Nie wieder Pakete bei Amazon: "Genug ist genug"

3 Minuten
Immer wieder gerät Amazon in die Kritik. Vor allem die scheinbar miserablen Arbeitsbedingungen des Online-Versandhändlers sorgten in der Vergangenheit für Schlagzeilen. Viel Arbeit für wenig Geld? Eine Geschichte zeigt nun das Ausmaß.
Nie wieder Pakete bei Amazon:
Nie wieder Pakete bei Amazon: "Genug ist genug"Bildquelle: Amazon

Wie miserabel die Arbeitsbedingungen bei Amazon sein müssen, zeigt ein Fall, der sich im US-Bundesstaat Michigan ereignet hat. Ein Auslieferungsfahrer stellte seinen mit Paketen beladenen Lieferwagen mitten in seiner Schicht einfach an einer Tankstelle ab und ging nach Hause.

Wie wütend der nun ehemalige Amazon-Mitarbeiter Derick Lancaster auf seinen Ex-Arbeitgeber ist, zeigt ein Tweet, den der 22-Jährige kurz darauf abgesetzt hat. „Ich habe bei Amazon gekündigt, scheiß auf den Fahrermist“, schreibt Lancaster. Er habe seinen Lieferwagen auf einer der Hauptstraßen in Southfield, in der Nähe von Detroit, abgestellt. Der Tank sei voll und der Schlüssel stecke in der Zündung, so Lancaster. Wer ihn haben wolle, könne ihn sich einfach nehmen.

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Nie mehr Pakete für Amazon: Das ist der Grund

In einem Interview mit dem US-amerikanischen TV-Sender WXYZ verriet Lancaster, was ihn zu dieser fragwürdigen Tat getrieben habe. Er war frustriert über die zermürbende Arbeit und die langen Arbeitszeiten, die Amazon mit einem Minimum an Gehalt entlohnt würde. Er arbeitete teils in 12-Stunden-Schichten und musste zwischen 150 bis weit über 200 Pakete pro Schicht ausliefern. Amazon zahlte ihm umgerechnet 13,42 Euro pro Stunde.

Dennoch platze Lancaster der Kragen als er aufgrund einer langen Schicht den Geburtstag seiner Schwester verpasst hatte. Zwar bereut er heute, auf welche Weise er gekündigt habe und sagt: „Es war unreif und unverantwortlich.“ Er ergänzt jedoch: „Andererseits: Genug ist genug.“

Die Reaktionen sind zwiegespalten

Unter seinem Post bei Twitter, der mittlerweile knapp 230.000 Likes bekommen hat, entbrannte eine Diskussion über sein Verhalten. So gibt es viele, die seine Meinung teilen und zustimmen. Jedoch wird er sowohl für die Art seiner Kündigung als auch für die negativen Worte gegenüber Amazon kritisiert. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie egoistisch jemand sein muss, um einen Van voller Eigentum anderer Leute mit den Schlüsseln in der Zündung zu verlassen“, schreibt ein Twitter-Nutzer. „Und anschließend auch noch öffentlich zu machen, wo sich der Lieferwagen befindet, damit die Leute das Eigentum und den Van selbst stehlen können.“

Ein anderer Nutzer antwortete prompt mit einem Foto, auf dem ebenjener halbvoll gefüllte Lieferwagen mit geöffneter Schiebetür zu sehen ist. Darüber hinaus fragt eine andere Twitter-Nutzerin: „Warum hasst es jeder für Amazon zu arbeiten?“

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11 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Premiumbernd

    13,42 Euro die Stunde ist 4,07 Euro über unseren Mindestlohn und umgerechnet 5,11 Euro die Stunde über den Mindestlohn in Michigan. Also, an der Bezahlung kann es ja wohl nicht liegen. Es ist nun mal keine hochwertige Tätigkeit. Es ist nun mal nur ein Führerschein und die Fähigkeit zum lesen von Nöten. Ok, 12 Stunden arbeiten ist lang. In den USA aber nun nicht so ungewöhnlich. Also, liebe Redaktion, wo sind nun die „miserablen Arbeitsbedingungen“? Einfach mal aufkrücken und auf Amazon einschlagen? Es handelt sich da um einen unreifen Twen, der stinkig war, weil er nicht auf die Geburtstagsparty seiner Schwester konnte. In Deutschland breitet es sich auch immer mehr aus. Unsere Waldfeen können auch nur Schule schwänzen und rumschreien, dass man ihnen die Zukunft klaut. Aber selbst ’ne 40 Stundenwoche mit echter Arbeit werden die nicht mehr aushalten.

