Post-Kunden frustriert: Folgen jetzt Strafen für lahme Briefe und Pakete?

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Beschwerden über verspätete Briefe, verschwundene Pakete und geschlossene Filialen häufen sich. Die Bundesnetzagentur droht der Deutschen Post inzwischen offen mit Konsequenzen – und zwingt den Konzern in die Defensive.
Zusteller in einer DHL Zustellbasis

DHL stellt derzeit tausende Pakete nicht zu

Die Bundesnetzagentur hat der Deutschen Post deutlich gemacht, dass es so nicht weitergehen kann. Im ersten Halbjahr gingen bei der Behörde 22.981 Beschwerden zu Postdienstleistungen ein – 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damals war bereits ein Höchststand erreicht worden. 89 Prozent der Kritik richteten sich gegen den Marktführer Deutsche Post/DHL.

So begründet die Post lahme Briefe und Pakete

Die Beschwerden betreffen sowohl Briefe als auch Pakete: verspätete Zustellung, Sendungen, die gar nicht ankommen, sowie Probleme mit Filialen. Die Post selbst hat eingeräumt, dass es im ersten Halbjahr phasenweise Einschränkungen im Betrieb gab – etwa wegen Warnstreiks zu Jahresbeginn und der Hitzewelle im Juni, als das Arbeitspensum reduziert werden musste. Das führte an einzelnen Standorten zu Rückständen und Verzögerungen. 

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller stellt nun in einem Interview mit der Funke Mediengruppe klar, dass es bei bloßen Appellen nicht bleiben wird. Die Post habe zugesagt, ihren Service zu verbessern. Passiert das nicht, kündigt Müller an, die gesetzlichen Sanktionsmöglichkeiten zu nutzen. Immerhin: Nach seinen Angaben ist die Lage inzwischen etwas besser als im Sommer. Beobachten will die Behörde den Konzern trotzdem genau.

DHL verweist auf Millionen Sendungen und erfüllten Auftrag

Die Deutsche Post/DHL weist die Vorwürfe zurück, ihren gesetzlichen Versorgungsauftrag nicht ausreichend zu erfüllen. Unternehmenssprecher Hans-Christian Mennenga gegenüber dem MDR in Reaktion auf das Gespräch: Man erfülle diesen Auftrag. Die Zahl der Beschwerden sei im Verhältnis zum Gesamtvolumen der Sendungen gering. Nach Konzernangaben handelt es sich um etwa drei Beschwerden pro eine Million Sendungen. Klar ist: Wenn Beschwerden über verspätete oder ausfallende Zustellungen weiter hoch bleiben, wächst der Druck auf die Post, Abläufe, Personalplanung und Filialstruktur anzupassen.

Auch beim Filialnetz sieht sich das Unternehmen im grünen Bereich. Gesetzlich vorgeschrieben sind 12.000 Filialen und Partnerfilialen, DHL gibt aktuell rund 12.600 Standorte an. Von einem systematischen Ausdünnen des Netzes will der Konzern nichts wissen. Probleme gesteht der Sprecher nur an einzelnen Punkten ein. Rund 160 sogenannte Pflichtstandorte könne man derzeit nicht bedienen. Für etwa die Hälfte davon gebe es aber bereits Lösungen. Die Lücken erklärt DHL mit der Suche nach Partnern vor Ort. In einigen ländlichen Regionen fänden sich schlicht keine geeigneten Betreiber für Partnerfilialen. Hier sollen automatisierte Poststationen die Versorgung sicherstellen.

Filialnetz im Wandel: Automaten als Streitpunkt

Ein weiterer Konfliktpunkt ist die Frage, ob Postautomaten klassische Filialen ersetzen dürfen. Seit einer Gesetzesänderung im Januar können Automaten unter bestimmten Bedingungen auch die gesetzliche Filialpflicht erfüllen. Die Post nutzt diese neue Möglichkeit und hat bis Ende September 629 Anträge gestellt, Automaten als Filialen anerkennen zu lassen. 72 wurden genehmigt, vier zurückgezogen, der Rest wird noch geprüft.

Für viele Kundinnen und Kunden können solche Automaten tatsächlich praktisch sein: Sie sind rund um die Uhr zugänglich, unabhängig von den Öffnungszeiten eines Supermarkts oder Kiosks. Netzagentur-Chef Müller sieht darin deshalb auch positive Aspekte – vor allem für Menschen, die tagsüber arbeiten und sonst kaum eine Chance auf einen Filialbesuch haben. Doch bevor ein Automat offiziell eine Filiale ersetzt, muss die Post nachweisen, dass sie ernsthafte Anstrengungen unternommen hat, vor Ort eine Filiale mit Personal einzurichten. Erst wenn das scheitert und die betroffene Kommune einbezogen ist, kommt ein Automat als Ersatz in Frage. Aus Sicht der Netzagentur gilt: Ein Automat ist besser als gar kein Postangebot – aber kein Freifahrtschein für ein dünneres Netz.

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