikstilen sicherlich einen positiven Effekt hat. Letztendlich lebt die Marke auch vom Marketing, welches die gesalzenen Preise für die als Zubehör erhältlichen Kopfhörer und Headsets rechtfertigen soll. Als Kaufkriterium taugt Beats Audio daher vor allem über das damit transportierte Image.

HTC Desire C
HTC Desire C
HTC Desire C
HTC Desire C

Ansonsten bietet das Desire alle von einem Smartphone gewohnten Komfort-Features: Wecker, Taschenrechner, Anzeige-Tools für PDFs und Office-Dateien, (YouTube) Videoplayer oder die Stoppuhr, nichts fehlt. Dazu gibt es als Bonus noch das kurzweilige Spielchen Teeter, bei dem eine Kugel mit Hilfe des verbauten Lagesensors durch geschicktes Kippen des Geräts um diverse Hindernisse gesteuert wird. Für gute passive Unterhaltung sorgt das ebenfalls enthaltene UKW-Radio. Wirklich vermisst haben wir im Test nur eine separate LED-Anzeige, die bei abgeschaltetem Bildschirm auf neue Nachrichten aufmerksam macht.

HTC Desire C

Isoliert für sich betrachtet ist das HTC Desire C ein gelungenes Smartphone. Android 4.0 und die leicht angepasste Bedienung via Sense 4.0 funktionierten im Test trotz der 600-MHz-CPU tadellos. Lediglich bestimmte Apps gönnten sich zwischendurch die eine oder andere Sekunde Bedenkzeit. Wichtige Tools wie Google Maps und der Browser laufen auch unter der schwachen Hardware ausreichend schnell. Ein großer Nachteil ist die im Vergleich zur Konkurrenz deutlich geringere Auflösung des Displays. Diese stört praktisch in fast jeder Situation abseits des Telefonierens mehr oder weniger stark. Zudem mögen Android und Sense auf dem aktuellen Stand sein, die verbaute Technik ist aber schon heute von gestern. Man darf davon ausgehen, dass die Anzahl der Apps, die auf dem HTC Desire C nur eingeschränkt oder gar nicht laufen, in den kommenden Monaten steigen wird.

Auch die Preiskarte spielt HTCs Einsteigervariante nicht überzeugend. Zwar ist das Gerät im Vergleich zu aktuellen Top-Modellen tatsächlich sehr günstig, steht aber in direkter Konkurrenz zu beliebten Auslaufmodellen verschiedener Hersteller aus dem Vorjahr. Diese haben zum Teil schon ein Update auf Android 4.0 erhalten und sind durch die deutlich überlegene Ausstattung besser für die Zukunft gerüstet. Deshalb ist das HTC Desire C unterm Strich nur dann eine klare Empfehlung, wenn möglichst kompakte Abmessungen das wichtigste Kaufkriterium sind.

HTC Desire CPro

  • geringes Größe und Ausmaße
  • niedriger Preis
  • flüssige Bedienung

Contra

  • niedrige Displayauflösung
  • schwache Hardware
  • geringer interner Speicher

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