Ein Jahr mit dem iPhone X: Ein Ende mit Schrecken

8 Minuten
Mit der Vorstellung des iPhone XS und iPhone XS Max hat Apple für das Kalenderjahr 2018 gleich zwei neue Top-Modelle an den Start geschoben - und mit dem iPhone XR noch ein weiteres Gerät für das nahende Weihnachtsgeschäft in der Hinterhand. Doch wie schlägt sich eigentlich das iPhone X? Hayo Lücke, Chefredakteur von inside handy, hat das Top-Modell des Jahres 2017 ein Jahr lang genutzt - mit einer bösen Überraschung am Ende.
iPhone X auf Holztisch
Bildquelle: inside handy / Hayo Lücke

Als im Jahr 2017 das iPhone X vorgestellt wurde, habe ich mich einerseits gefreut, andererseits aber auch die Stirn runzeln müssen. Das seinerzeit neue iPhone-Design war für mich persönlich sofort ein echter Augenschmaus. Die aufgerufenen Preise waren hingegen einmal mehr ein Indiz dafür, dass Apple ein Premium-Hersteller ist und auch als solcher wahrgenommen werden möchte.

Eine Notch am iPhone X stört? Nicht wirklich!

Auffällig: Vielerorts wurde Apple schon vor der offiziellen Vorstellung des iPhone X dafür kritisiert, dass das Smartphone mit einer viel zu riesigen Aussparung am oberen Displayrand ausgestattet ist. Eines der am häufigsten gelesenen Worte in diesem Zusammenhang: „Störend“ soll die sogenannte Notch sein. Aber ist das wirklich so? Ein Jahr lang habe ich das iPhone X verwendet und ich kann ohne Einschränkungen sagen: Störend ist an der Notch überhaupt nichts.

Sicher, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und eine Notch, in der neben der Frontkamera auch verschiedene Sensoren untergebracht sind, wirkt auf den ersten Blick unrund und nicht konsequent zu Ende gedacht. Ich sage aber auch: Wer das iPhone X oder auch die aktuelle Generation (iPhone XS, iPhone XS Max und iPhone XR) erst einmal ein paar Wochen nutzt, wird selten bis nie mit einem Gedanken konfrontiert, der da lautet „Ach wäre doch die Notch nicht da…“. Und wer das Gegenteil behauptet, muss schon auf ziemlich hohem Niveau jammern.

Störender als die Notch ist schon eher die Tatsache, dass die aus Glas gefertigte Front und Rückseite durchaus anfällig für Kratzer sind. Gleiches gilt für den auf Hochglanz polierten Edelstahl-Rahmen. Jedem Nutzer ist wärmstens ans Herz zu legen in jedem Fall eine Schutzhülle für das Handy zu nutzen. Ohne Bumper, Case oder Leder-Flipcover sind kleinere Beschädigungen leider schnell vorprogrammiert. Mein iPhone X habe ich deswegen mit einer selbstdesignten Schutzhülle von Caseable versehen.

Das iPhone X rennt und rennt und rennt…

Mit Blick auf die Leistung sind die Spitzenmodelle aus der iPhone-Familie über alle Zweifel erhaben. Das gilt auch für das iPhone X. Nie hatte ich während meiner einjährigen Nutzung das Gefühl, ein Smartphone zu verwenden, das an seine Belastungsgrenze stößt. Apps starten schnell, in Spielen sind keine Ruckler oder andere Störungen zu bemerken. Und die Navigation über die iOS-Oberfläche geht ohnehin leicht von der Hand. Leider ist das iOS-Menü inzwischen durch die zahlreichen Weiterentwicklungen des Betriebssystems aber nicht mehr so übersichtlich wie es einmal war. Öfter habe ich mich schon dabei erwischt, wie ich über das Internet Nachforschungen anstellen musste, um gewisse Einstellungen zu finden.

