Zensur ist in Russland mittlerweile an der Tagesordnung. Der Kreml soll bereits im März über 250 Domains geblockt haben – darunter soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, bekannte Nachrichtenseiten wie die BBC News und die Deutsche Welle sowie auch zahlreiche ukrainische und russische Seiten. Versierte Internet-Nutzer konnten die Sperrung dennoch mittels eines der sogenannten VPN-Dienste umgehen und sich auf diese Weise weitere Informationsquellen erschließen. Einer der bekannteren VPN-Anbieter war dabei Kaspersky, ein Sicherheitsunternehmen mit russischen Wurzeln und Sitz im London. Doch nun kündigte der Anbieter an, sein Kaspersky VPN Secure Connection-Paket nicht mehr in Russland anzubieten.
Kein VPN für russische Bürger: Kaspersky zieht sich zurück
Wie das bekannte Cybersicherheitsunternehmen verkündete, soll der hauseigene VPN-Dienst in Russland nicht mehr bereitgestellt werden. Spätestens ab 2023 werden russische Bürger das Secure Connection-Paket nicht mehr buchen können. Ab diesem Zeitpunkt werden ausschließlich Bestandskunden von dem Kaspersky-VPN profitieren – zumindest, bis ihr Abo abläuft. Eine Erneuerung des Abonnements wird ausgeschlossen. In einer Pressemeldung hebt das Unternehmen hervor, dass die Änderungen abseits von Russland „keine weiteren Länder“ betreffen werden.
Eine Begründung für diese Entscheidung nannte Kaspersky nicht. Und auch auf eine Anfrage unsererseits reagierte der Anbieter mit einem vorformulierten Statement, ohne auf die Hintergründe einzugehen. Allerdings wurde Kaspersky bereits in der Vergangenheit stark für seine Nähe zu Russland kritisiert. So warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bereits im März vor dem Einsatz der russischen Virenschutz-Software. Risikostufe: hoch. Ferner wurde diese Entscheidung im April auch von dem Verwaltungsgericht Köln rechtlich bekräftigt, das einen Eilantrag der Kaspersky Labs GmbH auf den Erlass einer einstweiligen Anordnung auf Unterlassung und Widerruf ablehnte.
Russland verbietet VPNs
Bereits im Jahr 2021 und damit lange vor dem aktuellen Kaspersky-Rückzug sprach die russische Telekommunikationsaufsicht Roskomnadzor ein Verbot für 15 der größeren VPN-Dienste aus. Diese weigerten sich, die eigenen Services mit der FGIS-Datenbank zu verbinden und russischen Behörden Einblick in den Datenverkehr der VPN-Anwender zu verschaffen.