Eine aktuelle Analyse von Vodafone zeigt, wie stark die Datennutzung im deutschen Festnetz gewachsen ist. In den vergangenen zwölf Monaten flossen allein durch das Kabelnetz des Anbieters rund 60 Milliarden Gigabyte. Vodafone selbst bezeichnet das Netz stets als Kabelglasfaser-Netz, was aber faktisch nur ein Marketingbegriff ist. Der ermittelte Wert entspricht einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr – ein neuer Rekord. Die Ursache liegt auf der Hand: Streaming in hoher Auflösung, datenintensive Spiele und das Arbeiten von zu Hause.
Vodafone: Kabelkunden übertragen mehr Daten als Glasfaserkunden
Besonders deutlich wird der Unterschied beim Blick auf die genutzten Technologien. Haushalte mit klassischen DSL-Anschlüssen verbrauchen durchschnittlich 312 Gigabyte pro Monat. Ob sich diese Daten auf Vodafone-Anschlüsse oder alle DSL-Kunden beziehen, bleibt offen. Nutzer mit einem Kabelanschluss kommen hingegen auf 460 Gigabyte. Erstaunlich: Selbst reine Glasfaseranschlüsse (FTTH) liegen laut Vodafone mit 366 Gigabyte pro Monat deutlich darüber. Auch hier ist unklar, auf welche Anschlussbasis dieser Wert zurückgeht.
Vodafone zieht daraus eine klare Schlussfolgerung. Technikchefin Tanja Richter warnt: „DSL-Netze stoßen an ihre Grenzen, wenn es um große Datenmengen geht.“ Wer heute noch auf Kupferleitungen setzt, könnte in Zukunft an Komfort einbüßen. Gigabit-Anschlüsse, so Vodafone, seien nicht nur schneller, sondern auch besser für moderne Anwendungen geeignet.
Die Nachfrage nach schnellen Verbindungen steigt: 41 Prozent der Neukunden im Kabelnetz entscheiden sich laut Vodafone inzwischen für einen Tarif mit 1.000 Mbit/s. Bei Glasfaseranschlüssen sind es immerhin 28 Prozent. DSL kann mit maximal 250 Mbit/s kaum mithalten. Aktuell gibt es den Gigabit-Anschluss im Kabelnetz wieder günstiger als üblich: Er kostet knapp 50 Euro monatlich.
Netzausbau im Kabel gegen den Datenhunger
Das Kabelnetz von Vodafone hat den Ruf, stets etwas überlastet zu sein. Dabei investiert der Kabelnetzbetreiber seit Jahren in den Ausbau des Netzes, woher auch der Begriff Kabelglasfaser kommt: Der Glasfaseranteil im Kabelnetz steigt. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden rund 3.000 Ausbauprojekte umgesetzt, in diesem Jahr sollen ähnlich viele folgen. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit des Netzes zu erhöhen, mehr Glasfaser in die Infrastruktur zu bringen und Engpässe zu vermeiden. Aktuell kann Vodafone über sein Kabelnetz rund 24 Millionen Haushalte mit Gigabit-Geschwindigkeit versorgen – allerdings nur im Downstream. Beim ebenfalls wichtigen Upstream kann Vodafone nur magere 50 Mbit/s anbieten. An einer Erhöhung des Upstreams arbeitet man seit Jahren, bringt es aber nicht ins Netz.
Parallel arbeitet Vodafone auch am Glasfaserausbau. Diesen überlässt das Unternehmen aber im Wesentlichen dem Joint Venture OXG. Seit einigen Tagen kann man hier 1 Million Leitungen vermarkten, das Ziel ist ein Ausbau von 7 Millionen Haushalten in ganz Deutschland. In diesen Haushalten wird das Kabelnetz von Vodafone an Bedeutung verlieren.
Experten einig: Kein Weg führt langfristig an Glasfaser vorbei
Echte Glasfasernetze werden derzeit in ganz Deutschland ausgebaut. Schon über die Hälfte der Haushalte soll laut Anbietern einen Anschluss bekommen können. Das Problem: Meist liegt die Glasfaser noch gar nicht im Haus, sondern nur vor der Tür. Die Leitung muss noch aufwendig ins Haus und in die Wohnung verlegt werden. Das geschieht aber oft nicht, weil sich die Eigentümer der Häuser dagegen wehren oder weil die Nachfrage fehlt. Vielen Nutzern reicht heute DSL noch vollkommen aus. Alle Studien zeigen aber – so wie jetzt auch die aktuelle Vodafone-Analyse –, dass DSL-Leitungen für viele Haushalte in den nächsten Jahren nicht mehr ausreichen werden. Dabei spielen auch Kriterien wie die Latenz und der Upstream eine Rolle. Auch die Telekom geht davon aus, dass DSL in einigen Jahren nicht mehr ausreichend sein wird.