Ernüchternde Studie: Durch dieses Verhalten werden wir dümmer

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"Die Menschheit wird immer dümmer" – dieser Satz geht vielen von uns in vielen Zusammenhängen wohl leicht über die Lippen. Gilt das auch für unsere Arbeit mit ChatGPT, und lässt unser Gehirn wirklich nach? Das sollte eine Studie am renommierten MIT ermitteln. 
Ein junger Mensch sitzt an einem Tisch mit einem Laptop, auf dem 'ChatGPT' angezeigt wird, und einem offenen Buch daneben.
Vielleicht sollten wir uns beim Lernen und bei Hausaufgaben nicht zu sehr auf ChatGPT verlassen.Bildquelle: Carsten Drees / inside digital (KI-generiert)

Der Mensch hält sich ja gerne für besonders clever. Und manchmal ist das ja auch berechtigt – immerhin sind wir die einzigen Wesen auf diesem Planeten, die Dinge wie Computer, Autos, das Internet oder eben künstliche Intelligenz erfunden haben. Und damit wären wir auch schon beim Thema: KI. Generative KI hilft uns mittlerweile bei den Hausaufgaben, bei der Arbeit, beim Organisieren des Alltags. Aber was macht diese Unterstützung eigentlich mit unserem Kopf?

MIT-Studie: So wirkt ChatGPT auf unser Gehirn

Wir Menschen entwickeln uns stetig weiter und passen unser Verhalten dem technologischen Fortschritt an. Klar, heute stellt sich kaum noch jemand einen Brockhaus ins Regal – wir haben schließlich Google. Und statt mit Stadtplänen im Auto rumzufummeln, navigieren wir per App durch die Welt.

Auch ChatGPT verändert die Art, wie wir arbeiten, lernen und denken. Vielleicht nutzt noch nicht jeder das Tool von OpenAI oder eine der vielen Alternativen – aber gerade bei jungen Leuten kannst du davon ausgehen, dass Hausaufgaben und Projekte oft mit KI-Unterstützung entstehen.

Wie genau sich das auf unser Gehirn auswirkt, wollten nun Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) untersuchen. Und die Ergebnisse ihres Versuchs sind zumindest mal ein Warnsignal. Vorab wichtig: Die Studie ist nicht repräsentativ. Es nahmen nur 54 Personen zwischen 18 und 39 Jahren teil – und eine offizielle Begutachtung durch andere Fachleute fehlt bislang.

Das Team bildete drei Gruppen, die jeweils denselben Essay schreiben sollten – ein Format, das in den USA lange Teil von College-Bewerbungen war. Gruppe eins arbeitete komplett ohne Hilfsmittel. Gruppe zwei durfte Google nutzen. Gruppe drei setzte ChatGPT ein.

Alarmierende Ergebnisse nach vier Monaten

Der Versuch lief über vier Monate und bestand aus vier Tests. Währenddessen wurden die Gehirnaktivitäten der Teilnehmenden engmaschig beobachtet. Das Resultat sollte vielleicht die Alarmglocken klingeln lassen: Die Gehirnaktivitäten waren bei der ChatGPT-Gruppe spürbar am geringsten. Sowohl linguistisch als auch neurologisch hinkt die Gruppe den an anderen beiden hinterher. 

Wie das Magazin Time berichtet, verschlechterte sich das Verhalten der ChatGPT-Nutzer im Verlauf sogar noch. Gegen Ende wurden Texte immer häufiger direkt übernommen – ohne große Anpassung. Die Essays ähnelten sich auffällig, waren sprachlich eher schwach und ließen eigene Ideen vermissen. Lehrkräfte, die die Texte bewerteten, beschrieben sie als seelenlos. 

Im Anschluss führten die Forschenden Interviews mit den Teilnehmenden und baten sie, ihren Text noch einmal eigenständig zu rekonstruieren. Dabei zeigte sich: Die ChatGPT-Gruppe konnte sich deutlich schlechter erinnern. Beim Wechsel der Arbeitsmethoden tat sich die Gruppe dann schwer, nun ohne ChatGPT auskommen zu müssen. Umgekehrt konnten die Teilnehmer der Gruppe ohne ChatGPT später mit der KI dann verschiedene Areale im Gehirn stärker aktivieren.

Erkenntnis: Bitte aktiv bleiben und selbst denken

Eigentlich wenig überraschend: Wer Inhalte einfach übernimmt, statt selbst zu denken, speichert weniger davon ab. Das war schon so, als Schüler beispielsweise Wikipedia für sich entdeckten. Das verstärkt sich nun mit Tools wie ChatGPT nochmals. 

Studienleiterin Nataliya Kosmyna erklärt: Die Aufgaben wurden zwar effizient gelöst – aber das meiste davon hat sich nicht ins Gedächtnis übertragen. Besonders bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch entwickelt, kann das problematisch sein. Manche kognitiven Verbindungen werden dann gar nicht oder nur unzureichend gebildet.

Die Forscher wollten mit der Veröffentlichung nicht auf die Fachbegutachtung warten. Und weil nur wenige Personen teilgenommen haben, sollte man die Ergebnisse noch mit Vorsicht betrachten. Aber: Es deutet sich an, dass zu viel Vertrauen in ChatGPT die Hirnaktivität beeinträchtigen kann. Eltern sollten die Nutzung von ChatGPT ruhig erlauben – zum Beispiel fürs Brainstorming. Aber stupides Copy-and-Paste? Eher nicht.

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