Schon lange ist klar, wenn die Energieproduktion der erneuerbaren Energien lukrativ funktionieren soll, benötigen wir in Deutschland mehr Stromspeicher. Zahlreiche Projekte werden zurzeit bereits geplant oder durch Unternehmen realisiert. Der Blick richtet sich dabei vielerorts auch auf bereits vorhandene Ressourcen. So möchte das Energieunternehmen Uniper einen riesigen Speicher für 250 Millionen Euro zurück ans Stromnetz bringen. Viele Argumente sprechen dafür.
Pumpspeicherkraftwerk soll erneut in Betrieb gehen
Die Rede ist von dem großen Pumpspeicherkraftwerk Happurg, das in der Nähe von Nürnberg liegt. Ursprünglich wurde es im Jahr 1958 erbaut und leistete für Deutschland 53 Jahre gute Dienste. Vor 13 Jahren jedoch musste das Kraftwerk stillgelegt werden. Risse in der Beckensohle führten dazu, dass es Wasser verlor. Die Investitionskosten, um es weiterhin in Betrieb zu halten, lohnten sich unter den damaligen Voraussetzungen nicht. Heute sieht das jedoch anders aus. Überall in Deutschland werden neue Stromspeicher errichtet oder bestehenden Infrastrukturen neu genutzt. Das Pumpspeicherkraftwerk Happurg ist dabei nur ein Kandidat einer langen Liste. So denkt unter anderem der Betreiber Preussen Elektra darüber nach, das Kernkraftwerksgelände des AKW Brokdorfs ebenfalls als Standort für einen Stromspeicher zu nutzen. Da viele Teile der Infrastruktur an solchen Einrichtungen schon vorhanden sind, fallen die Investitionen geringer aus als beim vollständigen Neubau der Anlagen.
Dass ein Pumpspeicherkraftwerk gut funktionieren kann, zeigt auch ein Beispiel aus den USA. Das Ludington-Pumpspeicherkraftwerk am Lake Michigan besteht bereits seit vielen Jahren und ging 1973 in Betrieb. Dennoch kann es noch heute nach 50 Jahren einen wertvollen Beitrag leisten, indem es Strom langfristig einspeichert. Das Grundprinzip von Pumpspeicherkraftwerken ist dabei simpel. Steht mehr Strom zur Verfügung, als man benötigt, pumpt man Wasser in ein höhergelegenes Becken. Braucht man zu einer anderen Gelegenheit hingegen mehr Strom, kann man das Wasser in ein tiefergelegenes Becken zurückfließen lassen. Dabei treibt es Turbinen an, die den benötigten Strom liefern. Der Vorteil liegt darin, dass das Wasser auch bei langer Speicherung im oberen Becken keine zusätzliche Energie mehr einbüßt. Die Fallhöhe verringert sich nicht, egal ob man es Stunden oder erst Tage später freigibt. Solange ein Pumpspeicherkraftwerk somit über ein ausreichend großes Becken verfügt, kann auch erneuerbarer Strom langfristig darin gespeichert werden.
850 Megawattstunden Speicherkapazität für Energiewende
Das Pumpspeicherkraftwerk Happurg liefert eine Leistung von 160 Megawatt dank einer Fallhöhe von 209 Metern. Insgesamt kann es stolze 850 Megawattstunden (MWh) Strom durch hochgepumptes Wasser speichern. Laut Uniper ist das größte Pumpspeicherkraftwerk in Bayern. Seit seiner Stilllegung im Jahr 2011 prüfte der Betreiber die Schäden im Untergrund und prüfte verschiedene Ansätze für eine mögliche Sanierung. Jetzt sollen die Maßnahmen beginnen, um das Pumpspeicherkraftwerk bis 2028 zurück ans Netz zu bringen. Dank der schnellen Reaktionsmöglichkeiten können die Anlagen innerhalb von wenigen Sekunden starten und flexibel zwischen Stromerzeugung und dessen Speicherung wechseln. Gerade für die stark schwankende Stromproduktion der erneuerbaren Energien wie Windrädern sind Pumpspeicherkraftwerke somit wie geschaffen.