Mit dem Deutschlandticket war die vormalige Regierung angetreten, um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver zu machen. Das deutschlandweit gültige ÖPNV-Ticket sollte nicht nur das Tarif-Wirrwarr zwischen den einzelnen Verkehrsverbünden überschaubar machen, sondern auch die Digitalisierung vorantreiben – denn das Ticket gibt es nicht mehr auf Papier am Schalter, sondern nur noch als Abo. Zudem wurde es zunächst zu einem günstigen Preis von anfänglich 49 Euro eingeführt und war damit für viele eine kostengünstige Alternative zum Auto.
Allerdings kam schnell Streit um die Finanzierung auf. Zunächst steuerten der Bund und die Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr bei, um die Mehrkosten aufzufangen, die aus den günstigen Preisen resultierten. Eine Folge war darüber hinaus eine erste saftige Preiserhöhung: Zum 1. Januar 2025 stieg der Preis auf 58 Euro. Und die Zuschüsse reichen allem Anschein nach nicht, um die zusätzlichen Kosten abzudecken.
Weitere Erhöhungen des Preises geplant
Zwischen Bund und Ländern ist man sich jedoch uneinig, wie die finanziellen Mehrkosten künftig geschultert werden sollen. Auf beiden Seiten kämpft man mit leeren Kassen. Als Konsequenz droht den Nutzern des Tickets nun die nächste Preiserhöhung. Bereits im kommenden Jahr soll der Preis auf 62 oder sogar 64 Euro angehoben werden, wie der Tagesspiegel berichtet. Die Steigerung zeichnet sich im Rahmen der Gemeinsamen Konferenz der Verkehrs- und Straßenbauabteilungsleitungen (GKVS) ab, die zur Vorbereitung der am kommenden Donnerstag stattfindenden Verkehrsministerkonferenz (VMK) abgehalten wurde.
Darüber hinaus soll im Rahmen der beiden anstehenden Konferenzen der Rahmen für weitere Preiserhöhungen abgesteckt werden. Höhere Ausgaben etwa für Energie und Personal sollen in einem Preisindex abgebildet werden. Nach einer Anhörung der Branchenvertreter ab 2027 soll dieser die Basis für eine jährliche Preisanpassung liefern. Wie auch die anderen Tarife der Bahn wird sich das Deutschlandticket damit vermutlich im Jahrestakt verteuern.
Klamme Kassen setzen Bundesländer unter Druck
Inwieweit die nun vorgestellten Vorschläge umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Mitglieder der SPD legten bereits Protest ein und verwiesen auf den Koalitionsvertrag der Regierung, in dem neuerliche Preisaufschläge abgelehnt wurden. Allerdings machen die Bundesländer Druck. Für das kommende Jahr fehlen demnach 400 Millionen Euro, um die Einnahmeausfälle, die durch das Ticket entstehen, auszugleichen.
Die Verkehrsminister der Länder sind sich darüber hinaus bereits an anderer Stelle einig. Sie fordern mehr Engagement des Bundes im öffentlichen Nahverkehr. Die Bezuschussung des Tickets soll bis 2030 festgeschrieben werden, um die weitere Finanzierung sicherzustellen. Außerdem soll der Bund die Regionalisierungsmittel erhöhen. Dabei handelt es sich um die Gelder, die der Bund jährlich zur Finanzierung des ÖPNVs auf der Schiene bereitstellt. Werden diese nicht abgerufen, sollen sie weiterhin auf Folgejahre übertragen werden.
Das Ende einer Erfolgsgeschichte?
Abzuwarten bleibt, ob die nun geplanten Korrekturen beim Deutschlandticket nicht das Ende der eigentlichen Idee bedeuten. Schon nach der letzten Preiserhöhung sank die Zahl der Abonnements deutlich: Während im letzten Quartal 2024 noch 14,5 Millionen Abonnements gezählt wurden, waren es im Januar 2025 nur noch 13,4 Millionen.
Damit gerät eines der großen Ziele, das mit dem Deutschlandticket verbunden wurde, immer mehr aus dem Blick: Menschen vom Auto zum ÖPNV zu bewegen. Insbesondere für eine gelegentliche Nutzung dürfte vielen das Ticket spätestens mit dem neuerlichen Preisaufschlag zu teuer werden – nicht nur in den Naherholungsgebieten dürfte die Blechlawine damit künftig wieder größer werden.