Google und Android vor heftiger Änderung: Unzähligen Diensten und Apps droht das Aus

4 Minuten
Google und andere riesige Tech-Konzerne haben zu viel Macht. In den USA soll ein Gesetz durchgerungen werden, dass die weltumspannenden Giganten zu Fall bringt. Das könnte enorme Auswirkungen auf jeden einzelnen Handy-Nutzer haben. Unzählige Dienste und Apps sollen verschwinden.
Google und Android vor heftiger Änderung: Unzähligen Diensten und Apps droht das Aus
Google und Android vor heftiger Änderung: Unzähligen Diensten und Apps droht das AusBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Google, Apple, Amazon, Microsoft und Facebook geht es an den Kragen. Schon lange versuchen Gesetzgeber gegen die Macht und Einflussnahme der großen Tech-Konzerne vorzugehen. Doch nun kündigt sich ein Schlag an, dessen Ausmaß selbst Experten noch nicht einschätzen können. Wie hart es Apple und das iPhone treffen könnte, zeigen wir in diesem Special. Hier soll es um Google gehen, die Suchmaschine, die unzähligen Dienste, die der Konzern im Internet, Google Maps, das Betriebssystem Android und die vielen eigenen Apps, die Samsung und Co. auf ihren Handys installieren müssen.

Google und andere Tech-Giganten haben zu viel Macht

Bereits im kommenden Herbst könnten der US-Gesetzgeber eine Entscheidung treffen, die Google und Co. gar nicht gefallen dürfte. Der sogenannte „American Innovation and Choice Act“ soll Google, Amazon, Facebook, Microsoft und Apple dazu zwingen, Marktmacht abzugeben. Beide US-Parteien unterstützen den Vorschlag. Sollte das Gesetz durchgebracht werden, blühen aber nicht nur den Konzernen weitreichende Veränderungen. Auch Nutzer von Googles Suchmaschine und Smartphones mit Android-Betriebssystem werden betroffen sein. Das zeigt Bloomberg, nachdem der Nachrichtendienst den Gesetzentwurf auseinandergenommen hat.

Ziel des Gesetzes ist es, die Macht und den Einfluss der Tech-Giganten einzudämmen. So dominieren laut einem in der vergangenen Woche vorgelegten Bericht eine Handvoll Unternehmen viele Bereiche des Internets. Von sozialen Netzwerken über Suchmaschinen und Karten-Anwendungen wie Google Maps bis hin zu Apps auf Milliarden Smartphones: Im Visier der US-Behörden sind Unternehmen mit einem Börsenwert von mindestens 550 Milliarden US-Dollar oder mindestens einer Milliarde Nutzer weltweit.

Das Gremium des US-Repräsentantenhauses veröffentlichte vergangene Woche Dokumente, die zeigen, wie die Unternehmen ihre Macht ausüben. Eine E-Mail etwa enthüllt, dass Google-Führungskräfte Pläne formulierten, um sicherzustellen, dass Smartphone-Hersteller wie Samsung bis zu 51 Google-Apps auf Android-Smartphones vorinstallieren.

Viele Dienste und Apps sollen verschwinden

Wie eingangs erwähnt, wissen selbst Experten nicht, welche umfangreichen Auswirkungen das Gesetz auf Google und Co. haben könnte. Auch für Bloomberg ist nicht genau klar, welche Produkte der Tech-Giganten sich ändern müssen. Man nennt jedoch Beispiele, die den Nutzer von Handys mit Android treffen könnten. Dabei geht es nicht nur um Google-Smartphones, sondern auch Geräte von Samsung, Xiaomi und vielen anderen Herstellern.

Unternehmen wie Google sollen keine Algorithmen mehr entwickeln dürfen, um ihre eigenen Produkte zu bevorzugen. „Das Gesetz würde die Fähigkeit einer Plattform zur ‚Selbstpräferenz‘ beenden oder ihre eigenen Produkte gegenüber denen der Wettbewerber in Rankings, Suchergebnissen, Bewertungssystemen oder im Gesamtdesign bevorzugen“, erklärt Bloomberg. Bei einer Google-Suche nach Flügen soll dann nicht mehr der eigene Dienst „Google Flights“ ganz oben angezeigt werden.

