Verbraucherschützer warnen vor Pokémon: Diese App ist nichts für Kinder

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Ein neues Pokémon-Spiel erobert die Appstores im Sturm, doch Verbraucherschützer warnen: Das Spiel fördert Spielsucht und spioniert seine Nutzer aus. So lauscht das Spiel permanent über das Mikrofon deines Handys.
Verbraucherschützer warnen vor Pokémon: Diese App sei nichts für Kinder
Verbraucherschützer warnen vor Pokémon: Diese App sei nichts für KinderBildquelle: Michael Rivera via Unsplash

Das Spielprinzip des neuen Pokémon-Hits Pokémon Sleep ist schnell erklärt: Man bekommt Punkte und Belohnungen fürs Schlafen. Vor dem Schlafengehen aktiviert man die App, diese überwacht die nächtliche Ruhephase und umso besser man geschlafen hat, desto mehr Punkte bekommt man. Außerdem lässt sich das neue Spiel auch mit Pokémon Go koppeln. So bekommt man auch dort Belohnungen fürs Schlafen.

So funktioniert Pokémon Sleep

Vor der ersten Verwendung bittet Pokémon Sleep den Nutzer um Zugriff auf das Mikrofon des Handys. Anders könne die korrekte Aufzeichnung nicht gewährleistet werden. Anschließend wird das Handy zum Schlafen an eine Stromquelle angeschlossen und mit dem Display nach unten auf die Matratze gelegt. Das Display bleibt dabei die ganze Nacht eingeschaltet und wird lediglich gedimmt.

Nach dem Aufwachen sieht man, wie lange man in welchen Schlafphasen verbracht hat, wie laut es im Schlafzimmer war und wie lange man zum Einschlafen gebraucht hat.

Weitere Informationen zur Funktionsweise und den Belohnungen

Darum ist die neue App problematisch

Dieses Spielprinzip ist gleich aus mehreren Perspektiven problematisch und sei insbesondere für Kinder nicht geeignet, wie Verbraucherschützer gegenüber Netzpolitik.org berichten. Der erste Kritikpunkt dreht sich um das Datensammeln der App.

So zeichnet Pokémon Sleep dauerhaft alle Geräusche mit dem Mikrofon des Smartphones auf. Diese Daten werden laut Anbieter nur auf dem Gerät des Nutzers gespeichert. Das ist auch glaubhaft, denn diese Daten benötigen eine Menge Speicherplatz. Außerdem lässt sich die dauerhafte Audio-Überwachung auch abschalten. Darauf wird lediglich beim Einrichten der App nicht hingewiesen. Die eigentlichen Schlaf-Daten, also wie lange und wie gut man geschlafen hat, landen hingegen auf den Servern des App-Anbieters. Und dieser räumt sich das Recht ein, die Daten mit Werbenetzwerken zu teilen. Da sich aus Schlafdaten gesundheitsrelevante Daten wie Schlafstörungen ablesen lassen.

Man muss der App jedoch zugutehalten, dass sie dem Nutzer klar dalegt, welche Daten gesammelt werden und es nicht heimlich geschieht. Zumindest Erwachsene können also klar erkennen, was die App tut.

Die neue App Pokémon Sleep
Die neue App Pokémon Sleep

Laut den App-Betreibern handle es sich bei Pokémon Sleep um keine Gesundheits-App, sondern ein Spiel. Und hier kommt das nächste Problem zum Vorschein: So ist es fraglich, ob die von der App aufgezeichneten Daten ihre Richtigkeit haben. Echte Schlaftracker, etwa in einer Smartwatch, messen den Puls des Trägers, um so die Schlafphasen zu erkennen und auch Wach-Phasen aufzuzeichnen. Pokémon Sleep misst hingegen nur die Geräusche sowie die Bewegung des Nutzers im Bett. Netzpolitik.org hat die App ausprobiert und berichtet: „Als wir still am Laptop gearbeitet haben, wähnte uns die App im Tiefschlaf.“

Schädlich für die Gesundheit und das Smartphone?

Auch aus einem weiteren Aspekt ist die App problematisch. Durch das Spielprinzip drehe sich der erste und letzte Gedanke jedes Tages um die App. Dabei raten viele Schlafforscher dazu, das Smartphone gar nicht erst mit ans Bett zu nehmen und die Zeit vor dem Einschlafen mit anderen Dingen als dem Handy zu verbringen. Für Kinder kann dieses Verhalten sogar suchtfödernd sein, wie Carola Elbrecht, Referentin des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, warnt.

Worauf der Bericht von Netzpolitik.org nicht eingeht, ist der Verschleiß des Smartphones, vorrangig des Akkus. So muss beim Spielen das Smartphone die ganze Nacht über mit eingeschaltetem Display am Ladekabel hängen. Dabei wird das Handy nicht nur warm, sondern die tägliche Nutzungsdauer mehr als verdoppelt. Das sorgt zwangsläufig für eine stärkere Belastung des Akkus und eine schnellere Abnutzung. Immerhin warnt die App beim Start davor, das Handy nicht unter ein Kissen oder die Decke zu legen, da es sonst überhitzen könnte.

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