Hyundai Kona Elektro (2023) im ersten Test: Vielfach verbessert

7 Minuten
Größer, breiter und mit einem neuen Design präsentiert sich der neue Hyundai Kona Elektro (2023) der Öffentlichkeit. Hinzu kommen viele kleinere Optimierungen wie ein verbessertes Lenkgefühl und verringerte Fahrgeräusche. Wir gehen auf eine erste Testfahrt.
Hayo Lücke von inside digital neben dem Hyundai Kona Elektro (2023).
Hyundai Kona Elektro (2023) im Test von inside digital.Bildquelle: Christian Herb

Schon im März wurde der Hyundai Kona Elektro (2023) in seiner jetzt neu verfügbaren Version vorgestellt. Wir hatten die Möglichkeit, das neue Elektroauto schon jetzt einem ersten Test zu unterziehen und sind mit dem runderneuerten Lifestyle-SUV knapp 100 Kilometer quer durch die Weinberge von Rheinhessen gefahren. Wichtigste Erkenntnis: Die Fahreigenschaften haben sich spürbar verbessert, das Design allerdings dürfte bei der adressierten Kundschaft zuweilen polarisieren.

Hyundai Kona Elektro (2023): Länger, breiter, futuristischer

Hyundai wirbt damit, dass der Kona Elektro nicht nur um 25 Millimeter in der Breite, sondern auch um 150 Millimeter in der Länge gewachsen ist. Hinzu kommt, dass sich der Radstand um 60 mm auf 2,66 Meter erhöht hat. Das soll für spürbar mehr Platz in der zweiten Sitzreihe sorgen. Wirklich geräumig geht es für Passagiere im Fond aber nur zu, wenn Fahrer und Beifahrer mit ihren Sitzen nicht zu weit nach hinten rücken. Andernfalls müssen auf der Rückbank Platz nehmende Personen im Erwachsenenalter noch sehr wohl damit rechnen, dass ihre Knie gegen die Vordersitze stoßen. Die Kopffreiheit ist durch das flach nach hinten abfallende Dach allenfalls für sehr lang gewachsene Menschen etwas eingeschränkt.

Gewachsen ist auch das Ladevolumen. Im Kofferraum, der sich optional mit einer elektrischen Heckklappe ausstatten lässt, stehen jetzt 466 Liter Stauraum zur Verfügung. Legt man die Rücksitzlehnen um, wächst das Volumen auf 1.300 Liter; 40 Prozent mehr als beim Vorgänger. Praktisch: Ein Unterboden gestattet es unter anderem ein AC-Ladekabel so zu lagern, dass es im Alltag nicht stört. On top gibt es 27 Liter zusätzlichen Stauraum unter der Motorhaube in einem sogenannten Frunk. Auch hier lässt sich ein Ladekabel lagern, um es am Ladeanschluss anzuschließen, der beim Hyundai Kona Elektro wie gewohnt an der Front integriert ist.

Hyundai Kona Elektro - Staufach im Kofferraum.
Staufach im Unterboden des Kofferraums.
Frunk im Hyundai Kona Elektro (2023).
Frunk im Hyundai Kona Elektro (2023).

Vorn ist das Platzangebot absolut beeindruckend. Die tief verbaute Mittelkonsole lässt Fahrer und Beifahrer viel Raum für das rechte respektive linke Knie. Allerdings ergibt sich aus der gewählten Bauform auch ein kleiner Nachteil. Das kleine Drehrad, über das die vier Fahrmodi (Eco / Normal / Sport / Snow) einstellbar sind, sitzt ebenfalls recht weit unten. Für unseren Geschmack etwas zu tief. Der Blick rückt für die Bedienung zuweilen zu stark vom Geschehen auf der Straße ab. Möglicherweise stellt sich in dieserlei Hinsicht mit der Zeit aber auch ein Gewöhnungseffekt ein.