Dienste wie Google Flights sind den Behörden ein Dorn im Auge
Dienste wie Google Flights sind den Behörden ein Dorn im Auge

Android-Handys mit leerem Startbildschirm

Das Gesetz soll ebenso dafür sorgen, dass Google seine eigenen Apps möglicherweise nicht mehr auf Smartphones und anderen Geräten vorinstallieren darf, wenn diese Apps Konkurrenten haben. Beispiele dafür gibt es zuhauf. Ob der Browser Chrome oder Google Maps, ob YouTube, Gmail, Google Fotos oder allein nur die Suche: Zu all diesen Apps gibt es Alternativen. Und der US-Konzern soll nicht mehr seine eigenen Dienste bevorzugen; Nutzer sollen die Wahl haben. Zig vorinstallierte Google-Apps, die sich auch nicht deinstallieren lassen, lassen Nutzern aber oftmals keine Wahl.

So könnte der Startbildschirm eines brandneuen Handys von Samsung, Xiaomi und Co. in Zukunft beim ersten Start gänzlich leer sein. Jeder Nutzer soll dann selbst entscheiden, welchen Browser und welche Karten-App er installieren und nutzen möchte. Selbst die Installation des Play Stores auf dem Android-Handy könnte davon betroffen sein, so Bloomberg.

Wann geht es Google und Co. an den Kragen?

Noch ist unklar, wann genau über den Gesetzentwurf entschieden wird. Damit ist auch nicht klar, wann das entsprechende Gesetz in Kraft tritt. Hinzukommen aller Voraussicht nach Klagen oder andere Beschwerden der betroffenen Tech-Giganten, die eine genaue Vorhersage über ein Inkrafttreten schwierig machen. Diverse kleinere Unternehmen wie DuckDuckGo oder Mozilla (Firefox) haben sich bereits positiv über den Gesetzentwurf geäußert. Der Gesetzentwurf „ist wichtig für das Internet als Ganzes“, sagte ein Mozilla-Sprecher. „Im Moment sagen Verbrauchern fünf große Plattformen, was Sie verwenden sollten.“

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6 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Paul

    Endlich! Endlich wacht die Politik auf. Diesen demokratie-feindlichen US-Unternehmen müssen endlich Grenzen gezeigt werden. Die Datensammelwut kennt kein Ende, und deren Regierung liest da natürlich gerne mit. Oftmals sind sie auch noch jeweils Monopolisten auf ihren Gebieten, daher hier ein paar Tipps für Alternativen:
    ✔︎ statt zu „googlen“ > DuckDuckGo, Qwant.com
    ✔︎ statt Whatsapp > Signal
    ✔︎ statt Chrome Browser > Firefox
    ✔︎ statt Gmail > GMX, web.de, Freenet, T-Online usw.
    ✔︎ statt Youtube-App für Android > NewPipe.net (kein Tracking u. Werbung)

    Natürlich fallen immer irgendwelche Daten an, jedoch geht’s darum, dass man diesen großen Datenkraken so wenig Daten und Geld wie möglich in den Rachen schiebt. Und der Signal Messenger zB ist so aufgebaut „so wenig wie nötig“ zu erheben.

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  2. Nutzerbild Stephen Putt

    Und wer das CO2 Mythos Richtig stellt wird auch Ausgesperrt. Schade.

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  3. Nutzerbild Laazaruslong

    Grundsätzlich Gut aber leider bleibt wieder einmal der Datenschutz auf der Strecke. #meinedatengehörenmir

    @Paul
    so weit so gut, alternativen beleben das Geschäft, Whatsapp zeigt aber,
    das Gewohnheitstiere nur schwer zum umschwenken bewegt werden können.
    Und die Alternativen sammeln auch nur Daten.
    Wir brauchen in Europa einen umfassenden Datenschutz, ohne unsere Daten
    nützt das aktuelle Verhalten der Konzerne nichts.

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  4. Nutzerbild Martin K.

    Amazon, Apple, Facebook, Google, Twitter, sie alle haben NUR die Macht, die WIR ihnen geben.
    Wer sich überall im Netz mitteilen muss, gibt jegliche Information preis. Das mag befreiend scheinen, doch die statische Präsentation von Suchmaschinen Content im Netz lässt auch keine biographische Entwicklung zu.
    Die Zukunft bleibt spannend.

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  5. Nutzerbild Andreas Hegewaldt

    Daten sammeln ist ganz große Scheiße

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  6. Nutzerbild DK

    Wer garantiert bei kleinen Anbietern die Sicherheit? Datenschutz im Netz fängt und mit dem Anbieter an und endet dort. Die Unternehmen, die auf den Geräten ihre Software installieren, in puncto Sicherheit zertifiziert sein. Wechsel? Ich glaube, dass der überwiegende Teil der Kundschaft bei den großen Anbietern verbleiben.

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