Gemeinsam mit Motorola Solutions startet die Telekom ein neues System, das Einsatzkräften im Notfall eine Art digitale Rettungsspur im Mobilfunknetz einrichtet. Diese sogenannte MCx-Technologie gibt kritischen Sprach- und Datendiensten Vorrang vor allen anderen Verbindungen. Unterstützt wird das Ganze durch Network Slicing, das Kapazitäten im Netz exklusiv für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste reserviert. Das gab die Telekom jetzt offiziell bekannt.
Freie (Mobilfunk)-Fahrt für Polizei und Feuerwehr
Für dich als normalen Mobilfunknutzer bedeutet das: Im Falle eines Großeinsatzes oder bei Katastrophenlagen kann es sein, dass dein Smartphone kurzzeitig etwas langsamer reagiert oder Datenverbindungen verzögert ankommen. Kritische Informationen von Einsatzkräften erhalten in solchen Momenten Vorfahrt – so, wie ein Krankenwagen auf der Straße. Angesichts der Gesamtkapazität im Telekom-Netz wird das praktisch aber kaum eine Rolle spielen. Allenfalls bei Großlagen in ländlichen Regionen könnte es zu Problemen kommen. Die Telekom plant aber, in Zukunft an nahezu allen Standorten 1 Gbit/s pro Antenne auszurüsten. Zudem haben die Mobilfunker die Auflage, ihre Netze zu 99,5 Prozent in der Fläche auszubauen.
Die Technik ist nicht nur ein technisches Upgrade, sondern auch Teil eines politischen und wirtschaftlichen Schachzugs: Wie die Wirtschaftswoche berichtet, handelt es sich bei dem Projekt auch um eine strategische Positionierung der Telekom im Wettbewerb um die Nachfolge des heutigen, in die Jahre gekommenen TETRA-Digitalfunks. Der Bund prüft derzeit, ob Sicherheitsbehörden künftig überhaupt noch ein eigenes Netz betreiben oder auf Dienste der Mobilfunkanbieter setzen sollen. Eine offizielle Ausschreibung war zuletzt zurückgezogen worden, die Finanzierung bleibt unklar.
Das neue System der Telekom basiert auf dem bestehenden LTE- und 5G-Netz. Die Integration erfolgt schrittweise und soll bis Mitte 2026 bundesweit verfügbar sein. Motorola liefert dafür Server und Software für Netzknoten, Vermittlungsstellen und Sendestationen. Ein Vorteil: Smartphones der Einsatzkräfte können so direkt mit vorhandenen Funkgeräten kommunizieren. Gleichzeitig wird die Kommunikation durch Bilder, Videos und Echtzeitdaten deutlich erweitert. Das bisherige TETRA-Netz steht auch immer wieder in der Kritik, unzuverlässig zu sein. In Berlin gibt es beispielsweise immer wieder Berichte über Polizisten, die ihre Privathandys nutzen, weil das Handfunkgerät keinen Empfang hat.
Virtuelle Rettungsgasse für Polizei und Rettungsdienste
Noch ist MCx laut Wirtschaftswoche in deutschen Mobilfunknetzen kaum verbreitet, obwohl die Technik längst in internationalen Standards verankert ist. Im Ernstfall erkennt das System automatisch Geräte von Einsatzkräften und gibt ihnen Vorrang – im Zweifel werden zivile Verbindungen unterbrochen oder gedrosselt. Auch Vodafone will künftig MCx-Technik einsetzen und bezeichnet das Prinzip als „virtuelle Rettungsgasse im Mobilfunk“, berichtet das Blatt weiter. Für die Mobilfunkanbieter ist das eine Investition in einen möglichen Zukunftsmarkt mit Millionenpotenzial – aber auch eine Wette auf politische Entscheidungen, die bislang ausstehen.
Im Alltag bleibt für Verbraucher alles wie gewohnt. Doch im Notfall macht dein Netz Platz – für schnelle Hilfe. Eine Entwicklung, die zeigt, wie moderne Mobilfunktechnologie nicht nur Komfort, sondern auch Sicherheit bieten kann.