Mit der sogenannten „Frühstart-Rente“ will die Bundesregierung dem Renten-Problem entgegenwirken. Diese findet sich im Koalitionsvertrag. Die Idee: Kindern im Alter zwischen dem sechsten und dem achtzehnten Lebensjahr monatlich 10 Euro zu überweisen. Der Geldbetrag soll dabei in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersversorgungsdepot fließen. Anschließend soll der Zinseszinseffekt einsetzen und die Summe bis zum Renteneintritt erhöhen. So weit, dass es sich dabei um eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente handelt. Wie hoch der Betrag ausfallen könnte, hängt jedoch von zahlreichen Faktoren ab. Ein neuer Rechner des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) soll Klarheit schaffen und dir einen konkreten Betrag nennen.
Frühstart-Rechner ab sofort nutzbar
Ausgehend von den genannten Rahmenbedingungen überweist der Staat jedem Kind bis zum 18. Geburtstag künftig einen Geldbetrag in Höhe von 1.440 Euro. Da Zins- und Zinseszins-Effekte jedoch bereits ab der ersten Zahlung im Alter von sechs Jahren einsetzen, fällt der endgültige Kontostand höher aus. Insbesondere, wenn Verwandte den monatlichen Sparbetrag ihrerseits aufstocken. Und auch nach dem 18. Geburtstag besteht die Möglichkeit, das Konto weiter zu besparen. Der endgültige Endbetrag hängt unter anderem davon ab, ob und in welcher Höhe man diese Optionen wahrnimmt.
Aus diesem Grund hat der GDV nun einen neuen Frühstart-Rechner vorgestellt. Dieser soll zeigen, wie sich das Kapital zum Renteneintritt verändert. Und zwar, indem er sowohl private Zuzahlungen als auch den Zinseszinseffekt in unterschiedlichen Szenarien berücksichtigt. In einem Beispiel nennt der GDV ohne Zuzahlungen einen Endbetrag von etwa 13.000 Euro. Bei einem monatlichen Sparbetrag von 40 Euro durch die Eltern könnte dieser jedoch auf rund 64.000 Euro steigen.
Eine Kosten-Achterbahn
Bei seiner Rechnung geht der GDV von 4 Prozent Renditeerwartung aus (nach Abzug der Kosten). Dagegen kalkulieren die Experten von Finanztip mit Blick auf breit gestreute Aktien-ETFs mit etwa 6 Prozent Rendite. Welcher Ansatz finanziell sinnvoller ist, dürfte letztendlich von den konkreten Rahmenbedingungen der kommenden Frühstart-Rente abhängen.
Christoph Stibbe, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse in Koblenz, rechnete seinerseits gegenüber der Tagesschau vor, welcher Betrag zum Renteneintritt zusammenkommen könnte. Er ging dabei vom deutschen Aktienindex DAX aus. Und somit von einer ungefähren jährlichen Durchschnittsrendite von sieben Prozent. Das Ergebnis: etwa 50.000 Euro nach 50 Jahren.
Der Wertverlust spielt eine Große Rolle
Wichtig: Durch die Inflation (aktuell bei 2,2 Prozent) werden 50.000 Euro in 50 Jahren viel weniger wert sein, als es jetzt der Fall ist. Das bedeutet, dass man sich für das gleiche Geld weniger kaufen können wird. Oder in Zahlen: Laut dem Inflationsrechner von finanzen.net sind 50.000 Euro bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent bereits im Jahr 2044 nur noch rund 34.000 Euro wert.
Die reine Frühstart-Rente stellt als Ergänzung zur Altersvorsorge folglich höchstens einen netten Bonus dar. Auch, weil die Lebenserwartung kontinuierlich wächst. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts liegt diese bereits jetzt bei 78,5 Jahren (Männer) respektive 83,2 Jahren (Frauen).
