Für viele Autofahrer ist das E-Auto der Heilige Gral. Wer einmal vom Verbrenner umgestiegen ist, will meist auch nicht mehr zurück, wie eine aktuelle Umfrage ergibt. Doch wer noch kein Elektroauto hat, stellt sich derzeit die Frage, ob es angesichts der immer weiter steigenden Strompreis denn überhaupt Sinn ergibt, seinen Diesel oder Benziner gegen einen Stromer zu tauschen. So ist zwar das Verbrenner-Aus für 2035 beschlossen. Doch das gilt nur für ab diesem Zeitpunkt neu zugelassene Fahrzeuge. Wer dann noch einen Verbrenner hat, kann damit weiterfahren, bis er auseinanderfällt. Bleibt der Verbrenner weiterhin eine günstige Option zum Stromer? Oder führt am E-Auto kein Weg vorbei?
Das E-Auto hat die Nase vorn, aber nicht mehr lange
Mit diversen Geldspritzen versucht die Regierung dem Autofahrer das E-Auto schmackhaft zu machen. Bis 2030 sollen rund 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Aktuell ist es nicht einmal eine Million. Doch die Energiekrise und steigende Strompreise bringen die Elektromobilität in die Bredouille. Hinzu kommt: Ab 2023 gibt es beim Kauf eines Stromers deutlich weniger Umweltprämie. Und die Inflation lässt die Preise für Neuwagen weiter steigen. Tesla etwa erhöhte dieses Jahr sogar mehrfach die Preise. Zuletzt wurde das Tesla Model 3 in Summe 8.000 Euro teurer – von einem auf den anderen Tag. Steigen Strompreise, Inflation, Kürzung der Umweltprämie: All das könnte dazu führen, dass der Traum vom E-Auto schneller platzt, als sich das so mancher vorgestellt hat.
Geht man aktuell von 1,90 Euro für einen Liter Superbenzin und 50 Cent pro kWh aus und rechnet das auf 100 Kilometer mit jeweils 10 l und 20 kW hoch, hat das E-Auto gegenüber dem Verbrenner die Nase vorn. Auf diese Strecke ist der Stromer 9 Euro günstiger. Der Strompreis müsste in dem Fall bei 95 Cent pro kWh liegen, damit der Vorteil des E-Autos dahin ist. Doch das ist kein unwahrscheinliches Szenario. Denn: Deutschlands Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet im kommenden Jahr mit einer Verdopplung der Strompreise.
Es gibt kein Zurück mehr
„Die Strompreisexplosion könnte zu einer akuten Gefahr für die Verkehrswende werden“, sagt Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch-Gladbach in einem Interview. Und wird der Stromer im Verbrauch teurer als Benziner oder Diesel, werde sich kaum noch jemand ein Elektroauto kaufen. Auch das CAR-Institut rechnet im kommenden Jahr mit einer Kaufblockade.
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Preiserhöhungen seitens der Autobauer, sich verdoppelnde Stromkosten und niedriger ausfallende Finanzspritzen dürften das E-Auto 2023 also unattraktiver machen. Freuen dürfen sich all die, die bereits ein E-Auto und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben. Langfristig jedoch gehört die Zukunft der Elektromobilität. Durch den weiter voranschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien wird der Strompreis irgendwann wieder sinken. Und für die meisten Autobauer gibt es ohnehin kein Zurück mehr zum Verbrenner.