Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern hat die Deutsche Bahn hierzulande kaum Konkurrenz. Nur Flix, also die Firma hinter Flixtrain und Flixbus, bietet seit 2017 auf einigen Strecken Zugreisen an. Dazu kommen noch einige Urlaubs-Sonderfahrten privater Anbieter. Das Angebot ist jedoch überschaubar. So bedient Flixtrain aktuell vier Routen, die maximal zweimal pro Tag und Richtung angeboten werden. Einige sogar nur an ausgewählten Tagen. Doch das soll sich ändern.
Neue Schnellzüge – baugleich mit dem ICE
Die aktuellen Züge von Flixtrain sind schon sehr alt und stehen häufig in der Kritik. So ist der Sitzabstand deutlich geringer im Vergleich zur Deutschen Bahn und die Sitze können nicht verstellt werden. Zudem bieten die gebraucht gekauften Interregio-Wagen aus den 80er und 90er Jahren keine Klimaanlage. Stattdessen lassen sich die Fenster einen Spalt weit öffnen, was zu einer hohen Lautstärke während der Fahrt in den Sommermonaten führt.

Mit den neuen Zügen soll sich das ändern. Bei den 65 bestellten Schnellzügen handelt es sich um den „Talgo 230“. Die Züge sind für Geschwindigkeiten von bis zu 230 km/h ausgelegt und baugleich mit dem ICE-L der Deutschen Bahn. Die Züge bieten eine Klimaanlage und WLAN sowie einen ebenerdigen, barrierefreien Einstieg an den meisten Bahnhöfen. Erstmals wird Flixtrain also mit nagelneuen Zügen und vergleichbarem Komfort wie im ICE aufwarten können.
Die Züge sind für das komplette deutsche Streckennetz zugelassen – auch auf den speziell ausgebauten ICE-Strecken. Einige ICEs bieten mit bis zu 330 km/h zwar eine höhere Maximalgeschwindigkeit, diese können sie jedoch nur auf den wenigsten Strecken in Deutschland wirklich fahren. Zur Innenausstattung ist noch nicht viel bekannt. So wird es wohl eine Sitzreihe mehr als im ICE und keine erste Klasse geben. Ob es auch ein gastronomisches Angebot an Bord gibt, ist noch unklar.

Die Wagen sind fest miteinander verbunden und können nicht getrennt werden. An einer Seite befindet sich ein Steuerwagen und am anderen Ende eine Lok. Dadurch kann auch ohne Lokwechsel die Fahrtrichtung geändert werden. Während die Züge selbst vom spanischen Hersteller Talgo kommen, bestellt man die passenden Loks dazu bei Siemens. Diese sind bereits für eine Vielzahl an Ländern zugelassen, was für die geplanten Strecken wichtig ist.
Flixtrain baut Angebot massiv aus
In unseren europäischen Nachbarländern kommen häufig unterschiedliche Stromsysteme zum Einsatz. Diese machen den grenzüberschreitenden Verkehr schwierig. Die neuen Schnellzüge von Flixtrain sollen extra für den länderübergreifenden Verkehr konzipiert sein. André Schwämmlein, CEO und Mitgründer von Flix, erklärt dazu „Wir sehen FlixTrain als ein europäisches Produkt. Ausgehend von unserem Heimatmarkt (Deutschland) wollen wir das Angebot auch in anderen Ländern verfügbar machen“
Während auf den lukrativen Strecken zwischen den größten Städten innerhalb Deutschlands schon ein umfangreiches Angebot durch die Deutsche Bahn besteht, ist das Potenzial auf internationalen Verbindungen groß. Wie die Deutsche Bahn bei der Vorstellung ihres Fahrplans für 2025 erklärte, ist die Nachfrage nach grenzüberschreitenden Zugreisen so groß wie noch nie.
Und auch wenn die Deutsche Bahn und andere europäische Mitbewerber ihr Angebot hier in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut haben, kommen sie mit der Nachfrage kaum hinterher. So sind beispielsweise die Tickets für die rund 3,5 Stunden lange Zugfahrt zwischen Köln und Paris oft Tage im Voraus komplett ausverkauft. Und auch die Reisebusse von Flixbus sind auf grenzüberschreitenden Verbindungen am erfolgreichsten.
Aktuell besitzt Flixtrain 135 alte Interregio-Wagen und kann daraus circa 15 bis 20 Züge zusammenstellen. Mit 65 neuen, kompletten Zügen hat Flixtrain das Potenzial, sein Angebot massiv auszubauen und rund viermal so viele Verbindungen anzubieten wie bisher. Ein paar Jahre wird es jedoch noch dauern, ehe du in den „grünen ICE“ einsteigen kannst. Doch auch kurzfristig dürfte Flixtrain sein Angebot weiter ausbauen. So hat Flix Gerüchten zufolge rund 100 gebrauchte IC-Wagen von der Deutschen Bahn gekauft.
