DSL vor dem Aus: Minister macht wichtiges Versprechen

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DSL soll in Deutschland verschwinden. Die Zukunft heißt Glasfaser. Windige Vertreter nutzen das bereits aus und machen Verbrauchern Angst. Aber jetzt gibt der zuständige Bundesminister ein wichtiges Versprechen.
Eine Computertastatur mit einer VDSL-Taste

Eine Computertastatur mit einer VDSL-Taste

Dr. Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung, hat bei einem Sommerfest des Branchenverbandes VATM in Berlin klare Ansagen gemacht. Es geht um Tempo beim Netzausbau, Vertrauen, die Abschaltung von DSL und den Rückhalt für einen umfassenden Infrastrukturausbau. Gleichzeitig machte er jedoch Ankündigungen, dass die Entscheidungen seines Ministeriums nicht jedem gefallen dürften. Das überrascht kaum, denn die Interessen von Telekom und Wettbewerbern könnten an einigen Stellen unterschiedlicher nicht sein und sind kaum unter einen Hut zu bringen. Wir waren bei der Rede, die Wildberger nach Angaben des Veranstalters vor etwa 500 Gästen hielt, vor Ort. Sie stieß bei den Zuhörern, die im Wesentlichen aus Vertretern von Wettbewerbsunternehmen bestanden, auf große Zustimmung.

Glasfaserausbau: 75 Prozent Verfügbarkeit bis 2029

Beim Glasfaserausbau sei es entscheidend, die Menschen vom Umstieg von DSL zu Glasfaser zu überzeugen. „Aktuell liegt die Quote bei nur 25 Prozent. Deshalb starten wir in diesem Monat eine Kommunikationskampagne mit Unterstützung des Ministeriums“, erklärte Wildberger. Das Ziel der Bundesregierung: Das Interesse an Glasfaser und damit verbunden die Nachfrage steigern. Außerdem will man die Verfügbarkeit von aktuell 53,4 Prozent auf 75 bis 80 Prozent bis zum Ende der Legislaturperiode erhöhen. Dabei handelt es sich allerdings um die Zählgröße Homes Passed, bei der die Leitung nur vor dem Haus, aber nicht im Haus oder in der Wohnung liegt. Die alte Bundesregierung hatte einst als Ziel ausgegeben, 2030 mit dem Ausbau in Deutschland fertig sein zu wollen. Das ist nicht mehr zu schaffen.

Gleichzeitig plant das Ministerium laut Wildberger ein Konzept für eine markt- und verbraucherfreundliche Migration vom Kupfer- auf das Glasfasernetz. Dabei gehe es um Transparenz und Planungssicherheit. Eine Abschaltung des Kupfernetzes dürfe erst dann erfolgen, wenn die durchgehende Versorgung aller Kundinnen und Kunden sichergestellt sei. „Wer abschaltet, muss sicherstellen, dass es auch etwas gibt, das man wieder einschaltet“, so der Minister.

Treppenhaus als Bremsklotz für Glasfaserausbau

Auch innerhalb der Gebäude will das Ministerium den Glasfaserausbau beschleunigen. Wildberger sprach sich für klare Regeln und die Beseitigung von Hindernissen in Netzebene 4 (NE4) aus. Sie ist einer der größten Bremsklötze für den Ausbau von Glasfasernetzen in Städten. Der Grund: Will der Glasfaseranbieter dich in deiner Wohnung anschließen, muss er Leerrohre im Haus nutzen oder Leitungen durchs Treppenhaus verlegen. Hier spielen viele Vermieter und Eigentümer nicht mit.

Minister Wildberger will die Angst vor der DSL-Migration nehmen

Investitionen im Innenausbau müssten sich lohnen, der Return on Investment – also dass sich der Ausbau finanziell lohnt – sei auf jeder Netzebene entscheidend. „Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir Glasfaser haben oder wollen wir im Häuserkampf um jede Tür steckenbleiben?“ Ich glaube, wir wollen Glasfaser haben“, so Wildberger. Für Oktober kündigte Wildberger ein Gespräch auf Führungsebene an. Bei diesem soll eine gemeinsame Marschroute für den flächendeckenden Glasfaserausbau bis in jede Wohnung abgestimmt werden. Am Tisch sitzen sollen wohl Telekom, Wettbewerber und Wohnungswirtschaft. Der Start der Umsetzung ist für Ende 2025 beziehungsweise Anfang 2026 geplant.

Für Herbst 2025 ist ein Referentenentwurf zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes geplant. Darin vorgesehen sind unter anderem ein Anzeigeverfahren anstelle von Zustimmungspflichten, weniger Berichtspflichten und effizientere Datenerhebung im Zusammenhang mit dem Gigabit-Grundbuch. Ziel ist es, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und den Ausbau insgesamt zu beschleunigen.

Minister: Mobilfunk wird in Deutschland zu negativ gesehen

Auch beim Mobilfunk zeigte sich Wildberger zufrieden mit den Fortschritten. Die deutschen 5G-Netze seien im europäischen Vergleich sehr weit vorn. Zwar gebe es noch weiße Flecken, insgesamt sei man aber auf einem guten Weg. In Deutschland spreche man oft zu negativ über den Netzausbau, sagte der Minister.

Um das alles zu stemmen, stellt der Bund auch künftig Fördermittel bereit: Mindestens eine Milliarde Euro wird 2026 für neue Infrastrukturprojekte zur Verfügung stehen. Die Förderung soll gezielter und effizienter werden, mit klarem Fokus auf Rollout-Geschwindigkeit. Kommunen und Branche sollen durch Entbürokratisierung eine Entlastung spüren.

Auch auf europäischer Ebene sieht Wildberger Handlungsbedarf. Der geplante Digital Networks Act der EU-Kommission könnte Anreize für Investitionen schaffen. Eine „europäische Toolbox“ für die Kupfer-Glas-Migration sei denkbar. Doch ein Punkt bleibt für den Minister unverhandelbar: „Kein Verbraucher darf seinen Anschluss verlieren.“ Und damit heißt es auch für dich: Wenn dir ein Vertreter an der Haustür erklärt, dein Internet per DSL werde abgeschaltet, wenn du nicht bei ihm unterschreibst, ist es besser, die Tür direkt wieder zu schließen. Bis die Abschaltung wirklich in großem Stil beginnt, wird es noch Jahre dauern.

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