Nachdem inside digital Mitte Mai über die miesen Abzock-Tricks bei Vodafone berichtet hatte, meldeten sich unzählige geprellte Kunden. Sie bestätigten die Maschen des Netzbetreibers. Ob Drohungen seitens der Vodafone-Mitarbeiter, untergeschobene Verträge, versprochene aber nie gelieferte Leistungen oder das Drängen älterer Kunden zur Unterschrift: Die Beschwerden sind mannigfaltig.
So soll Vodafone einem Kunden zwei Verträge untergeschoben haben, die auf zwei unterschiedliche Anschriften laufen. Ein anderer Kunde hatte lediglich bei der Störungs-Hotline angerufen und hatte anschließend unwissentlich einen neuen Vertrag am Bein. Das „Aufdrücken von unnötigen Zusatzprodukten bei einer Vertragsverlängerung“ scheint dagegen noch harmlos zu sein.
Ex-Mitarbeiter von Vodafone: So werden Kunden abgezockt
Bei uns meldete sich auch ein ehemaliger Vodafone-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er habe viele Jahre im Filialnetz des Netzbetreibers gearbeitet. Wir nennen ihn einfachheitshalber Paul K. Er stand also täglich in einem von vielen Shops und hat zugesehen, wie Kunden Verträge untergeschoben wurden. Und wie Chefs ihre Shop-Mitarbeiter dazu gezwungen haben, Kunden abzuzocken.
So behauptet Paul K. etwa, dass er und seine Kollegen in Vodafone-Shops Kunden Handyversicherungen unterschoben, die sie eigentlich nie wollten. Der Trick dahinter: „Wenn ein Kunde nachfragt, dann sollten wir antworten, dass die Option erst einmal drin ist und er sie in den ersten 14 Tagen wieder kündigen kann“, sagt uns Paul K. „Viele Kunden vergessen das aber und bemerken es erst auf der ersten Rechnung. Für eine Kündigung ist es dann zu spät.“
Mit neuer Handynummer und zwei Verträgen
Bei Vertragsverlängerungen kam es zudem immer wieder vor, dass Vodafone-Mitarbeiter Mobilfunkverträge umstufen. Der Trick dahinter: Bei der Verlängerung eines Vertrags überführt ein Shop-Mitarbeiter den auslaufenden Vertrag in einen neuen – meist in einen „Red+ Data“, also einen reinen Datentarif. Anschließend soll der Kunde einen neuen Handyvertrag abschließen. „Kunden wollten das nie“, sagt Paul K., „machten es aber notgedrungen, da es ihnen schöngerechnet wird.“ Wie? Ein Startguthaben für einen Neuvertrag etwa soll in solchen Fällen verschwiegen und mit dem Anschlusspreis für die Zweitkarte verrechnet worden sein.
Die Überraschung folgte dann im Anschluss, wenn der Kunde aufgrund einer neuen Handynummer nicht mehr unter der alten erreichbar war. Denn seine alte Rufnummer gehörte dann der Daten-SIM-Karte, über die er nicht telefonieren kann.
Während der Kunde dann zwei parallel laufende Verträge habe und sich dessen häufig nicht bewusst sei, bekomme der Vodafone-Shop durch den Neuauftrag eine höhere Provision als für eine einfache Vertragsverlängerung.
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Das Märchen vom Startguthaben
Zudem soll es nach Angaben von Paul K. vorgekommen sein, dass ein Startguthaben in Höhe von beispielsweise 100 Euro, nicht direkt an Kunden weitergegeben wurde. Erst nachdem der Kunde „überteuertes Zubehör gekauft hat“, habe man ihm das Startguthaben angerechnet.
Darüber hinaus behauptet Paul K., dass Vodafone-Mitarbeiter in Shops immer wieder Verträge mit ausländischen Kunden abgeschlossen haben, deren Ausweisdokumente nicht korrekt seien. „Insbesondere kurz vor Feierabend, wenn man die Zahlen, die Vodafone vorschreibt, noch nicht erreicht habe“, so der Ex-Mitarbeiter.
Vodafone will Zusammenarbeit mit solchen Shops beenden
Wir haben bei Vodafone nachgefragt, wie es zu vermeintlich untergeschobenen Verträgen kommen kann. „Wenn Vertriebspartner gegen die klaren Vodafone-Richtlinien verstoßen und in Einzelfällen Verträge einreichen sowie Produktbestellungen auslösen, die von den Kunden nicht gewollt sind, gehen wir gegen diese Partner rigoros vor – von Abmahnungen bis hin zur Beendigung der Zusammenarbeit“, versichert man uns.
Vodafone bereits verwarnt
Die Verbraucherzentrale Hamburg brachte bereits einige Fälle vor Gericht, bei denen es um vorgeschobene Verträge seitens Vodafone geht. Bestätigt der Netzbetreiber künftig wahrheitswidrig den Abschluss von Verträgen über verschiedene Produkte, muss er eine Strafe zahlen. Zudem hat das Landgericht München Vodafone kürzlich mit einem Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro gedroht. Dieses wird fällig, wenn man Kunden den Abschluss eines Vertrags über die „Vodafone Giga TV App“ bestätigt, obwohl diese die App gar nicht bestellt haben.