Computerspiele sind längst kein Teil der Jugendkultur mehr. Die ersten Gamer von einst, die sich noch mit dem Commodore C64 oder dem Amiga 500 austobten, spielen heute mit ihren Enkeln. Zwar ist der durchschnittliche Gamer statistisch erst 31 Jahre alt, doch nahezu die Hälfte – 49 Prozent – ist bereits über 40. Der Anteil der über 60-Jährigen unter den Computerspielern liegt laut Statista bei rund 20 Prozent.
Sie erklären auch einen Teil der Anziehungskraft, die den Spielen vergangener Tage – sogenannten Retro-Games – innewohnt. Wer seine ersten Schritte am Computer mit The Secret of Monkey Island gemacht hat, stellt sich mit ergrautem Haar vielleicht 35 Jahre später die Frage, wie sich der Klassiker von damals heute anfühlt.
Und nicht jeder Fan von damals durchstöbert Flohmärkte oder Kleinanzeigen auf der Suche nach passenden Spielgeräten. Längst hat die Industrie erkannt, dass sich mit solchen Erinnerungen gutes Geld verdienen lässt. Immer wieder werden Mini-Konsolen vorgestellt, die eine Auswahl an Spielen ihrer Zeit bieten. Sie werden hinsichtlich Auflösung und Geschwindigkeit meist leicht überarbeitet, damit sie auf modernen Flachbildschirmen ansehnlich dargestellt werden.
Nintendo reaktiviert eine besondere Konsole
Die meisten Konsolen, denen auf diesem Weg neues Leben eingehaucht wird, galten in ihrer Zeit als große Erfolge. Die Wahrscheinlichkeit, mit einer Neuauflage noch ein paar Euro zu verdienen, ist entsprechend hoch – wie Nintendo eindrucksvoll zeigt. Wer sich einen Eindruck vom legendären SNES verschaffen möchte, kann nach wie vor die Classic Mini mit 21 vorinstallierten Spielen kaufen.
Nun bringt Nintendo allerdings einen Klassiker zurück, der seinerzeit alles andere als erfolgreich war. Mit nur 770.000 verkauften Einheiten galt der Virtual Boy als Flop. Dennoch war die Konsole etwas Besonderes. Anstelle eines klassischen Bildschirms verfügte sie über zwei integrierte Displays, die ein monochromes, aber dreidimensionales Bild erzeugten. Mehr virtuelle Realität war im Jahr 1995 im Prinzip nicht möglich.
Der Virtual Boy wurde damals auf einem Tisch aufgestellt, sodass der Spieler – ähnlich wie bei einer VR-Brille – seine Augen direkt vor den Bildschirmen positionieren musste. An diesem Prinzip wird auch bei der neuen Variante festgehalten. Allerdings handelt es sich nicht mehr um eine eigenständige Konsole: Wer in die frühen virtuellen Welten zurückkehren möchte, benötigt mindestens eine Nintendo Switch,
wobei die neue Switch 2 natürlich auch unterstützt wird.
Die modernen Konsolen liefern nicht nur die notwendige Rechenleistung für die Virtual-Boy-Spiele, sondern auch den Bildschirm. Sie werden in die neue Erweiterung eingesetzt und ermöglichen zusammen mit den Switch-Controllern eine moderne Steuerung.
Begrenzte Auswahl an Spielen
Der Misserfolg des ursprünglichen Virtual Boy wirkt sich auch auf die Neuauflage aus: Die Spieleauswahl ist begrenzt. Ganze 14 Spiele stehen für die Konsolen-Erweiterung zur Verfügung, darunter Virtual Boxing, V-Tetris, Teleroboxer, Mario Clash, Mario’s Tennis und Classic Pinball.
Wem es eher ums Spielen und weniger um die nostalgische Konsolenoptik geht, dem bietet Nintendo eine kostengünstigere Alternative. Die aufgeständerte VR-Erweiterung im Look von 1995 soll rund 80 Euro kosten. Daneben gibt es auch eine einfache Cardboard-Version – angelehnt an Googles „Cardboard“-VR-Konzept – für lediglich 20 Euro.