Vor allem ein Design-Fehler ist die Kamera auf der Rückseite des iPhone X. Die beiden Objektive der Dual-Kamera ragen stark aus der Gehäuserückseite heraus. Sie verhindern, dass das Smartphone eben auf einem Tisch abgelegt werden kann. Dieses Manko hat Apple auch bei den drei iPhones des Jahres 2018 leider nicht behoben. Auch dieses Problem lässt sich aber lösen, indem das Smartphone in eine Schutzhülle gepackt wird.

Apropos Kamera: Dass das Display per Face ID, also über eine Gesichtserkennung unter Zuhilfenahme der Frontkamera, entsperrt wird, ist ein echter Mehrwert. Das funktioniert in aller Regel schnell und selbst bei abgedunkeltem Zimmer noch zuverlässig. Auch bei vielen Apps entfällt durch die Face ID die Eingabe eines Passworts. Zumindest sofern man dies als Nutzer wünscht und in den App-Einstellungen entsprechend aktiviert. Nachteil: Nicht häufig genutzte Passwörter sind schnell vergessen, weil die regelmäßige Eingabe und damit die Gewöhnung an ein Kennwort entfällt. Das Notieren oder Speichern der Passwörter in einer App wie 1Password ist daher durchaus empfehlenswert.

Ein Jahr iPhone X: Kaum Probleme, aber Vorsicht beim Pool-Besuch

So weit, so gut. Dann kam aber mein Sommerurlaub 2018. Fotos und Videos bei Sonnenschein unter Palmen aufnehmen: Keine Frage, hier kann das iPhone X seine Stärken im Kamera-Segment voll ausspielen. Die Dual-Kamera auf der Rückseite nimmt knackige, kaum verfälschte Farben auf und beeindruckende Kontraste lassen das Foto-Herz des Nutzers höher schlagen. Digitale Bilder mit dem iPhone X festzuhalten macht einfach Spaß. Zur Wahrheit gehört aber auch: Unter bedecktem Himmel habe ich mich häufiger über einen leichten Blau-Stich geärgert, der sich auf die Fotos gelegt hat. Und dass man bei Dunkelheit besser nicht mit dem digitalen Zoom arbeiten sollte, um starkes Bildrauschen zu vermeiden, ist nicht nur beim iPhone X ein gängiges Problem.

Und dann habe ich noch einen allgemeinen Rat. Man sollte vorsichtig sein, wenn das iPhone X in der Nähe von Wasser zum Einsatz kommt. Mag der Infinity-Pool in der persönlich gebuchten Hotel-Anlage auch noch so verlockend sein, um Erinnerungen festzuhalten, selbst mit einer IP-Zertifizierung ist ein Smartphone offenbar nicht grundsätzlich vor Schäden geschützt. Beim iPhone X musste ich dies zu meinem großen Bedauern miterleben.

Was war passiert? Das von mir genutzte iPhone X wurde für wenige Sekunden dicht unter der Wasseroberfläche eines Swimming-Pools gehalten. Anschließend weitere Fotos aufzunehmen war kein Problem. Doch circa eine halbe Stunde später war nicht nur ein milchiger Schleier auf sämtlichen Fotos zu sehen, sondern hinter allen drei Kamera-Linsen wurden auch kleine Wassertropfen sichtbar. Die klare Botschaft des Smartphones: Du hättest mich besser nicht mit ins Wasser genommen.

Cocktail am Strand
Nach Wasserschaden: Ein milchiger Schleier über Fotos. Quelle: Hayo Lücke / inside handy

Meine Hoffnung, das Problem werde sich von selbst erledigen, wenn ich das Telefon zum Trocknen ins Hotelzimmer lege, wurde zerschlagen. Am nächsten Morgen musste ich feststellen, dass sich das Gerät gar nicht mehr starten ließ. Was folgte, waren automatische Boot-Vorgänge des Telefons, die aber nicht abgeschlossen wurden und in einem Boot-Loop endeten. Für die zweite Hälfte meines Urlaubs sollte ich fortan ohne ein Smartphone und somit auch ohne Kamera auskommen müssen. Ein Glück, dass ersatzweise noch ein Samsung Galaxy A5 (2017) zur Verfügung stand.

