My Boo: Dieses E-Bike will die Welt retten

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Ein simpler Elektromotor in Verbindung mit einem Akku hat einen regelrechten Boom auf dem Fahrrad-Markt entfacht. Doch kann das E-Bike etwas zum Klima beitragen, nachhaltig sein und sogar die Welt retten? Ein Hersteller versucht es zumindest.
My Boo: Dieses E-Bike will die Welt retten
My Boo: Dieses E-Bike will die Welt rettenBildquelle: my Boo

Ob das fair produzierte Fairphone aus den Niederlanden, das Ende von Trinkhalmen und Besteck aus Kunststoff oder die Energiewende: Noch nie war Nachhaltigkeit so ausgeprägt und Umweltschutz so wichtig wie heute. Das Fahrrad, das in den vergangenen Jahren zum E-Bike mutierte und einen Boom ausgelöst hat, schlägt in die gleiche Kerbe. Radfahren ist so beliebt wie noch nie zuvor. Hersteller kommen mit der Produktion kaum nach. Doch kann ein E-Bike noch nachhaltiger und umweltfreundlicher sein, als es ohnehin schon ist? Ja, das kann es. Die Kieler Fahrrad-Manufaktur My Boo zeigt wie.

So macht my Boo das E-Bike noch nachhaltiger

Das Fahrrad ist das wohl umweltfreundlichste Fortbewegungsmittel der Welt. Trotzdem verursacht es CO₂. Schuld daran sind die langen Lieferketten. Die meisten Fahrradhersteller beziehen ihre Rahmen hauptsächlich aus Taiwan. Das für den Fahrradrahmen verwendete Aluminium wird für die Produktion in Taiwan aus dem 2.000 km entfernten China angeliefert. Anschließend geht es mit dem Schiffscontainer nach Deutschland. Anders sieht es bei dem Fahrradhersteller my Boo aus.

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Das Kieler Unternehmen lässt seine Rahmen in Ghana produzieren. Zwar werden diese ebenfalls per Schiff nach Deutschland transportiert. Jedoch sind sie my Boo zufolge zehn Tage weniger unterwegs, als Rahmen, die von Taiwan nach Deutschland transportiert werden. Das heißt: Zehn Tage weniger CO₂-Ausstoß. Hinzu kommt: Die Rahmen für E-Bike und Fahrrad von my Boo sind nicht etwa aus Stahl oder Aluminium, sondern aus Bambus. Den ernten und verarbeiten Mitarbeiter vor Ort in Ghana.

Fahrrad und E-Bike von my Boo mit Bambus-Rahmen
Fahrrad und E-Bike von my Boo mit Bambus-Rahmen

Bambus-Bikes: Aber warum?

Bambus ist leicht, extrem stabil und hat federnde Eigenschaften. Zudem ist es ein nachwachsender Rohstoff. Manche Sorten wachsen an nur einem Tag bis zu 50 Zentimeter. Nicht grundlos wird Bambus in China zum Gerüstbau von Wolkenkratzern benutzt. Durch die einzelnen Kammern und die dicke Außenwand ist Bambus extrem stabil und gleichzeitig leicht. So wiegt etwa das Modell „my Densu Cross“ nur 12 kg. Für die Manufaktur und seine Kunden ist Bambus damit ein perfekter Werkstoff für Fahrradrahmen.

12 kg leichtes Bambus-Bike von my Boo
12 kg leichtes Bambus-Bike von my Boo

Diese Eigenschaften macht sich my Boo zum Vorteil, kombiniert sie mit Motor, Akku und anderen Anbauteilen und stellt so Fahrräder und E-Bikes her. „In jedem Bambusfahrradrahmen stecken knapp 80 Stunden liebevolle Handarbeit in Ghana“, erklärt uns Felix Habke, Head of Communications bei my Boo auf der Eurobico. „Nach der Auswahl der richtigen Rohre werden diese mit in Harz getränkten Sisal-Seilen um­wickelt und verbunden. Anschließend schleifen Arbeiter die Verbindungsteile in aufwendiger Handarbeit ab.“ Dadurch sind die Oberflächen zwar glatt, das Muster der Hanfseile aber dennoch gut zu erkennen.

