Telekom-Glasfaser: Klare Ansage zur Zukunft des Netzes

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Die Telekom lässt keinen Zweifel daran: Beim Ausbau der Glasfasernetze verfolgt sie ihre eigene Strategie – und die dürfte nicht jedem gefallen. Gleichzeitig gibt es erstmals eine neue Glasfaser-Ausbauform, bei der du mit einer Dose zwei Anschlüsse bekommst.
Ein Glasfaser-Leerrohr der Telekom

Glasfaser: So funktioniert die Einrichtung bei der Telekom

München gilt schon seit Jahren als eine der am besten mit Glasfaser versorgten Städte. Die Stadtwerke München (SWM) hatten rechtzeitig das Potenzial erkannt und eigene Leitungen verlegt, die an die Tochter M-net verpachtet wurden. Die Telekom wollte diese Leitungen in Teilen überbauen, also ihr eigenes Netz „daneben legen“, statt die vorhandenen Leitungen zu mieten. Nun haben sich Telekom und M-net jedoch für den weiteren Ausbau auf ein neues Modell geeinigt, das in dieser Form einzigartig in Deutschland ist. Gleichzeitig lässt Telekom-Deutschland-Chef Rodrigo Diehl keinen Zweifel daran, dass er nicht vorhat, die Glasfaser-Strategie der Telekom zu ändern.

Telekom-Chef: Kooperation ja – aber zu eigenen Bedingungen

Bei der Vorstellung der neuen Glasfaser-Kooperation zwischen Stadtwerken München (SWM), M-net und Telekom ließ Rodrigo Diehl, Vorstand Deutschland der Telekom, keinen Zweifel an der strategischen Haltung des Konzerns. Zwar beteilige sich die Telekom an Kooperationen, doch die Regeln dafür seien klar: „Unser Geschäftsmodell ist der eigenständige Ausbau und die Vermarktung unserer Netze.“ Passive Vorleistungen – also das Bereitstellen ungenutzter Leitungen für andere Anbieter – schließt er aus. Die Telekom bietet ihr Netz bisher nur als Bitstream-Modell an. Das lässt anderen Anbietern deutlich weniger Spielraum, eigene Tarife und Produkte zu erstellen.

Diehl betont, dass die Telekom mit über 20.000 Technikern aktiv Glasfaser in ganz Deutschland verlegt und dabei auf langfristige Investitionen setzt. Kooperationen seien willkommen, wenn sie beiden Seiten nützen – wie im Fall München. Bislang kooperiert die Telekom deutschlandweit mit rund 50 Partnern, bei rund der Hälfte davon kommt das Modell der „Fiber Plattform“ zum Einsatz. Das bedeutet: Die regionalen Partner übernehmen den Ausbau der Glasfaser vor Ort, die Telekom sichert den nach eigenen Angaben offenen und diskriminierungsfreien Netzbetrieb. Neben den beiden Kooperationspartnern können zahlreiche weitere Partner (u.a. 1&1, Vodafone oder Telefonica) ihre Produkte auf dem neuen Glasfasernetz anbieten.

München als Modell: Duale Netze, offene Infrastruktur

In München setzen SWM, M-net und die Telekom gemeinsam auf den Vollausbau von Glasfaser bis in die Wohnungen (FTTH). Rund 550.000 der bereits 650.000 bis in den Keller erschlossenen Haushalte (FTTB) werden dafür weiterentwickelt – mit Anschlussdosen, die zwei Zugänge bieten. Ein Zugang ist für M-net, einer für die Telekom. Damit erhalten Kundinnen und Kunden maximale Wahlfreiheit. Wer über M-net die Glasfaserleitung bucht, nutzt die physisch komplett von der Telekom getrennte M-net-Buchse und -Leitung. Buchst du einen Anschluss bei der Telekom oder einem der Vermarktungspartner, kommt die Telekom-Dose zum Einsatz.

