„Der rbb stellt sich neu auf“ heißt es in der Pressemitteilung des Rundfunk Berlin-Brandenburg in blumigen Worten. Man stehe vor einem Neubeginn. Tatsächlich aber steht der rbb nach dem Skandal rund um die inzwischen gefeuerte Intendantin Patrizia Schlesinger vor der wohl radikalsten Programmstreichung der Geschichte. Die amtierende Intendantin Katrin Vernau hat jetzt die Sparmaßnahmen angekündigt, die sich durch den kompletten Sender und ausdrücklich auch das Programm ziehen werden. Die Sparmaßnahmen umfassen rund 49 Millionen Euro. „Die Notwendigkeit ergab sich aus der Misswirtschaft der vergangenen Jahre“, heißt es vom Sender selbst.
So wurden Mehrerträge aus dem Rundfunkbeitrag nicht bis zum Ende der aktuellen Beitragsperiode zurückgelegt, sondern flossen in den laufenden Haushalt. Bis Ende 2024 müssen nun 41 Millionen Euro wieder aus der Planung herausgenommen werden. Hinzu kommen weitere, gut 8 Millionen Euro, die für 2023 und 2024 zwar als Einsparziel durch die ehemalige Geschäftsleitung zwar vorgesehen, aber nicht mit Maßnahmen unterlegt waren. Die Folgen wirst du im Programm merken.
Frisches TV-Programm nur noch zwischen 18 und 22 Uhr
Denn das TV-Programm wird radikal zusammengestrichen. Das zeigt sich schon daran, dass allein die Programmdirektion ihre Ausgaben gegenüber der bisherigen Planung in diesem und im nächsten Jahr um insgesamt 21 Millionen Euro nach unten korrigiert. Konkret plant man beim TV-Programm, sich auf die Zeit zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren. „Die Nachrichten-Flaggschiffe rbb24 Abendschau und rbb24 Brandenburg aktuell werden wir dabei weiter pflegen.“ Doch für andere Produktionen vor 18 Uhr und nach 22 Uhr bedeutet das offenbar das Aus.
Sichtbar werden die Folgen durch ein von 2024 an geltendes neues Programmschema. Hier sollen Thementage, „dialogorientierte Sendungen“ und Übernahmen aus den Angeboten der ARD einen wesentlichen Anteil ausmachen. „In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr wird der Programmaufwand minimiert“, heißt es wörtlich vom RBB. Heißt im Klartext: Konserve und Wiederholungen.
Drohende Zahlungsunfähigkeit: rbb mit Rundumschlag
Auf der Streichliste stehen fiktionale Produktionen, das Studio Warschau (bleibt in WDR-Zuständigkeit) sowie das für das ARD-Hauptprogramm „Das Erste“ produzierte Mittagsmagazin. Hier sollen sich ARD und ZDF, die das „MiMa“ wöchentlich abwechselnd verantworten, eine andere Finanzierung überlegen. Aber auch jenseits des Programms gibt es Änderungen: Einstellungsstopp, Stellen werden nicht nachbesetzt, die Spitze des Senders wird reduziert, Immobilien verkauft, Büros aufgegeben, die Mitarbeiter-Kantine teurer – ein echter Rundumschlag. „Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne weiteres sichergestellt“, heißt es von Intendantin Vernau
Gewinner der Maßnahmen sollen neben rbb24 Digital die Angebote des rbb in der Mediathek, Audiothek und auf Drittplattformen sein. Programmangebote will der rbb künftig primär für die nonlineare Nutzung produziert. Auch will man die regionale Berichterstattung aus Brandenburg verstärken. Das Ziel: „die journalistische Präsenz im westlichen Teil des Bundeslandes [soll] hörbar, sichtbar und spürbar intensiviert“ werden.