Der Anfang vom E-Bike: Bambusrohre werden mit in Harz getränkten Hanfseilen umwickelt.
Der Anfang vom E-Bike: Bambusrohre werden mit in Harz getränkten Hanfseilen umwickelt.

Danach kommen die Rahmen in die my-Boo-Manufaktur in Kiel. Hier bauen Mechaniker und Mechanikerinnen die E-Bikes und Fahrräder zusammen. In vier bis zwölf Stunden, je nachdem, wie individuell der Wunsch des Kunden ist, entsteht so ein E-Bike. Ganz neu im Portfolio der Kieler: das E-Cargobike. Einen Prototyp hat my Boo auf der Fahrrad-Messe Eurobico vorgestellt. Das Lasten-E-Bike soll im Herbst 2022 in den Handel kommen.

Das Lasten-E-Bike will my Boo im Herbst 2022 auf den Markt bringen.
Das Lasten-E-Bike will my Boo im Herbst 2022 auf den Markt bringen.

Das Manko und der Vorteil

Der Rahmen aus Bambus ist wahrlich Geschmackssache. Zudem sind die Bambus-Bikes nicht gerade günstig. Ob Fahrrad ohne Antrieb oder E-Bike: Wer sich für eines der vielen Modelle von my Boo interessiert, muss etwas tiefer in die Tasche greifen, als bei vergleichbaren Modellen mit Alurahmen. Doch die Bambus-Bikes sind nicht nur ökologisch nachhaltig produziert, sondern haben auch einen sozial nachhaltigen Hintergrund.

My Boo lässt die Bambusrahmen in Ghana produzieren und finanziert mit dem Verkauf der Räder eine Schule
My Boo lässt die Bambusrahmen in Ghana produzieren und finanziert mit dem Verkauf der Räder eine Schule

My Boo lässt die Rahmen gemeinsam mit dem ghanaischen Partner, der NGO „Yonso Project“, fertigen. Nach Angaben des Unternehmens arbeiten 40 Mitarbeiter in Ghana unter fairen Bedingungen. Sie werden angemessen bezahlt und sozialversichert, heißt es. Die in Ghana erzielten Erlöse werden my Boo zufolge direkt vor Ort in Bildungsprojekte investiert. In Zusammenarbeit mit UNICEF hat my Boo das Bike-to-School-Programm ins Leben gerufen, welches ghanaische Kinder mit Bambus-Bikes ausgestattet hat, um den weiten Schulweg zu bewältigen.

My Boo Bambus-Bike mit Hanfschloss aus dem Zubehör
My Boo Bambus-Bike mit Hanfschloss aus dem Zubehör

Zudem haben die Kieler im Herbst 2019 eine Schule in Ghana eröffnet, die über 200 Kindern in acht Klassen aus der ländlichen Ashanti Region eine gute Schulbildung ermöglichen soll. Durch den Verkauf der E-Bikes aus Bambus finanziert und betreibt my Boo die Einrichtung.

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  • Fahrrad und E-Bike von my Boo mit Bambus-Rahmen: my Boo
  • 12 kg leichtes Bambus-Bike von my Boo: my Boo
  • Der Anfang vom E-Bike: Bambusrohre werden mit in Klebstoff getränkten Hanfseilen umwickelt.: my Boo
  • Das Lasten-E-Bike will my Boo im Herbst 2022 auf den Markt bringen.: my Boo
  • My Boo lässt die Bambusrahmen in Ghana produzieren und finanziert mit dem Verkauf der Räder eine Schule: my Boo
  • My Boo Bambus-Bike mit Hanfschloss aus dem Zubehör: my Boo
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  • My Boo: Dieses E-Bike will die Welt retten: my Boo

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