Zunächst einmal gilt es, zu entwarnen. Niemand muss dieser Tage Angst haben, dass der eigene DSL-Anschluss morgen plötzlich nicht mehr funktioniert. Dennoch sollte man das Bestreben, die DSL-Technik und damit das Kupfernetz abzuschalten, nicht einfach abtun. Denn der Tag, an dem es kein DSL mehr in Deutschland gibt, wird kommen. Die Frage ist nur: wann?
Bundesnetzagentur will Weg für DSL-Aus ebnen
Die Bundesnetzagentur hat im Frühjahr 2025 mit einem Impulspapier den regulatorischen Weg bereitet, wie das Kupfernetz langfristig abgeschaltet werden kann. Doch was bedeutet das konkret? Das Impulspapier zeigt: Die Telekom, die aktuell als marktbeherrschendes Unternehmen gilt, kann eigenständig entscheiden, wann sie Teile ihres Kupfernetzes außer Betrieb nimmt. Wettbewerber hingegen können diese Abschaltung nicht beantragen – selbst dann nicht, wenn sie eine Region vollständig mit Glasfaser erschlossen haben.
Voraussetzung für die Abschaltung durch die Telekom ist eine Anzeige bei der Bundesnetzagentur – mindestens ein Jahr im Voraus. Danach prüft die Behörde, ob der Wechsel fair abläuft: Alternative Angebote müssen bereitstehen, Kündigungsfristen angemessen sein, und es darf keine Diskriminierung zwischen Kunden geben. Im Gespräch sind dabei stets sehr kleine Abschaltgebiete – beispielsweise die Einzugsbereiche einzelner VDSL-Verteilerkästen. Hier sind üblicherweise nur wenige Hundert Haushalte angeschlossen. Wichtig: Bisher ist das nur ein Vorschlag aus dem Impulspapier. Derzeit laufen Stellungnahmen und die Bundesnetzagentur wird daraus regulatorische Rahmenbedingungen ableiten. Damit ist aber wohl 2025 nicht mehr zu rechnen.
Warum soll DSL abgeschaltet werden?
DSL basiert auf dem alten Kupfernetz der Telekom. Dieses Netz wurde ursprünglich für Telefonie gebaut – und ist heute technisch überholt. Es hat mehrere Nachteile:
- Begrenzte Bandbreite: Bei klassischen DSL-Anschlüssen liegt die Obergrenze bei 16 Mbit/s, mit VDSL sind es maximal 250 Mbit/s – unter idealen Bedingungen. Der Upstream ist auf 40 Mbit/s begrenzt. Man geht davon aus, dass ein Großteil der Haushalte ab spätestens 2035 nicht mehr mit 250 Mbit/s auskommen werden.
- Die Latenz ist deutlich höher, was bei späteren VR- und Echtzeit-Anwendungen nachteilig ist.
- Hoher Energieverbrauch: Kupferleitungen benötigen deutlich mehr Strom als Glasfaser, was angesichts steigender Energiekosten zunehmend zum Problem wird.
- Doppelstruktur: Viele Anbieter haben in den vergangenen Jahren teure Glasfasernetze gebaut. Parallelbetrieb mit dem alten Kupfernetz ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Kurzum: Glasfaser gilt als Technik der Zukunft. Sie ermöglicht heute schon Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s bis 10 Gbit/s, ist robuster und verbraucht weniger Energie. Klar ist aber auch: Die Bandbreiten von mehr als 1 Gbit/s braucht heute niemand zu Hause. Entsprechend schwer ist es für die Betreiber, Kunden zu gewinnen. Wie viel Bandbreite du heute zu Hause brauchst, haben wir dir in einem Ratgeber zusammengestellt.
Ist meine Internetverbindung betroffen?
Wahrscheinlich ja – aber nicht sofort. Wenn dein Internetrouter über eine klassische TAE-Telefondose (Telefondose) mit der Wand verbunden ist, nutzt du DSL oder VDSL – also das Kupfernetz. Nach aktuellen Schätzungen sind noch rund 60 Prozent der Internetanschlüsse in Deutschland darüber realisiert. Alternativ könntest du auch einen Kabelanschluss nutzen, dann hat deine Anschlussdose runde Stecker. Obwohl Kabelnetze auch auf Kupfer basieren, sind sie nicht von einer Abschaltung betroffen.
