ARD-Radikal: RBB plant nur noch mit vier Stunden Programm pro Tag

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Die Rundfunkgebühren reichen nicht, das Geld wurde für andere Zwecke ausgegeben und die Zahlungsunfähigkeit droht. Jetzt zieht ein ARD-Sender die Notbremse und streicht sein Programm radikal zusammen.
Eine Fernbedienung mit dem Power-Button im Fokus
Abgeschaltet: ARD-Sender streicht Programm radikal zusammenBildquelle: PublicDomainPictures / Pixabay

„Der rbb stellt sich neu auf“ heißt es in der Pressemitteilung des Rundfunk Berlin-Brandenburg in blumigen Worten. Man stehe vor einem Neubeginn. Tatsächlich aber steht der rbb nach dem Skandal rund um die inzwischen gefeuerte Intendantin Patrizia Schlesinger vor der wohl radikalsten Programmstreichung der Geschichte. Die amtierende Intendantin Katrin Vernau hat jetzt die Sparmaßnahmen angekündigt, die sich durch den kompletten Sender und ausdrücklich auch das Programm ziehen werden. Die Sparmaßnahmen umfassen rund 49 Millionen Euro. „Die Notwendigkeit ergab sich aus der Misswirtschaft der vergangenen Jahre“, heißt es vom Sender selbst.

So wurden Mehrerträge aus dem Rundfunkbeitrag nicht bis zum Ende der aktuellen Beitragsperiode zurückgelegt, sondern flossen in den laufenden Haushalt. Bis Ende 2024 müssen nun 41 Millionen Euro wieder aus der Planung herausgenommen werden. Hinzu kommen weitere, gut 8 Millionen Euro, die für 2023 und 2024 zwar als Einsparziel durch die ehemalige Geschäftsleitung zwar vorgesehen, aber nicht mit Maßnahmen unterlegt waren. Die Folgen wirst du im Programm merken.

Frisches TV-Programm nur noch zwischen 18 und 22 Uhr

Denn das TV-Programm wird radikal zusammengestrichen. Das zeigt sich schon daran, dass allein die Programmdirektion ihre Ausgaben gegenüber der bisherigen Planung in diesem und im nächsten Jahr um insgesamt 21 Millionen Euro nach unten korrigiert. Konkret plant man beim TV-Programm, sich auf die Zeit zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren. „Die Nachrichten-Flaggschiffe rbb24 Abendschau und rbb24 Brandenburg aktuell werden wir dabei weiter pflegen.“ Doch für andere Produktionen vor 18 Uhr und nach 22 Uhr bedeutet das offenbar das Aus.

Sichtbar werden die Folgen durch ein von 2024 an geltendes neues Programmschema. Hier sollen Thementage, „dialogorientierte Sendungen“ und Übernahmen aus den Angeboten der ARD einen wesentlichen Anteil ausmachen. „In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr wird der Programmaufwand minimiert“, heißt es wörtlich vom RBB. Heißt im Klartext: Konserve und Wiederholungen.

Drohende Zahlungsunfähigkeit: rbb mit Rundumschlag

Auf der Streichliste stehen fiktionale Produktionen, das Studio Warschau (bleibt in WDR-Zuständigkeit) sowie das für das ARD-Hauptprogramm „Das Erste“ produzierte Mittagsmagazin. Hier sollen sich ARD und ZDF, die das „MiMa“ wöchentlich abwechselnd verantworten, eine andere Finanzierung überlegen. Aber auch jenseits des Programms gibt es Änderungen: Einstellungsstopp, Stellen werden nicht nachbesetzt, die Spitze des Senders wird reduziert, Immobilien verkauft, Büros aufgegeben, die Mitarbeiter-Kantine teurer – ein echter Rundumschlag. „Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne weiteres sichergestellt“, heißt es von Intendantin Vernau

Gewinner der Maßnahmen sollen neben rbb24 Digital die Angebote des rbb in der Mediathek, Audiothek und auf Drittplattformen sein. Programmangebote will der rbb künftig primär für die nonlineare Nutzung produziert. Auch will man die regionale Berichterstattung aus Brandenburg verstärken. Das Ziel: „die journalistische Präsenz im westlichen Teil des Bundeslandes [soll] hörbar, sichtbar und spürbar intensiviert“ werden.

