Telekom ändert Glasfaser-Ausbau: Hier gibt’s erst mal keinen Anschluss

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Die Telekom will pro Jahr drei Millionen Haushalte mit Glasfaserleitungen versorgen. Doch jetzt stockt der Ausbau: Viele Wohnungen und Häuser werden auf absehbare Zeit doch keine Highspeed-Leitung bekommen.
Ein Warnschild vor einer Glasfaser-Baugrube der Telekom
Ein Warnschild vor einer Glasfaser-Baugrube der TelekomBildquelle: inside digital / Thorsten Neuhetzki

Wenn die Telekom in einem Gebiet Glasfaserleitungen verlegt, dann will sie im Idealfall alle Häuser in einer Straße oder einem Wohngebiet anschließen. Das vermeidet, dass später für einzelne Häuser erneut ein Tiefbautrupp anrücken muss, um das Haus ans Glasfasernetz anzuschließen. Damit das möglich ist, hat die Telekom eigens eine eigene Anschlussart geschaffen: Glasfaseranschluss für Eigentümer heißt das Angebot. Es soll Hauseigentümern ermöglichen, sich jetzt schon die Glasfaser kostenlos ins Haus legen zu lassen, auch wenn der Anschluss womöglich erst in einigen Jahren gebraucht wird. Das Angebot ist für Eigentümer im Rahmen der Vorvermarktung und des Ausbaus einer ganzen Straße kostenlos.  

Telekom legt Glasfaserleitungen ohne Tarif auf Eis

Doch jetzt kommt die bittere Nachricht für alle Eigentümer, die sich schon gefreut hatten, die Leitung ins Haus zu bekommen. Denn die Telekom stoppt den Ausbau dieser Glasfaser-Leitungen. „Sie haben bei der Telekom einen Glasfaser-Hausanschluss bestellt, der Ihr Gebäude für eine spätere Nutzung eines Glasfaser-Tarifs vorbereiten soll. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, Ihren Hausanschluss bis zum 28.02.2022 zu bauen“, heißt es in einer uns vorliegenden Mail an betreffende Kunden. Obwohl man bereits mit vielen nationalen und internationalen Partnern zusammenarbeite, übersteige die Nachfrage nach Glasfaser-Anschlüssen in Deutschland derzeit die vorhandenen Montage- und Baukapazitäten. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns dazu entschieden, zunächst jene Anschlüsse fertigzustellen, für die ein entsprechender Glasfaser-Tarif bei uns oder einem anderen Telekommunikationsanbieter beauftragt wurde.“

Im Klartext – und so heißt es auch in der Mail weiter: Reine Infrastruktur-Aufträge stellt die Telekom vorübergehend zurück. Sie will diese Anschlüsse „zu einem späteren Zeitpunkt“ bauen. Diese Zurückstellung könne aktuell zu einer Verzögerung von mehr als einem Jahr führen. Doch die Telekom zeigt in der Mail an die betreffenden Kunden auch einen Weg auf, wie man doch an die Glasfaserleitung kommt. „Sollte in der Zwischenzeit allerdings eine aktive Nutzung des Glasfaser-Anschlusses im Gebäude gewünscht werden, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Eine Bestellung eines entsprechenden Glasfaser-Tarifs bei uns oder einem anderen Telekommunikationsanbieter führt zu einer automatisierten Aufhebung der Zurückstellung.“

Telekom bestätigt Strategie-Wechsel beim Ausbau

Auf unsere Nachfrage bestätigte die Telekom, dass man die Strategie ändere. Man freue sich, „dass die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen steigt“. Dabei wolle man die Wartezeiten für den Anschluss so kurz wie möglich halten. „Aufgrund der hohen Nachfrage und der begrenzten Tiefbau-Kapazitäten bundesweit passen wir unsere Prozesse dynamisch der Situation an. Wir setzen die Ressourcen so ein, dass Kundinnen und Kunden, die den Glasfaseranschluss definitiv brauchen, ihn zuerst bekommen“, teilte eine Telekom-Sprecherin auf unsere Anfrage hin mit. Man möchte bevorzugt Haushalte anschließen, die auch einen Tarif abgeschlossen haben und die Glasfaserleitung direkt nutzen möchten.

