Porto-Preisschock: So viel soll ein Brief bald kosten

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Wer auch in Zukunft auf klassische Briefe oder Postkarten setzt, muss sich auf steigende Kosten einstellen. Die Deutsche Post bereitet bereits jetzt die nächste Portoerhöhung vor – obwohl die letzte Anpassung erst wenige Monate zurückliegt.
Der Eingangsbereich einer Postfiliale

Der Eingangsbereich einer Postfiliale

Seit Januar 2025 kostet ein Standardbrief 95 Cent – zehn Cent mehr als zuvor. Auch Postkarten schlagen inzwischen mit 95 Cent zu Buche. Ein Plus von stolzen 25 Cent. Diese Preise gelten bis Ende 2026. Daran wird sich auch nichts ändern, die Preise sind festgeschrieben. Doch die Post macht jetzt deutlich: Sie will das Porto erneut erhöhen, und zwar ab 2027. Der dafür notwendige Genehmigungsprozess bei der Bundesnetzagentur soll im Januar 2026 beginnen. Eine Entscheidung wird dann gegen Ende des Jahres erwartet.

Kostendruck und sinkendes Briefvolumen

Post-Vorständin Nikola Hagleitner, zuständig für das Brief- und Paketgeschäft, rechnet fest mit einer „signifikanten Erhöhung“. Sie kritisierte diese Woche in den Zeitungen der Funke Mediengruppe rückblickend sogar die aktuelle Preisanpassung als zu gering. Höhere Erlöse seien nötig, um die Modernisierung der Post voranzutreiben. Jeder zusätzliche Cent solle vollständig in den Standort Deutschland reinvestiert werden – etwa in Digitalisierung, Logistik und Infrastruktur.

Die Forderung nach höheren Preisen kommt nicht überraschend. Die Post verweist auf stark gestiegene Personal- und Energiekosten, dazu kommt ein anhaltender Rückgang beim Briefvolumen. Dadurch verteilen sich die Fixkosten auf immer weniger Sendungen – ein Effekt, der die Wirtschaftlichkeit des klassischen Briefgeschäfts zunehmend unter Druck setzt. Seit diesem Jahr darf sich die Post bei der Zustellung eines Briefes auch deutlich mehr Zeit lassen.

Gleichzeitig macht Hagleitner klar, dass die Deutsche Post nur dann zukunftsfähig bleiben könne, wenn sie wirtschaftlich agieren dürfe. Das Postgesetz verpflichtet das Unternehmen, den Universaldienst effizient zu erbringen – ein Anspruch, der laut Post mit den aktuellen Preisen schwer zu erfüllen ist.

Stellenabbau als Teil der Neuausrichtung

Parallel zur Portodiskussion verteidigt Hagleitner den bereits angekündigten Abbau von rund 8.000 Stellen. Ohne Einsparungen und klarere Ressourcenzuteilung könne die Post weder ihre Infrastruktur aufrechterhalten noch in die Zukunft investieren. „Wir beschäftigen keine Leute auf Verdacht“, so die Vorständin. Ziel sei ein effizienter, aber tragfähiger Betrieb – auch unter veränderten Rahmenbedingungen.

Vergleich mit Europa: Deutschland im unteren Drittel

Auch im europäischen Vergleich sieht sich die Post unter Druck. Während in Deutschland ein Brief weniger als einen Euro kostet, verlangt man in Dänemark rund vier Euro pro Sendung. Deutschland liege beim Porto im unteren Drittel, bei den Lohnkosten dagegen im oberen – laut Hagleitner ein Ungleichgewicht, das langfristig nicht tragbar sei.

Wenn du weiterhin Briefe verschickst, solltest du dich auf steigende Portokosten einstellen. Dass ein Brief ab 2027 mehr als 1 Euro kosten wird, ist so gut wie sicher. Die Frage ist: Wie viel mehr als 1 Euro wird es werden? Denkbar sind Preise von 1,10 Euro oder 1,20 Euro pro Standardbrief. Dadurch wächst der Druck, auf digitale Alternativen auszuweichen. Viele Behörden und Unternehmen verschicken längst wichtige Unterlagen per E-Mail oder Kundenportal – eine Entwicklung, die sich durch die steigenden Kosten weiter beschleunigen dürfte. Denn sinkende Sendungsmengen bei gleichbleibenden (oder gar steigenden) Transportkosten bedeuten höhere Stückpreise. Der klassische Brief wird zum Auslaufmodell – nicht über Nacht, aber spürbar und dauerhaft.

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