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6 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Hoge

    eine Reform ist längst überfällig…die zwangsgebühren müsen abgeschafft werden…nur noch mit zahls hranke alle Sender versehen…dann schaut jeder wenn er möchte und bezahlt auch!!!!so wie es bis jetzt gehandhabt wird, geht es nicht weiter!!!

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  2. Nutzerbild Rb

    …einfach nur abschaffen und Beiträge zurückzahlen, damit die Verwöhnten das Arbeiten lernen…

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  3. Nutzerbild Martin Klein

    Eine öffenrechtliche Anstalt mit nur einem Intendanten für D (oder Europa) reichte vollkommen. Darunter gäbe es dann trotzdem noch verschiedenste lokale Redaktionen und dort unterschiedliche Meinungen im journalistischen Wettbewerb.
    Doch wir brauchen angeblich zum Überleben journalistischen Intendantenwettbewerb von NDR, RBB, MDR, WDR, HR, SWR, SR, BR, ARD, ZDF, 3Sat, Arte, Phönix, DLF und der deutsche Welle.
    Dass jetzt der rbb die Direktorenposten von vier auf zwei reduziert, sich zusätzlich neun Anstalten überlegen, perspektivisch bei der Abrechnungssoftware zusammenzuarbeiten, dann ist das der große Wurf oder doch eher Ablenkung?

    Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, gründet man den Zukunftsrat, der überfällige Veränderungen etwas hinauszögern soll. Aber dessen Besetzung ist zwischen A- und B-Ländern naturgemäß nicht ganz so einfach. 😉

    Der Umfang ist das Problem. Im Zwangsbeitragssystem müssen wir den Umfang der Produktionen zumindest so weit beschränken, das wir den Kram ohne Löschungen im Netz vorhalten dürfen.

    Besser wäre natürlich, wir gründen eine Stiftung und schaffen den wettbewerbswidrigen Beitragszwang ab. Wenn der örR sich wettbewerbskonform dem Markt stellte, könnte das dem heute noch in alle Richtungen buckelndem Content tatsächlich sehr nützlich sein.
    Nur der einzigartige Milliarden-Moloch darf natürlich niemalsnicht sterben…

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  4. Nutzerbild Fritz Feierabend

    Es war klar, dass die Geldverschwendung und Vetternwirtschaft irgendwann zu Streichungen beim Programmangebot führen mußte. Jetzt wird es noch mehr Wiederholungen geben und Das bei gleichbleibend überhöhten GEZ Gebühren. Deshalb bin ich für die sofortige Reduzierung der Gebühren auf maximal 5 Euro pro Monat. Wenn man die Gehälter auf das Mass in der freien Wirtschaft reduzieren würde, käme man auch mit 5 Euro hin. Intendanten brauchen keinesfalls Jahresgehälter von deutlich über 400.000 Euro. Mit 100.000 Euro kann man immer noch deutlich besser Leben, als der Großteil der Bevölkerung. Die Bezüge der Mitarbeiter des ÖRR sind durch nichts zu gerechtfertigen. Ein Linienbusfahrer hat für seinen verantwortungsvollen Beruf nur ca. 3.500 Euro im Monat. Auch braucht nicht jede ARD Anstalt eigene Chöre und Orchester, welche ebenfalls aus den GEZ Gebühren finanziert werden. Hier sollte ebenfalls der Rotstift zum Einsatz kommen. Der WDR beschäftigt zur Zeit einen Mitarbeiter nur noch 5 Stunden pro Monat und zahlt ihm ein Jahresgehalt von 100.000 Euro!!!

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  5. Nutzerbild F. F.

    Und wieder einmal tut der WDR etwas, was nicht zu seinen Aufgaben gehört. Er verlost auf seinen Hörfunkprogrammen WDR2 und WDR4 Urlaubsreisen für die ganze Familie, bezahlt aus unser aller GEZ Gebühren. Wer so ein armseliges Programm sendet, wie der WDR, versucht auf diese Art, mehr Zuhörer zu gewinnen. Und das gleich mehrmals täglich. Da sieht man doch ganz deutlich, dass unsere öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten überfinanziert sind.

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  6. Nutzerbild F. F.

    Nachtrag: Der Mitarbeiter heißt Jürgen Döschner. Er hat mehrere kritische Beiträge gemacht, welche der WDR dem Deutschen Volke vorenthält.

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