Bedientasten und Fahrmodus-Drehtaste.
Bedientasten und Fahrmodus-Drehtaste.
Cockpit im Hyundai Kona Elektro (2023)
Cockpit im Hyundai Kona Elektro (2023)

Ein Lifestyle-SUV mit hohem Fahrkomfort

Wenn man davon absieht, dass der neue Hyundai Kona Elektro aufgrund von EU-Vorgaben schon bei der kleinsten Überschreitung der örtlich zulässigen Höchstgeschwindigkeit ordentlich bimmelt, erweist sich das Fahrgefühl als hervorragend. Trotz seines vergleichsweise geringen Gewichts von rund 1,7 Tonnen liegt das mit einem Frontantrieb ausgestattete Elektroauto gut auf der Straße. Fahrgeräusche im Innenraum sind auch bei 130 km/h auf der Autobahn kaum störend, die Lenkung reagiert zackig und ist leichtgängig. Zahlreiche Fahr- und Sicherheitsassistenten unterstützen den Fahrer auf seiner Reise, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage lässt sich komplikationslos über einen Schalter am Multifunktionslenkrad in 1- und 10-km/h-Schritten bedienen. Gänge werden über einen Ganghebel hinter dem Lenkrad eingelegt. Das kennt man schon aus dem Hyundai IONIQ 5 (2023) (Test).

Den innerstädtischen Verbrauch des neuen Kona Elektro konnten wird auf unserer durch Autobahnen und Landstraßen dominierten Testfahrt noch nicht ermitteln. Auf der Autobahn spuckte der Bordcomputer auf den von uns protokollierten Abschnitten einen Verbrauch von durchschnittlich 18,2 kWh pro 100 Kilometer aus. Auf der Landstraße sogar nur 17,5 kWh. Schon das sind beeindruckend niedrige Werte. Im Flachland könnte der Verbrauch sogar noch niedriger ausfallen als auf den von uns gefahrenen Bergauf-Bergab-Passagen in den rheinland-pfälzischen Weinbergen.

Seitenansicht Hyundai Kona Elektro (2023).
Seitenansicht des neuen Hyundai Kona EV (2023).

Die maximale WLTP-Reichweite gibt Hyundai beim neuen Kona Elektro mit 514 Kilometern an. Allerdings nur, wenn man sich für das Modell mit 65,5 kWh großer Batterie entscheidet. Die kleinere Batterie-Option hat eine auf 377 Kilometer reduzierte Reichweite – kostet dafür aber auch weniger. Beeinflussen lässt sich der Aktionsradius über fünf Rekuperationsstufen, die sich über Schaltwippen hinter dem Lenkrad einstellen lassen. Niedrig eingestellt „segelt“ das Auto praktisch verzögerungsfrei, wenn der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Eine hohe Rekuperation bremst das Fahrzeug in gleich gelagerten Fällen ohne weiteres Zutun stark ab. Sogar entspanntes 1-Pedal-Fahren ist mit etwas Übung möglich (i-Pedal-Modus). Das Bremspedal wird dann nicht mehr benötigt.

Ladeleistung ist leider kein Hit

Eine Wiederaufladung an einer Wallbox oder an einer Normalladesäule ist über den verbauten Onboard-Charger mit bis zu 11 kW möglich. An einer Schnellladesäule liegt die maximal mögliche Ladeleistung unter optimalen Bedingungen bei der Variante mit 48,4 kWh großer Batterie (115 kW / 156 PS) bei gerade einmal 74 kW, beim Modell mit 65,4 kWh großem Energiespeicher (160 kW / 218 PS) bei immerhin bis zu 102 kW. Trotzdem ist die HPC-Ladeleistung die vielleicht größte Enttäuschung beim neuen Hyundai Kona Elektro. Denn auch wenn Hyundai argumentiert, in diesem Punkt insbesondere die Pkw-Kosten im Auge gehabt zu haben, sollten 120 bis 130 kWh heutzutage grundsätzlich Standard sein. Erfreulich: Das integrierte Navigationssystem ist in der Lage, auch Ladestopps bei der Zielführung zu berechnen, sollten diese notwendig sein.

Hyundai Kona Elektro (2023) Ladeanschluss.
Praktisch: Der Ladeanschluss ist beim Hyundai Kona Elektro (2023) vorn zu finden.

Die Bedienung des Navigationssystems erfolgt über einen 12,25 Zoll großen Touchscreen, der in allen Aussstattungsvarianten Teil der Serienausstattung ist. Leicht zum Fahrer geneigt geht das Infotainment-Display fast nahtlos in ein ebenfalls 12,25 Zoll großes digitales Cockpit hinter dem Lenkrad über. Hier lassen sich alle für den Fahrer wichtigen Informationen ablesen. Ein Head-up-Display gibt es nur, wenn du dich für die teuerste Ausstattungsvariante (Pime-Paket) entscheidest. Dann kannst du gegen Aufpreis auch mit 19 statt 17 Zoll großen Leichtmetallfelgen über die Straßen cruisen. Vier USB-C-Anschlüsse, zwei für die Vordersitze, zwei für hinten mitreisenden Personen, eine 2-Zonen-Klimaautomatik und Over-the-Air-Updates für verschiedene Fahrzeugsysteme sind ebenfalls serienmäßig an Bord. Eine insbesondere in Wintermonaten praktische Wärmepumpe erst ab der zweitteuersten Ausstattungsvariante (Trend-Paket).