Zurück in Deutschland dann die Überraschung: Nochmal an die Steckdose angeschlossen ließ sich das iPhone X plötzlich wieder vollständig starten. Allerdings nur vorübergehend. Immer wieder musste ich feststellen, dass das Display fehlerhaft auf Eingaben reagierte. Und nach einem halben Tag war dann der vollständige Smartphone-Blackout angesagt: iPhone X ohne Funktion, Wasserschaden par excellence – rot eingefärbter Flüssigkeitssensor am SIM-Karten-Slot des iPhone inklusive. 

Apple selbst erklärte auf Anfrage von inside handy: „Ein kurzer Ausflug ins Wasser dicht unter die Oberfläche hätte dem iPhone X nichts ausmachen dürfen.“ Häufig auftretende Fehler mit der IP67-Zertifizierung des iPhone X seien nicht bekannt. Eine mögliche Beschädigung des iPhone X sei aber nicht auszuschließen. Wo genau das Smartphone zuvor allerdings einen Schaden genommen haben soll? Für mich unerklärlich.

Angaben auf der Homepage von Apple besagen übrigens, dass das iPhone X mit seiner IP67-Zertifizierung für bis zu 30 Minuten in maximal einem Meter Wassertiefe nutzbar ist. Und darüber hinaus wird klar ausgeschlossen, dass etwaige Wasserschäden über die einjährige Apple-Garantie abgedeckt sind. Zitat: „Reparaturen von Flüssigkeitsschäden an einem iPhone oder iPod sind nicht durch die einjährige beschränkte Garantie von Apple abgedeckt.“

IP67 des iPhone X funktioniert bei vielen Nutzern fehlerfrei

Betonen möchte ich an dieser Stelle aber auch: So sehr mich die fehlende Wasserdichtigkeit des iPhone X überrascht und geärgert hat, so sehr steht auch außer Frage, dass es sich bei meiner gesammelten Erfahrung wohl um eine unglückliche Ausnahme handelt. Denn viele Nutzer schildern im Internet in diversen Erfahrungsberichten, dass sie problemlos Fotos unter Wasser aufnehmen können und ihr Smartphone anschließend noch reibungslos funktioniert.

Und nebenbei bemerkt: Derartige komplikationsfreie Wasser-Erfahrungen durfte ich auch schon mit einem iPhone 8 Plus machen. Dieses ebenfalls mit IP67-Zertifizierung versehene Smartphone habe ich ebenfalls rund um und in einem Schwimmbad genutzt. Viele schöne Aufnahmen waren möglich und das Smartphone hat keinerlei Schaden genommen. Apple also generelle Fehler bei der IP-Zertifizierung zu unterstellen würde weit an der Wahrheit vorbeiführen.

Und trotzdem: Meine Erfahrungen mit dem iPhone X werden mich in Zukunft deutlich vorsichtiger sein lassen, wenn es darum geht, ein Smartphone mit Wasser in Berührung kommen zu lassen. Denn ein Ende mit Schrecken ist mir allemal lieber als ein Schrecken ohne Ende. Das Gefühl, dass ein 1.000-Euro-Smartphone Schaden nimmt, ist einfach keine sonderlich angenehme Erfahrung.

Das iPhone X wurde der Redaktion von inside handy von O2 für ein Jahr zu Test-Zwecken zur Verfügung gestellt.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Thomas Lang

    Also, ich kann nur sagen. Ein paar Bilder im Meer (wohlgemerkt nicht unter Wasser) verursachten bei meinem IPhone X genau die gleichen Fehler. Ich gehe davon aus das Apple hier wohl eine schlechte Charge in Umlauf gebracht hat. Bereits nach einem Jahr musste ich mein Handy austauschen lassen da es ständig herunterfuhr. Jetzt, 6 Monate später das angebliche „Wasser eindringen“ und die Garantie Verweigerung lässt mich wirklich darüber nachdenken nicht doch zu Android zu wechseln.

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