Gleichzeitig erschließt die Telekom rund 300.000 weitere Haushalte eigenständig – am Stadtrand, mit eigenem Netz und eigenem Vertrieb. Für diesen Bereich gilt: keine passive Vorleistung, keine Öffnung für andere Anbieter – ganz nach dem Telekom-Modell. Der Bitstream-Zugang kann aber natürlich genutzt werden – auch von M-net.

Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden im Glasfasernetz von SWM und M-net können ihre Häuser kostenfrei von FTTB auf FTTH aufrüsten lassen. Der Ausbau erfolgt unabhängig davon, ob die einzelnen Bewohnerinnen oder Bewohner bereits Verträge über Glasfaser-Internet abgeschlossen haben. Allerdings muss die Zustimmung vorliegen. Der Ausbau muss im Rahmen des generellen Ausbaus eines Straßenzuges erfolgen. Ein späterer Ausbau ist in der Regel extrem teuer, weil alle Planungen und Handwerker neu angestoßen und koordiniert werden müssen.

Kritik von Wettbewerbern

Kritik kommt vom Wettbewerbsverband VATM. „Die Telekom sendet in München ein fatales Signal: Gewährt uns Zugang zur passiven Infrastruktur oder ihr werdet überbaut“, erklärt VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer. Erst durch den angekündigten und teilweise begonnenen Überbau des gesamten Münchner M-net-Netzes und durch ihre konsequente Verweigerung, das gut ausgebaute Glasfasernetz der Münchner Stadtwerke-Tochter M-Net auf Bitstrom-Basis anzumieten, komme eine Vereinbarung zustande. „Dass die Stadtwerke München als Mutter von M-net diesem Druck nachgegeben haben, zeigt, wie hilflos selbst das größte Stadtwerk Europas der Marktmacht der Telekom gegenübersteht“, so Ufer.

Der Verband sieht die Gefahr, dass Wettbewerber auf dem Glasfasermarkt verdrängt werden und erneut ein Monopol eines bis heute marktmächtigen Unternehmens im Festnetzbereich entstehe. Seit Langem mahnt der VATM daher Bundesnetzagentur und Politik, das wettbewerbsschädliche Vorgehen der Telekom regulatorisch einzudämmen.

2 Kommentare

  1. Thorsten
    Ich finde die Strategie der Telekom gut. Die anderen können es eh nicht besser, also warum sollte es der beste dann nicht weiter selber machen statt einen Flickenteppich an eigenem Netz zu haben und den Rest anmieten.
  2. Philipp
    Die VATM-Argumentation geht wie so oft nicht auf. Wie kann denn die Telekom angeblich so großen unfairen Druck mit den eigenen Kabeln aufbauen, wenn die anderen Anbieter geförderten Ausbau mit Bundesmitteln vorgenommen haben? Wenn die armen Stadtwerke dabei attraktive und stabile Angebote mit entsprechendem Kundenservice machen, dann will doch einfach keiner zur Telekom. Wer sich die Ausbaugebiete von M-Net in z.B. Augsburg anschaut, der sieht, wo das Problem ist. M-Net hat sich von der Stadt haargenau zugeschnitten die Rosinen-Gebiete geben lassen, da den Ausbau unzuverlässig und mit vielen Störungen durchgeführt, teilweise ist man sogar zurückgerudert, weil die tausendste Markterkundung vor Ort ergeben hat, dass man doch nicht genug Anschlüsse vorab vermarkten konnte. Die Telekom baut die ganze Sache einfach aus. Keine Fördermittel, keine Vor-Vor-Vorverträge mit dutzenden Umfragen, keine seltsamen Begrenzungen mitten in der Straße, weil der hintere Teil der Straße sich nicht mehr lohnt. Lieber VATM, wenn die Konkurrenz euer Geschäft schädigt, in dem sie einfach nur da ist, dann ist nicht die Konkurrenz fies, euer Geschäft ist nicht tragfähig.
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