Die Künstliche Intelligenz überrollt die Welt, und ihre Entwickler nehmen wenig Rücksicht auf althergebrachte Gesetzmäßigkeiten. Um reichhaltige Trainingsdaten zu gewinnen, greift Meta nach allem, was sich bietet – von kopiergeschützten Werken bis hin zu den Daten seiner Nutzer.
Auch Microsoft hatte bei seinem KI-Assistenten Copilot bzw. einer damit verbundenen Funktion nicht unbedingt an die sensiblen Daten der Windows-Nutzer gedacht. Mit Recall wollte der Konzern eine neue Art der Suche nach Inhalten auf dem eigenen PC etablieren. Dabei setzt Microsoft auf Screenshots, die permanent – in einem Abstand von wenigen Sekunden – aufgezeichnet werden. Doch diese Art von fotografischem Gedächtnis stieß bei vielen Nutzern auf Skepsis. Sie fürchten um die Sicherheit sensibler Daten.
DRM lässt Recall ins Leere laufen
Die Sicherheitsbedenken werden auch von den Entwicklern des Messengers Signal geteilt. Schließlich könnte Recall auch Bilder von Gesprächen in Chats aufnehmen, in denen sensible Inhalte besprochen werden. Mit Screen Security wird die Windows-App des Nachrichtendienstes um eine Funktion erweitert, die den Recall-Screenshots einen Riegel vorschiebt.
Dazu wird bei Signal eine Funktion angesprochen, die mit Microsofts digitalem Rechtemanagement (DRM) verbunden ist. Die Fenster einer Anwendung können mit einer sogenannten DRM-Flag markiert werden, die bei Recall dafür sorgt, dass auf den entsprechenden Screenshots nichts angezeigt wird.
Aufgrund fehlender Möglichkeiten unter Windows Einstellungen im Detail vornehmen zu können, erlaubt auch die Screen Security-Funktion keine feinkörnige Anpassung, sondern lediglich ein völliges Unterbinden des Recall-Blicks auf die Inhalte des Messengers. Allerdings lässt Signal seinen Nutzern die Wahl, ob sie sich von Microsofts Erinnerungsfunktion über die Schulter blicken lassen wollen. Screen Security kann in den Einstellungen deaktiviert werden.
Zugriff auf Recall-Screenshots nur mit hohem Aufwand
Microsofts KI-Anwendungen sind nicht unumstritten. Insbesondere Recall hat bei seiner Vorstellung für Kritik gesorgt. Der Start in der Europäischen Union musste vom Konzern verschoben werden. Nach einer umfassenden Überarbeitung soll die neuartige Suchfunktion mit dem kommenden großen Update für Windows 11 auch auf hiesigen PCs verfügbar sein.
Allerdings ist die Nutzung von Recall optional. Darüber hinaus versichert Microsoft, dass die Funktion ausschließlich lokal ausgeführt wird. Daten, insbesondere die sensiblen Screenshots, werden also nicht zur Auswertung an einen Microsoft-Server geschickt. Zudem werden die Aufnahmen verschlüsselt gespeichert, sodass Dritte, die an die Recall-Daten gelangen, erheblichen Aufwand betreiben müssten, um diese tatsächlich nutzen zu können.
Das größere Problem für viele Nutzer dürfte nach wie vor der enorme Platzbedarf von Recall auf dem Rechner darstellen. Mindestens 50 Gigabyte müssen für die intelligente Suche zur Verfügung stehen. Gerade wenn im Notebook nur eine kleine SSD verbaut ist, stößt die Erinnerungsfunktion schnell an ihre Grenzen.
