Bei der Präsentation warf Huawei mit Superlativen um sich. Vor allem das ums Eck gebogene Display und die vier Objektive auf der Rückseite hinterlassen Eindruck. Mit den Kameras sind Ultra-Zeitlupen-Videos mit überirdischen 7.680 Bildern pro Sekunde möglich – das gab es noch nie! Zudem hat Huawei die Kameras noch lichtempfindlicher gemacht. Für Hobby-Fotografen, die im manuellen Modus knipsen: Der ISO-Wert lässt sich bis zu 409.600 hochjagen. Das bedeutet, dass Huawei eine Art Nachtsichtgerät produziert hat.
Das große Problem des Huawei Mate 30 Pro
Neben dem beeindruckenden Display, einem gewaltigen 4.500-mAh-Akku und einer Kameraausstattung, die für ein Smartphone nicht von dieser Welt ist, hat Huawei Prozessor, KI und viele weitere technische Innereien überholt. Was die Software angeht, fällt man in der Entwicklung aber mehr als zehn Jahre zurück. In eine Zeit, in der es noch kein Android gab. Denn Donald Trumps Machtspiele und die damit einhergehenden US-Sanktionen verbieten es amerikanischen Unternehmen wie Google, mit Huawei zu kooperieren. Das Mate 30 Pro, das Mate 30 und die 5G-Variante des neuen Stars auf dem Smartphone-Markt kommen also ohne Google-Apps. Doch was bedeutet das für den Nutzer?
Ein Smartphone-Leben ohne diese Google-Apps?
Kein Gmail, kein Google Maps, weder Chrome-Browser noch YouTube. Keine Sicherung der eigenen Bilder über Google Fotos, kein kontakt- und bargeldloses Bezahlen mehr via Google Pay. Nie mehr „OK Google“, keine Steuerung der smarten Lampen im Smart Home. Zudem fehlt der Play Store, das Eingangstor zur Welt der Apps.
Darüber hinaus fehlen die Google Dienste, die von Apps als Programmbestandteile im Unterbau verwendet werden, ohne dass der Nutzer etwas davon sieht. Wer sich mit seinem Google-Konto bei anderen Diensten wie Spotify anmeldet, wird ebenfalls vor Herausforderungen gestellt.
Nie mehr WhatsApp?!
Aber nicht nur Google fehlt. Auch einem anderen US-amerikanischen Unternehmen ist es verboten, mit Huawei gemeinsame Sache zu machen. Facebook. Somit fehlen weitere Apps wie eben Facebook, der Facebook Messenger, Instagram und WhatsApp. Halt! Was? WhatsApp fehlt? Ja, und über den Play Store, der ebenfalls nicht vorhanden ist, lässt es sich auch nicht nachträglich installieren. Nun können findige Nutzer auf die Idee kommen, eine APK-Datei des beliebten Messengers herunterzuladen und zu installieren. Ja, das geht. Aber: WhatsApp erstellt das Backup aller Nachrichten, Fotos und Videos in der Google-Cloud. Und da Google-Dienste auf den Mate-30-Modellen so vorhanden sind wie ein Bikini-Shop in der Arktis, wird das Nichts mit dem Backup. Das bedeutet, dass alle Chatverläufe weg sind, wenn man sich für das Mate 30 Pro entscheidet.
Was offen bleibt
Statt auf Google Dienste sollen App-Entwickler auf Huawei-Services zurückgreifen. Die App-Gallery, Huaweis Play Store sozusagen, enthält zum aktuellen Zeitpunkt nur wenige Top-Apps. So ist zwar auch WhatsApp vorhanden, es lässt sich aber nicht herunterladen. Entwickler müssten für Huawei also jede App neu programmieren.
Lässt sich der Play Store nachträglich auf dem Mate 30 Pro installieren? Wie komme ich als Nutzer an Apps wie Instagram und WhatsApp? Bekommt das Smartphone Software-Updates? Viele Fragen lässt Huawei unbeantwortet.
Ausblick und Empfehlung
Wann die Mate-Modelle in Deutschland verfügbar sein werden, ließ Huawei ebenfalls offen. Möglich ist sogar, dass sie den Weg hierher überhaupt nicht finden. Sollte jedoch das Mate 30 Pro ohne weitere Informationen seitens Huawei so auf den Markt kommen, wie es angekündigt wurde, könnte es zwar das beste Smartphone aller Zeiten sein, dass jedoch niemand kaufen wird. Denn ohne Google-Dienste, ohne WhatsApp und Facebook, ohne YouTube und Google Maps dürfte wohl keiner das Gerät haben wollen – nicht für 1.000 Euro.