Das 1&1-Netz steht an einem Wendepunkt. Als jüngster Anbieter mit eigenem Mobilfunknetz will 1&1 eine Alternative zu Telekom, Vodafone und O2 schaffen. Der Start verlief holprig, nicht zuletzt weil das Netz noch auf wenige Antennenstandorte begrenzt ist und stark auf Vodafone-Roaming angewiesen ist. Gerade einmal 1.500 eigene Sender sollen es aktuell sein, eigentlich hätten es weit mehr sein sollen. Zum Vergleich: Die etablierten Netzbetreiber haben je nach Zählweise und Netzbetreiber grob 25.000 bis 35.000 Sender. Immerhin: Das Netz im Hintergrund läuft und es ist egal, ob du im Abdeckungsbereich eines 1&1-Senders bist oder im Roaming: Du kannst telefonieren und surfen. Doch wie gut funktioniert das Netz tatsächlich im Alltag? Ein umfangreicher Sondernetztest von CHIP liefert erstmals konkrete Antworten.
„Das Netz ist besser als viele denken“
Im Fokus stehen, was du als Nutzer im Alltag bemerkst: Datenübertragungen, Sprachqualität und Erreichbarkeit. Die Tester waren zehn Tage mit Autos, zu Fuß und in Fernzügen unterwegs, um reale Bedingungen abzubilden. Dabei zeigte sich: In den meisten Alltagssituationen kannst du dich auf eine solide Netzperformance verlassen. Oder wie es im Test heißt: „Das Netz ist besser als viele denken.“
Beim Surfen im Internet liegt die Erfolgsquote beim Download in Städten bei 99,23 Prozent, bei direkter Verbindung ins 1&1-Netz sogar bei 99,67 Prozent. Auch HD-Videostreaming ist in der Regel kein Problem: 97,2 Prozent der Messungen im 1&1-Netz überschreiten die Schwelle von 5 MBit/s. Selbst hohe Geschwindigkeiten über 100 MBit/s sind möglich. Rund 58 Prozent der städtischen Downloads im 1&1-Netz lagen in diesem Bereich.
Beim Telefonieren sieht es ähnlich aus. 98,23 Prozent der Gespräche in den Städten kamen erfolgreich zustande, bei WhatsApp-Calls sogar 99,39 Prozent. Die Sprachqualität liegt meist im guten Bereich und auch gleichzeitiges Surfen und Telefonieren funktioniert mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent im eigenen Netz reibungslos.
Schwieriger wird es unterwegs: In Fernzügen liegt die Erfolgsquote beim Download nur bei knapp 80 Prozent, und auch das Laden von Webseiten oder Streamen von YouTube-Videos funktioniert hier deutlich unzuverlässiger. Diese Schwäche teilt 1&1 allerdings mit allen anderen deutschen Netzbetreibern – wenn auch auf niedrigerem Niveau.
88 Prozent der Messungen erfolgten im Vodafone-Roaming
Ein Grund für Schwankungen ist das noch stark genutzte Roaming-Netz von Vodafone. Rund 88 Prozent der Datentests liefen derzeit über diese Verbindung. Die technische Umstellung auf ein bidirektionales Handover, also den fliegenden Wechsel zwischen den Netzen, soll 2026 für eine spürbare Verbesserung sorgen. Dann soll es möglich sein, ein laufendes Gespräch und einen bereits aktiven Download zwischen den beiden Netzen zu übergeben. Hinzu kommen neue Frequenzen im Jahr 2026, die besonders in Gebäuden für besseren Empfang sorgen dürften.
Das Fazit für dich als Nutzer: Wenn du in der Stadt unterwegs bist oder dich in einem Gebiet mit direktem 1&1-Ausbau befindest, kannst du mit einer zuverlässigen Netzqualität rechnen. Außerhalb davon greift zwar das Vodafone-Roaming, aber auch das funktioniert in den meisten Fällen stabil. Noch ist das Netz nicht auf Augenhöhe mit den etablierten Anbietern, doch der Abstand schrumpft. Die CHIP fasst in ihrem Test zusammen: „Aktuell ist das Netz besser, als man es anhand des holprigen Starts befürchten musste, aber auf Augenhöhe […] befindet es sich noch nicht.“ Gleichwohl heißt es aber auch, man sehe bei 1&1 das Potenzial, zur Konkurrenz aufzuschließen.
