Es sind alles andere als erfreuliche Nachrichten, die aus München durch das Internet wabern. Sono Motors, ein deutsches Start-up, das ein bezahlbares und mit Solarzellen bestücktes Elektroauto auf den Markt bringen möchte, droht die Pleite. Das hat der Hersteller jetzt ausgerechnet in seinem Prospekt für den geplanten US-Börsengang einräumen müssen, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Sono Motors braucht Geld – viel Geld
Die Botschaft im Zulassungsprospekt für die US-Technologiebörse Nasdaq sei dem Vernehmen nach mehr als deutlich. Ohne Erlöse aus dem noch nicht offiziell gestarteten Börsengang „würde die Gruppe diesen Dezember oder kurz danach insolvent werden“, sei unter anderem auf Seite 88 des rund 200 Seiten langen Dokuments zu lesen. Mit anderen Worten: Sammelt die im Jahr 2016 gegründete Sonos Motors GmbH nicht rasch Kapital ein, ist die weitere Entwicklung des Sonos Sion und die Bezahlung der Mitarbeiter nicht mehr möglich. Eine ziemlich belastende Nachricht so kurz vor Weihnachten.
Eine Pleite wäre auch mit bitteren Nachrichten für alle 16.000 Vorbesteller des kleinen, elektrifizierten Stadtflitzers verbunden. Denn sie würden das Auto wohl nie zu Gesicht bekommen. Und das trotz einer Anzahlung von mindestens 500 Euro. Eigentlich soll das 28.500 Euro teure E-Auto ab 2023 nach mehrmaliger Verzögerung in die Produktion starten. Ob es nun erneut später wird, dazu wollte sich der Hersteller auf RND-Anfrage nicht äußern.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Geld bei Sono Motors knapp wird. Schon vor zwei Jahren musste das Unternehmen in einer Crowdfunding-Kampagne im Internet viel Geld von unzähligen Fans der Marke einsammeln, um zu überleben. Pikant: Selbst wenn der Börsengang klappen sollte, sei eine Produktion des Sono Sion nicht final gesichert, weiß RND weiter zu berichten.
Probleme auf beim Auftragsfertiger Nev
Denn die Fertigung soll eigentlich beim Auftragsfertiger Nevs in Schweden erfolgen. Weil der aber Teil des vom Untergang bedrohten chinesischen Immobilienriesen Evergrande ist, steht Nevs selbst vor dem Verkauf. Sono könnte gezwungen sein, einen anderen Auftragsfertiger zu suchen, was unweigerlich weitere Verzögerungen bei der Produktion nach sich ziehen würde. Möglicherweise müsste der Produktionsstart um mehrere Monate verschoben werden. Deswegen laufen dem Vernehmen nach bereits Gespräche mit zwei alternativen Fertigern aus Europa.
Zudem könne selbst ein Börsengang den großen finanziellen Bedarf von Sono Motors nicht decken. Wie RND weiter berichtet, könne das Start-up aus München umgerechnet maximal 135 Millionen Euro durch einen Start an der US-Börse einsammeln. Das Börsenprospekt verrät aber, dass bis zum Produktionsstart insgesamt noch 354 Millionen Euro notwendig sind. Wer diese zusätzlichen Mittel bereitstellen soll? Völlig unklar. Und für potenzielle Investoren ist der hohe Geldbedarf ein großes Risiko. Es bleibt in jedem Fall spannend, wie es mit Sono Motors in den kommenden Monaten weitergeht.