Wichtig: Eine Abschaltung betrifft dich nicht über Nacht. Die Telekom hat angekündigt, dass keine plötzlichen Kündigungen oder Abschaltungen erfolgen werden. Jeder Kunde soll die Möglichkeit haben, rechtzeitig auf eine Alternative umzusteigen. Zudem kann eine Abschaltung ohnehin erst erfolgen, wenn bei dir Glasfasernetze ausgebaut wurden.
Wann wird DSL abgeschaltet?
Einen bundesweiten Stichtag gibt es nicht. Stattdessen erfolgt die Abschaltung schrittweise, Gebiet für Gebiet – teilweise womöglich bis in die 2040er-Jahre hinein. Laut Bundesnetzagentur müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Die Telekom muss die Abschaltung mindestens 12 Monate im Voraus ankündigen
- Ein Alternativanschluss muss bereitstehen
- Kein Haushalt darf ohne Anschluss zurückbleiben
Aktuell gelten sogenannte Cluster von 50 bis 200 Haushalten als erste Einheiten für eine Abschaltung als wahrscheinlich. Dabei handelt es sich um Gebiete, die über einen einzelnen Verteilerkasten (KvZ) versorgt werden. Stand heute gibt es aber auch seitens der Telekom überhaupt noch keine Pläne, DSL abzuschalten. Auch nicht lokal. Und auch Bundesdigitalminister Karsten Wildberger hat zuletzt auf die Bremse getreten, was das Thema angeht.
Was ist mit Glasfaser – ist das die Lösung?
Ja, Glasfaser ist langfristig die Nachfolgetechnologie. Allerdings gibt es dabei ein Problem: In vielen Fällen endet die Glasfaser nur am Bürgersteig („Homes Passed“), aber nicht im Haus („Homes Connected“). Wer einen Glasfaseranschluss will, muss also oft noch Bauarbeiten auf dem Grundstück oder im Haus dulden. Das dauert nach der Bestellung erfahrungsgemäß einige Wochen bis schlimmstenfalls Monate oder Jahre. Ein weiteres Problem: Manche Hausbesitzer verweigern den Anschluss, obwohl Mieter ihn nutzen möchten. Solche Fälle erschweren die flächendeckende Umstellung.
Wird Internet jetzt teurer?
Das kommt darauf an. Kunden, die bisher sehr langsame DSL-Tarife genutzt haben (z. B. 16 Mbit/s), müssen beim Wechsel auf Glasfaser häufig auf einen teureren Tarif mit mindestens 50 oder 100 Mbit/s ausweichen. Der Grund: 16 Mbit/s-Anschlüsse gibt es per Glasfaser schlichtweg nicht. Dafür bekommt man aber auch mehr Leistung. In vielen Fällen sind Glasfaseranschlüsse im Preisvergleich sogar günstiger als VDSL, wenn man Tarife mit gleicher Bandbreite gegenüberstellt. Wichtig zu verstehen: Glasfaser heißt nicht automatisch Gigabit-Anschluss und somit auch nicht automatisch teuer.
Muss ich jetzt aktiv werden?
Wenn bei dir in der Straße Glasfaser verlegt wird, ist das ein guter Zeitpunkt, dich mit dem Thema zu beschäftigen. Vor allem Hausbesitzer sollten überlegen, ob und wann ein Glasfaseranschluss sinnvoll ist – für den eigenen Bedarf, aber auch für den Immobilienwert.
Bestehende DSL-Verträge werden nicht gekündigt, solange kein Alternativanschluss bereitsteht. Du musst dich also nicht sorgen, plötzlich offline zu sein. In jedem Fall wird dein Anbieter mehrmals mit dir Kontakt aufnehmen, sollte eines Tages bei dir eine Umstellung und Abschaltung anstehen. Dann solltest du tatsächlich aktiv werden. Unbemerkt und „über Nacht“ wird dir aber niemand deinen DSL-Anschluss abschalten.