Zäune aus Solarmodulen: So skurril nutzen Menschen Niedrigpreise

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Die anhaltenden Niedrigpreise bei Solarmodulen auf dem Markt führen zu einer bizarren Verwendung von PV-Modulen. Zahlreiche Verbraucher beginnen damit, die Materialien als Baustoffe zu nutzen, sodass statt klassischen Solarzäunen Zäune aus großen Solarmodulen entstehen.
Zäune aus Solarmodulen – So skurril nutzen Menschen Niedrigpreise
Zäune aus Solarmodulen – So skurril nutzen Menschen NiedrigpreiseBildquelle: Facebook / The Sun

Gelegentlich führen Entwicklungen auf Märkten zu unerwarteten Folgen. Ein Beispiel dieser skurrilen Wendungen kann an der derzeitigen Nutzung von Solarmodulen gesehen werden. Solarzäune sind keine neue Erfindung. Es gibt bereits Anbieter auf dem Markt, die sich auf den Aufbau von Zäunen mit Solarzellen spezialisiert haben. In der Regel handelt es sich dabei jedoch nicht um Solarmodule, die improvisiert zu Zäunen aufgestellt werden. Das hindert Menschen allerdings nicht daran, ihre Zäune mit solchen Modulen zu zieren oder sie gleich als Gartenzaun zu verwenden. Schuld daran sind die stark gesunkenen Preise für PV-Anlagen. In den kommenden Jahren könnte sie sogar um weitere 40 Prozent sinken.

Chinesische Überproduktion liefert zu viel Solarmodule

Zurzeit sieht sich die Solarbranche mit einem weltweiten Überangebot von Solarmodulen konfrontiert, dass die Preise für die Module stark gesenkt hat. Rund 80 Prozent der Solarmodule stammen aus China. Bei diesen Niedrigpreisen haben sich bereits Menschen in Deutschland und den Niederlanden dazu entschieden, die Solarmodule als Gartenzäune zu verwenden. Üblicherweise montiert man Solarmodule auf Dächern, wo sie in einem idealen Winkel, der nach Himmelsrichtung variiert, viel Sonnenlicht erhalten. Die Aufstellung als Gartenzaun sorgt jedoch dafür, dass im Verhältnis weniger Licht auf die Module trifft. Da das Überangebot an Modulen jedoch so groß ist, entscheiden sich immer mehr Menschen dafür, sie als Gartenzaun aufzustellen oder an ihren Zäunen anzubringen. Dabei sparen sie die Kosten für Arbeitskräfte und Gerüste ein, die sich bei einer Montage auf dem Dach nicht vermeiden lassen.

Medienberichte zufolge betrifft das Phänomen dabei nicht nur die Niederlande und Deutschland. Sowohl in Australien, Nordamerika als auch dem Vereinigten Königreich erlangen Zäune mit Solarzellen eine große Beliebtheit. „Warum sollte man einen Zaun errichten, wenn man einfach eine Reihe von Solarmodulen aufstellen kann, auch wenn sie nicht genau zur Sonne ausgerichtet sind“, sagte Martin Brough, Leiter der Klimaforschung bei BNP Paribas Exane, der „Financial Times“.

Ein großer Vorteil darin, die Fläche von Gartenzäunen auszunutzen, liegt in der insgesamt größeren Oberfläche, die sich für das Aufstellen der Module nutzen lässt. Je nach Grundstücksgröße kann die verfügbare Fläche schnell die gesamte Dachfläche übersteigen. Dadurch lassen sich die Module nicht nur günstiger aufstellen, sie können auch insgesamt eine hohe Leistung auf das Grundstück bringen. Gepaart mit einem entsprechenden Stromspeicher kann ein großer Teil des Eigenbedarfs an Strom durch solche „Solarzäune“ gedeckt werden. Wer über ein E-Auto verfügt, kann auch eine Wallbox mit dem günstig produzierten Strom versorgen, um sein Fahrzeug aufzuladen.

Bis zu 1.100 Gigawatt Leistung durch Solarmodule

Im vergangenen Januar veröffentliche die Internationale Energieagentur (IEA) einen Bericht, der ein weltweites Angebot an Solarmodulen mit einer Leistung von 1.100 Gigawatt bis Ende dieses Jahres vorhersagt. Das ist ungefähr dreimal so viel wie die aktuelle Nachfrage nach Solarmodulen. Für lokale Industrien ist das kein Grund zur Freude. Bereits 2023 sanken die Preise auf dem Spotmarkt um die Hälfte. Bis 2028 könnten sie laut Einschätzung der Internationalen Energieagentur um weitere 40 Prozent fallen. Das Überangebot der chinesischen Solarmodule dominiert dabei den Markt. Hersteller in anderen Ländern, ganz gleich, ob in den USA oder Europa, können mit diesen Preisen nicht effektiv konkurrieren.

US-Finanzministerin Janet Yellen versucht darum bereits, eine Einigung mit hochrangigen, chinesischen Beamten in China zu erzielen. Sie möchte faire Bedingungen für amerikanische Unternehmen und Arbeiter erzielen und die Kollegen auf unfaire Handelspraktiken hinweisen. Eine Änderung des chinesischen Kurses ist dabei jedoch fraglich. China kämpft mit der eigenen Abhängigkeit von der Immobilienbranche, von der sich das Land lösen will, um die derzeitige Schuldenkrise zu überwinden. Dabei spüren selbst chinesische Hersteller mittlerweile den Druck der Preissituation auf dem Markt. Im März kündigte so Longi Green Energy Technology, der weltweit größte Hersteller von Solarzellen an, Tausende an Mitarbeitern entlassen zu wollen. Schuld daran seien die Überkapazitäten und niedrigen Preise, wie Bloomberg berichtet.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Zu wenig Solar – schlecht.
    Zu viel Solar – schlecht.
    Typisch Deutsch – meckern, meckern, meckern.
    Übrigens, die Zäune aus Solarmodulen werden schon seit Jahren aufgestellt und stellen nichts neues dar.

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  2. Nutzerbild Richard Himmelberger

    Ja wenn der giftmüll aus China kommt ist es nicht gut.Da ist Blei drin und wurde mit Kohlestrom und Zwangsarbeit hergestellt.Aber toll hauptsache Billig.
    Demnächst werden Solarmodule auch als Raumteiler und Dekoelemente genutzt weil sehn noch stylisch aus…
    Hochsubventionierte Chinaware hier billig kaufen heisst es gibt bald keine Europäische Industrie mehr,weil alles kopiert wurde. Und ihr Superintelligenten Deutschen schickt den Chinesen noch Milliarden als Entwicklungshilfe.Eine rennomierte Solarzellenfirma ist bereits abgewandert in die Usa und jetz könnt ihr bald keine Solarzellen made in Europe kaufen.
    Geiz ist sooo geil.Viel spass noch mit der Chinaware wenn dann mal was kaputt geht in 5jahren oder weniger

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