Wer seinen Glasfaseranschluss nur auf Vorrat gelegt haben wolle, den „müssen wir um Verständnis bitten, sie bleiben aber in unserem Ausbauplan.“ Nur wenn diese Haushalte jetzt noch einen passenden Tarif buchen, erhalten sie zeitnah ihren Glasfaseranschluss. Wie viele der geplanten Hausanschluss-Leitungen die Telekom nun erst einmal auf Eis legt, teilte sie auch auf Nachfrage nicht mit.

So steht Deutschland im Bezug auf Glasfaser da

Die Nachfrage nach Glasfaserleitungen in Deutschland ist vergleichsweise gering. Nach Angaben des Bundesverband Glasfaser (Breko) wären in Deutschland über alle Anbieter hinweg 17,3 Millionen Haushalte mit Glasfaser versorgbar. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Homes Passed-Angabe. Das sind genau solche Anschlüsse, wie die nun auf Eis gelegten Haus-Anschlüsse: Das Glasfaserkabel liegt in unmittelbarer Nähe der Wohnung, ist aber noch nicht verlegt. Die auf diesem Weg schöngerechnete Glasfaseranschlussquote in Deutschland liegt bei 35,6 Prozent. Tatsächlich mit einem Anschluss belegt sind in Deutschland bei Telekom und anderen Anbieter aber nur 3,4 Millionen Glasfaser-Leitungen. Der Anteil der Telekom am theoretischen Ausbau mit Glasfaserleitungen liegt nach Breko-Angaben bei 33 Prozent. Die Telekom selbst spricht von etwas mehr als 6 Millionen anschließbaren Haushalten.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Thomas_aus_Marl

    Der Ausbau von Hausanschlüssen ohne Vertragsabschluss ist also vorerst zurückgestellt.

    Und wenn jemand, also ein Einzelner in einer Straße einen Vertrag fürs Internet per Glasfaser abschließt, rückt der Bautrupp für ein einzelnes Gebäude aus und reißt die ganze Straße auf? Und für den nächsten Kunden dann das Ganze noch einmal von vorn? Ist das das Verständnis dieses Konzerns für Effektivität?

    Sind denn die Magentas jetzt vollkommen über-geschnappt?

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  2. Nutzerbild Erik

    Ach Thomas, wenn man von der Materie keine Ahnung hat, sollte man nicht solche Aussagen treffen. Glasfaser wird in die zu versorgende Straße immer(!) gelegt. Die Kabelverzweiger zum Haus inklusive Zuführung ins Haus werden erst bei Auftrag hergestellt. Und Bestellungen mit Tarif werden priorisiert. Das war’s, da ist keiner übergeschnappt :O

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  3. Nutzerbild Marc

    Thomas erst Kopf einschalten, dann kommentieren bitte. Ein Galasfaseranschluss kommt erst in das jeweilige Haus mit gebuchten Tarif, wenn Glasfaserkabel in der Straße verlegt wurde. Jenige die einen Anschluss ohne Tarif bestellt haben, werden erstmal nicht mit daran angeschlossen. Das Glasfaserkabel liegt aber trotzdem schon in der Straße,nur eben nicht auf das jeweilige Grundstück

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  4. Nutzerbild Rico

    Anmerkung zum Artikel:
    Vielleicht sollte man das Wort „schöngerechnet“ nochmal überdenken. Immerhin sind Homes passed potenzielle Anschlüsse, die aber durch Entscheidung der Anwohner/Eigentümer NICHT GEWOLLT sind! Dafür kann ja der Netzbetreiber nichts..
    Außerdem ist die beschriebene neue Vorgehensweise nur für alle zum Vorteil und auch die einzig logische.
    In diesem „besten Deutschland aller Zeiten“ hapert es faktisch zuletzt am Willen der Netzbetreiber, und vielmehr zuerst an den strikten Auflagen, Vorgaben, Regularien sowie Bürokratie, dass der Ausbau nicht voran geht.

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