Was kostet der Hyundai Kona Elektro (2023)?

Im günstigsten Fall ist der Hyundai Kona Elektro (2023) für 41.990 Euro zu haben. Mehr Leistung und eine größere Batterie kosten 3.000 Euro Aufpreis, sodass der Basispreis dann auf 44.990 Euro steigt. In der von uns getesteten Variante mit Prime-Paket werden sogar fast 51.000 Euro fällig – mit Glas-Schiebedach noch einmal 700 Euro mehr. Hinzu kommt, dass nur die rote Lackierung keinen Aufpreis kostet. Sechs weitere Farben sind mit Extra-Kosten von bis zu 850 Euro verbunden.

Bei manchen Interessenten dürfte derweil das Exterieur für skeptische Blicke sorgen. Das durchgehende, horizontal ausgerichtete LED-Lichtband mit Pixeldesign an der Front, Teil der Serienausstattung ab dem Trend-Paket, wirkt zwar extrem futuristisch, aber gerade hier könnten einige Käufer ein etwas schlichteres Design bevorzugen. Ohnehin vermitteln Front und Heck einen recht bulligen Charakter. Wiederum zu gefallen weiß, dass es möglich ist, das eigene Smartphone als digitalen Fahrzeugschlüssel zu benutzen, um das Fahrzeug ohne Extra-Schlüssel zu öffnen. Allerdings gibt es dieses Extra nur, wenn du dich für die höchste Ausstattungslinie entscheidest.

Hyundai Kona Elektro (2023) - kurzer Überhang vorne.
Einen kurzen Überhang gibt es beim Kona Elektro (2023) nicht nur vorn…
Hyundai Kona Elektro (2023) - kurzer Überhang hinten.
… sondern auch hinten. Die Bremsleuchten wirken etwas zusammengeschustert.

Den Hyundai Kona Elektro (2023) gibt es auch als Benziner (26.900 Euro) und als Hybrid (ab 33.200 Euro) zu kaufen. Dann aber nur mit je fünf Jahren Garantie und Mobilitäts-Garantie. Wer sich für die Elektro-Variante entscheidet, darf sogar auf Garantien über einen Zeitraum von acht Jahren setzen. Allen Käufern, die sich bis Ende 2023 für den Hyundai Kona Elektro entscheiden, garantiert der Hersteller übrigens die volle BAFA-Förderung (Umweltbonus); auch wenn eine Zulassung des neuen E-Autos möglicherweise erst im Jahr 2024 erfolgt.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Mit dem Außendesign des Hyundai Kona Elektro (2023) werden einige Interessenten möglicherweise fremdeln. Den recht hohen Fahrkomfort und die straffe Federung werden aber alle Insassen zu schätzen wissen. Schade ist die maue Ladeleistung an Schnellladesäulen. Dafür punktet der Lifestyle-SUV schon im ersten Test mit sehr niedrigen Verbrauchswerten. Ein Aspekt, der für viele Käufer von deutlich größerer Bedeutung sein dürfte.

Bildquellen

  • Hyundai IONIQ 6: Rundgelutscht für eine hohe Reichweite: Hyundai
  • Hyundai Kona Elektro (2023) im ersten Test: Vielfach verbessert: Christian Herb

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Daihen

    nehmt all diesen elektro Schrott werft sie in eine Presse und entsorgt sie bevor die Welt in einen batteriesmog erstickt. Schon bei der Erzeugung braucht ein Elektroauto soviel Resursen die ein verbrennen erst in 7 Jahren produziert und deren Teile ohne Problem wieder recykelbar sind.

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  2. Nutzerbild Karsten Frei

    Gibt es Autos, bei denen Ladeanschluss vorne, wie in „Fünfte Element“ angebracht ist, um Auto in der Garage zu laden?
    Diese ganzen Steckerlösungen sind Lösungen aus dem letzten Jahrhundert.

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