Autos mit Verbrennungsmotor haben auch in Deutschland noch eine Zukunft. Dann nämlich, wenn sie mit synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, betankt werden. Ist das der Fall, soll eine Neuzulassung in Deutschland und in der gesamten Europäischen Union auch über das Jahr 2035 hinaus möglich sein. Das hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Brüssel jüngst gegen den eigentlichen Willen zahlreicher EU-Staaten durchgesetzt. Doch jetzt formiert sich vehementer Widerstand gegen diese Pläne.
Grüne vollen E-Fuel-Pkw verbieten
Michael Bloss, Klimachef der Grünen und Mitglied des EU-Parlaments, machte in einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“ deutlich, dass er Autos mit E-Fuel-Antrieb keine Zukunft gibt. „Aktuell ist es Gesetz, dass in Europa ab 2035 keine neuen Verbrenner zugelassen werden. Dass nach 2035 E-Fuel-Verbrenner zugelassen werden, ist noch nicht beschlossen“, so der Politiker. Die EU-Kommission dürfe keine delegierten Rechtsakte erlassen, die im Gesetz nicht vorgesehen seien. „Darum werden wir das verhindern können“, ist Bloss hinsichtlich künftiger Zulassungen von Pkw mit E-Fuel-Antrieb auf eine klare Blockade-Haltung eingestellt.
Auf die Frage, ob der Grünen-Politiker im Europa-Parlament versuchen werde, ein Kompromissgesetz für eine Zukunft von E-Fuel-Fahrzeugen in Europa zu blockieren, antwortete der Politiker gegenüber dem Handelsblatt unmissverständlich: „Ja“. In seinen Augen sollte die Autoindustrie „jeden Euro, den sie überhat, in die Elektromobilität investieren.“ Das sei auch hinsichtlich des Wettbewerbs mit den USA und China wichtig. E-Fuels seien „eine viel zu teure Nischentechnologie.“
Porsche sieht in Pkw mit E-Fuel-Antrieb eine sinnvolle Ergänzung
Für Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner ist das grundsätzliche „Nein“ zu E-Fuels nicht nachvollziehbar. Er argumentiert: „Wichtig für die Umwelt ist, dass wir nicht alles auf eine Karte setzen.“ Steiner hält es auch für technisch machbar, E-Fuel-Pkw nur dann starten zu lassen, wenn auch wirklich E-Fuel-Kraftstoff getankt wurde. Ohne einen entsprechenden Marker im Kraftstoff starte der Motor nicht. „Dafür gibt es technische Möglichkeiten, die unsere Zulieferer bereits entwickelt haben.“
Entscheidend für einen möglichen Erfolg von E-Fuels wird neben juristischen Faktoren ohnehin sein, zu welchen Preisen E-Fuel-Pkw betankt werden können. Bei zu hohen Literpreisen wird der Absatz von entsprechend angetriebenen Pkw in Europa keine nennenswerte Rolle spielen. Auf der anderen Seite ist zudem von zentraler Bedeutung, wie teuer das Laden von Elektroautos in Zukunft sein wird. Zuletzt waren die Preise bei vielen Ladesäulen-Betreibern so stark gestiegen, dass der Preisvorteil gegenüber klassischen Verbrennern auf Kilometerbasis eine zunehmend geringe Rolle spielt.