Microsofts Fingerabdruck-Scanner sticht ins Auge

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Mit den drei neuen Flaggschiffen Lumia 950, dessen fast baugleichen Bruder Lumia 950 Dual SIM und dem Lumia 950 XL hat Microsoft nicht nur Continuum und Windows 10 Mobile auf den Markt gebracht, sondern verbaut als erster arrivierter Hersteller einen Iris-Scanner zum Entsperren des Smartphones. Die Redaktion von inside-digital.de testet, ob er im Alltag mit einem Fingerabdruckscanner mithalten kann.
Microsoft Lumia 950 XL Iris-Scanner
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Softwareseitig ist der Iris-Scanner über Windows Hello nativ in Windows 10 Mobile eingebettet. Über die Schnittstelle ist es auch möglich, andere biometrische Module auszulesen. So können Dritthersteller auch beispielsweise Fingerabdrucksensoren einsetzen und mit dem Betriebssystem verknüpfen.

Die Versprechungen von Microsoft sind umfassend: Augenerkennung im Dunkeln und mit Brille soll möglich sein. Das Smartphone soll dazulernen und die Augen umso besser und schneller erkennen, umso länger die Funktion genutzt wird. Verspiegelte Gläser würden allerdings zu Problemen führen, so Microsoft beim Open Day in München.

Microsoft Lumia 950 XL Iris-Scanner

Training ist Alles: Der Iris-Scanner will beschäftigt werden, um besser zu werden.

Aufs Licht kommt es nicht an

Zur Unterstützung der mit 2 Megapixeln auflösenden Kamera, die zur Erfassung der Iris in die Front des Lumia 950 XL eingelassen ist, verbaut Microsoft ein Hilfslicht, das die Augen ohne zu blenden ausleuchtet. Ähnlich angeleuchteten Katzenaugen im Dunkeln, sieht die Kamera die zurückgeworfenen Strahlen im Infrarot-Bereich. Die Konstellation hat jedoch ihre Nachteile: Regen, Staub oder Rauch und Verschmutzungen auf dem Handy brechen oder blockieren das Licht und vermindern die Funktionsfähigkeit. In Extremfällen wird so das Entsperren verhindert.

Vorneweg: Dunkelheit macht dem Lumia 950 XL nichts aus und ohne Brille entsperrt das Smartphone zuverlässig. Auch in finsterster Nacht ist bei Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit kein negativer Einfluss im Vergleich mit einer hellen Umgebung zu verzeichnen.

Anders sieht es aus, wenn Schmutz oder Wassertropfen auf dem Sensor liegen. Ein Tropfen Wasser genügt, um den Scanner in die Knie zu zwingen. Bei Nieselregen und ohne direkte Berührung mit dem Sensor arbeitet der Scanner jedoch wieder ordentlich. Ebenso kann ihm Rauch nichts anhaben, solange er von einer Zigarette oder ähnlichem herrührt und man sich nicht in der Dunstwolke eines Lagerfeuers befindet. Fingerabdrücke sind ebenfalls kein Problem, was jedoch bei der alltäglichen Nutzung auch nur selten vorkommt, da das obere Fünftel des Lumia 950 XL kaum mit den Fingern zu erreichen ist.

Brillenträger aufgepasst

Brillenträger sind bei der Erkennung durch den Iris-Scanner etwas im Nachteil. Durch die Sehhilfe sinkt die Geschwindigkeit und die Präzision des Lumia 950 XL deutlich. Vor allem, wenn die Gläser der Brille verschmutzt sind oder die Beschichtung angekratzt ist, schlägt die Erkennung oft fehl. Bei gerader Draufsicht erkennt das Lumia 950 XL den Nutzer jedoch halbwegs zuverlässig. Regentropfen auf der Brille oder Gegenlicht, das von der Brille gespiegelt wird, machen dem Iris-Scanner zu schaffen. Dann braucht er etwas länger oder erkennt eher unzuverlässig seinen menschlichen Partner.

Die Ergebnisse bei getönten Brillengläsern sind erstaunlich gut: Im Innenraum erkennt das Lumia 950 XL bei mittelstark getönten Sonnenbrillen das Auge des Nutzers zuverlässig. Bei einer tiefschwarzen Tönung muss jedoch mehr Licht her. Doch selbst dann werden die Augen des Trägers noch erkannt. Die Zeit, die zum Entsperren verstreicht, ist dabei etwas länger als bei einer normalen Brille. Trotzdem sind die Ergebnisse des Sonnenbrillen-Tests überraschend überzeugend.

Für Kontaktlinsen-Träger sind kein Einschränkungen spürbar. Durch Linsen modifizierte Augen werden ähnlich gut erkannt, wie jungfräuliche Sehorgane.

Fazit: Fingerabdruck oder Iris?

Im Vergleich der beiden biometrischen Entsperrmethoden Iris-Scanner und Fingerabdruck-Sensor neigt sich der Zeiger eher auf die Seite des in der Spitzenklasse mittlerweile zum Standard gehörenden Fingerabdruck-Sensors. Neben der Einschränkung Microsofts, nur ein Augenpaar als Entsperr-Referenz zuzulassen, wirken alle Vergleichs-Fingerabdrucksensoren – iPhone 6s, Sony Xperia Z5 Premium, Huawei Mate S – schneller und zuverlässiger.

Für den Iris-Scanner spricht, dass ein Ausfall bei einer Verletzung der Fingerkuppen nicht vorkommen kann und man auch berührungslos entsperren kann. Trotzdem ist der Fingerabdruckscanner die sinnvollere, variablere und zuverlässigere Entsperrmethode.

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