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Die „scheinbar“ miserablen Arbeitsbedingungen. Ich persönlich erachte den Stundenlohn für einen Fahrerjob durchaus als fair und stimme Ihnen in einigen anderen Punkten ebenfalls zu.

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  2. Nutzerbild Hartmut Kohrt

    Ich schliesse mich der Aussage von PREMIUMBERND an.
    Er hat so! recht

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  3. Nutzerbild Jan

    Premiumbernd (ein Geiler Account Name übrigens) hat wirklich so recht. In Amerika ist so eine „Arbeitsmoral“ Gang und gäbe wenn dort eine Fabrik eröffnet wird, ist 2 Wochen später die Hälfte der Belegschaft nicht mehr die gleiche wie zu Beginn. Und diese haben meistens nicht mal gekündigt, sie sind einfach nicht mehr gekommen. Und genau das ist hier geschehen, mit dem Zusatz auf dem wohl dümmsten Sozialen Netzwerk was wir haben, ja noch dümmer als Tik Tok, rumzubrüllen das man nicht mehr will und das ja alles so schlimm ist. 12 Stunden sind defintiv lang und die Arbeit ist defintiv nicht leicht. Aber er hat sich dafür entschieden und wurde nicht mit na Waffe am Kopf dazu gezwungen. Und er wurde stets pünktlich bezahlt, denn kann man auch erwarten, daß er pünktlich und angemessen kündigt. Und dieses Verhalten breitet sich leider sich immer mehr hierzulande aus. Ich sage nicht das jeder ausgebeutet werden soll und darf aber man kann doch dennoch ganz normal zu seinem arbeitgeber gehen und sagen, daß man nicht mehr möchte und nicht einfach nicht mehr auftauchen. Das ist Respekt und Niveaulos.

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  4. Nutzerbild Dvai

    Hallo? 13,42€/h bei 12h macht 161 pro Tag… Den Stundensatz hätten in Deutschland gerne so manche, 12h fahren die Paketzusteller auch hierzulande.
    Es ist mittlerweile salonfähig seine Arbeitgeber in der Öffentlichkeit zu brüskieren und man ist sich der Likes sicher in den sozialen Medien wenn man Unternehmensbashing betreibt. Aber mal im Ernst, das ist doch nicht mal nen Artikel wert. Soll er halt für 4€ kellnern gehen.

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  5. Nutzerbild Dan Ess

    In den USA gibt es andere arbeitsverträge. Es gibt keine laufzeiten und keine kündigungsfristen. Der entscheidende Passus lautet termination edwell, das bedeutet dass beide Seiten den Arbeitsvertrag zu jederzeit beenden können. Ob dazu eine schriftliche Kündigung nötig ist oder das pure nicht erscheinen reicht, weiß ich nicht.

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    • Nutzerbild Dan Ess

      *termination at will

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  6. Nutzerbild Nichtnachgedachtbeimschreiben

    Na wenn die Umrechnerei mal stimmt, die hier vorgenommen wurde.???
    Dazu sind Sizualabgaben und Co auch ganz anderst. Ich vertraue der Zahl nicht!.
    Viel interessanter wäre zu wissen, wieviele der Leute die das gelikt haben, selbst das System Amazon unterstützen. Die Quittung kommt ja bekanntlich zum Schluss.

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  7. Nutzerbild Outsider

    Arbeit muss besser verteilt werden und sich dennoch lohnen. Dann kann man auch bei Amazon was kaufen.
    Wenn man 12 Stunden am Tag zu buckeln hat während andere keine Arbeit haben, ist es durchaus richtig, mal komplett deswegen auszurasten.

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  8. Nutzerbild Stinchen85

    Van stehen lassen und abhauen ist nicht okay. Fahr halt rein und lad aus wenn deine Schicht um ist. Mit dem Arbeitsrecht in den USA kenn ich mich nicht aus und auch nicht die Vorgeschichte die zum Ausraster führte. Aber Paketbote ist kein leichter Job, egal in welchem Land. Doch wer hat’s schon einfach? Gibt ja ne freie Berufswahl. Dennoch meinen Respekt und Dank an alle Fahrer die täglich 250 und mehr Pakete an den Mann bringen.👍

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    • Nutzerbild R. A.

      Ich bin selber amazon fahrer, ich bin unterwegs 10-12 stunde pro tag trotzdem ich bin 8-9 stunde bezhalt..
      Zwar, meine stunde ist 9,35 netto.
      Ich arbeiten bei amazon weil gerade habe ich nicht möglichkeit für ein besseres job.
      Sorry für meine schlechtes deutsch.
      Mfg

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