Fünf Millionen Deutsche haben ihre Riester-Rente bereits wieder gekündigt. Das ist jeder vierte aller jemals abgeschlossenen 20 Millionen. Allein von Januar bis August 2025 kamen fast 220.000 Kündigungen dazu, wie Finanztip herausfand. Wenn das so weitergeht, steht 2025 als trauriges Rekordjahr in den Büchern: Riester, das einstige Hoffnungskind der Altersvorsorge, wird zur Karteileiche. Die Gründe sind erschreckend und ein Nachfolger bereits geplant.
Deshalb kündigen Deutsche ihre Riester-Rente in Scharen
Die Riester-Rente, benannt nach dem damaligen Arbeitsminister Walter Riester, sollte 2002 die Rentenlücke stopfen. Eine schöne Idee: Menschen zahlen privat ein, der Staat schiebt mit Zulagen und Steuervorteilen hinterher. Übrig geblieben sind 15,5 Millionen Verträge – Tendenz: sinkend. Warum? Weil die Sache teuer, kompliziert und wenig ertragreich ist. Viele Verträge werden gar nicht mehr bespart. Für Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu ist klar: „Das Vorhaben, eine verlässliche Altersvorsorge durch die staatlich geförderte Riester-Rente zu ermöglichen, ist gescheitert.“
Das Problem sitzt tief im System. Der sogenannte Höchstrechnungszins, das, was Versicherer ihren Kunden garantieren dürfen, dümpelt seit Jahren auf Minimalniveau. Klingt nach Sicherheit, bedeutet aber: Rendite fast null. Das Riester-Geld ist zwar nicht weg, aber es wächst eben auch kaum. Und weil die Verträge zugleich hohe Abschluss- und Verwaltungskosten mit sich schleppen, bleibt am Ende oft weniger übrig, als man eingezahlt hat. Die Inflation lacht sich eins.
Neue Idee: Frühstartrente
Riester lohnt sich heute fast nur noch für Familien mit vielen Kindern und für Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Also genau da, wo der Staat praktisch den Großteil der Beiträge übernimmt. Für alle anderen ist die Bilanz ernüchternd: Gebühren statt Gewinn, Papierkrieg statt Planbarkeit.
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Doch weil Altersarmut sich nicht von selbst löst, versucht die Bundesregierung gerade den nächsten Wurf: die sogenannte Frühstartrente (hier erklären wir das Konstrukt Frühstartrente). Ab 2026 sollen Kinder zwischen sechs und 18 Jahren monatlich zehn Euro vom Staat in ein Depot überwiesen bekommen. Das klingt nett, löst aber kaum etwas. Wer aus der Schule raus ist, guckt in die Röhre. Eine echte Riester-Reform? Nicht in Sicht.
Was es jetzt eher bräuchte
Finanztip-Chefredakteur Sulilatu fordert etwas anderes: ein staatlich gefördertes Vorsorgedepot für alle – unabhängig vom Alter. Schlank, transparent, günstig. Kein 30-Seiten-Antrag, keine kleinteiligen Einkommensprüfungen, keine Steuerfallen. Kosten müssten bei maximal 0,5 Prozent im Jahr gedeckelt sein, inklusive Fonds und Depotführung. Dazu eine Förderung, die nicht nur Familien mit Kinderschar, sondern auch Normal- und Geringverdiener erreicht.
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Denn aus Riester sollte man lernen: zu teuer, zu kompliziert, zu intransparent. Statt Vertrauen aufzubauen, hat die Politik Millionen Menschen in ein Produkt gedrängt, das am Ende kaum mehr ist als ein Lehrstück in Sachen Bürokratie. Und der Beweis, dass Altersvorsorge in Deutschland immer noch zu oft wie eine schlechte Versicherungspolice funktioniert: Alle zahlen ein, wenige profitieren.
