Du trägst ein Gerät und denkst an etwas, was du gerne als nächstes machen wollen würdest – am besten mit dem Gerät. Um die Aktion auszuführen, musst du kein Smartphone entsperren oder auf einer Smartwatch herumtippen. Stattdessen soll dieses Gerät nicht nur anhand deiner Bewegung erkennen, was du willst – sondern dies erkennen, bevor du die Bewegung überhaupt ausgeführt hast.
Eine Geste genügt und das Gerät weiß Bescheid
Konkret handelt es sich bei dem Gerät um ein Armband, dass auf sogenannter sEMG-Technologie (surface electromyography), also Oberflächen-Elektromyografie. Diese misst elektrische Signale der Muskulatur am Handgelenk. Meta hat das System so trainiert, dass es diese Signale interpretieren und daraus Gesten ableiten kann – etwa ein Tippen mit dem Finger, ein Wischen oder sogar handschriftliche Eingaben in der Luft. Beeindruckend: In einem Test erreichte ein Nutzer eine Eingabegeschwindigkeit von über 20 Wörtern pro Minute, ohne dass ein einziges physisches Eingabegerät zum Einsatz kam.
Damit geht Meta weit über klassische Gestensteuerung hinaus. Denn das Armband erkennt nicht nur Bewegungen, sondern auch die Absicht dazu. So lassen sich Geräte theoretisch schon steuern, noch bevor sich ein Finger überhaupt bewegt. Möglich wird das durch ein KI-System, das auf Basis der Muskelimpulse Muster erkennt – ähnlich wie Spracheingabe, nur mit den Händen.
Entwickelt wurde das Armband in den Reality Labs von Meta. Ziel ist es, diese Technologie langfristig mit AR-Brillen zu kombinieren – insbesondere mit dem hauseigenen Projekt „Orion“. Nutzer könnten damit künftig etwa durch bloßes Zucken einzelner Finger durch Menüs navigieren oder Inhalte auswählen, ohne Maus, Tastatur oder Display zu benötigen.
Armband auch für medizinische Zwecke gedacht
Doch auch der Inklusionsaspekt spielt eine wichtige Rolle. In Zusammenarbeit mit der Carnegie Mellon University wird das System derzeit auch bei Menschen mit motorischen Einschränkungen getestet – etwa nach Rückenmarksverletzungen. Für viele Betroffene könnte das Armband eine neue Form digitaler Teilhabe ermöglichen.
Meta: Wie stehts um den Datenschutz?
Datenschutz bleibt dabei ein sensibles Thema. Meta betont zwar, dass die Signalverarbeitung lokal auf dem Gerät erfolgt und keine personenbezogenen Daten in die Cloud wandern. Trotzdem sind Muskelimpulse Teil der biometrischen Daten eines Menschen – und könnten theoretisch für detaillierte Profile oder sogar Verhaltensanalysen genutzt werden. Kritiker sehen hier Parallelen zu anderen sensiblen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine.
Aktuell handelt es sich bei dem Armband noch um einen Prototyp. Wann – und ob – die Technik in ein marktreifes Produkt mündet, ist unklar. Meta deutet jedoch an, dass eine Integration in künftige AR-Produkte geplant ist. Die Technologie ist vielversprechend – nicht nur für Tech-Fans, sondern auch für all jene, die eine barrierefreie Mensch-Maschine-Kommunikation brauchen.
