Kabel-TV: Vodafone & Co schalten hunderttausende Schwarzseher ab

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Vor fast genau einem Jahr hat sich für viele TV-Haushalte etwas Grundlegendes verändert: Kabelfernsehen wird nicht mehr automatisch über die Miete bezahlt. Doch viele konnten zunächst ohne Vertrag weiterschauen. Das hat sich gewandelt.
Eine Kabelanschluss-Dose

Eine Kabelanschluss-Dose

Seit dem 1. Juli 2024 dürfen Vermieter Kabelfernsehen nicht mehr pauschal über die Nebenkosten abrechnen. Betroffene Haushalte müssen sich seither selbst um einen Kabel-TV-Vertrag kümmern. Laut der aktuellen AGF-Plattformstudie 2025-I haben das auch viele getan: 72,4 Prozent der betroffenen Haushalte gaben an, einen neuen Kabelvertrag abgeschlossen zu haben. Im Herbst 2024 lag dieser Wert noch bei 62,1 Prozent – ein deutlicher Anstieg.

Alternative Empfangswege gewinnen – Internet-Empfang legt zu

Innerhalb dieser Gruppe haben sich auch gemeinschaftliche Lösungen durchgesetzt: In 27,1 Prozent der Fälle wurde ein Kabelvertrag für eine Hausgemeinschaft abgeschlossen, der intern umgelegt wird. Das ist beispielsweise bei Wohnungseigentümergemeinschaften möglich. Hier darf dann auch weiterhin über die Nebenkosten abgerechnet werden. Die Kosten dürfen allerdings nur dem Eigentümer der Wohnung, nicht aber dem Mieter belastet werden.

Gleichzeitig zeigt sich: Immer mehr Haushalte nutzen den Wegfall der alten Regelung als Anlass, den Empfangsweg zu wechseln. Der Anteil der ehemaligen Kabelkunden, die auf einen anderen Empfangsweg umgestiegen sind, hat sich seit der letzten Erhebung vor einem halben Jahr fast verdoppelt – von 6,8 auf 12,6 Prozent. In den meisten Fällen handelt es sich um Internetfernsehen, etwa über IPTV oder TV-Apps.

Jeder Vierte ohne Vertrag – aber viele schauen trotzdem

Besonders brisant: 27,6 Prozent der betroffenen Haushalte haben keinen neuen Kabelvertrag abgeschlossen – das entspricht rund einem Viertel aller, die zuvor über die Betriebskosten versorgt wurden. Ausgehend davon, dass einst 12 Millionen Haushalte Kabel-TV über die Nebenkostenabrechnung zahlen mussten, sind das 3,3 Millionen, die keinen neuen Kabel-TV-Vertrag abgeschlossen haben. 

Doch auch ohne Vertrag empfangen viele weiterhin Kabelfernsehen. Von den rund 3,3 Millionen Haushalten ohne neuen Vertrag gaben 45,9 Prozent an, dass der Empfang technisch nach wie vor möglich sei. Hochgerechnet bedeutet das: rund 1,5 Millionen Haushalte schauen aktuell Kabel-TV ohne gültigen Vertrag. Vor einigen Wochen kam eine andere Studie zu ähnlichen Ergebnissen. Diese Schwarzseher sind auch Telekom-Chef Tim Höttges ein Dorn im Auge. Die Kostenlos-Zuschauer stehen dem freien Markt und somit auch der Telekom nicht als mögliche zahlende Kunden zur Verfügung.

Dabei können die Haushalte aber nie sicher sein, ob ihr kostenlos genutztes Signal auch am nächsten Tag noch funktioniert. Denn in der vorherigen Erhebungswelle lag dieser Anteil noch bei fast 68 Prozent. Die Kabelnetzbetreiber, darunter auch Vodafone als größter Anbieter, drehen also zunehmend das Signal ab.

Das Abschalten ist jedoch Personal- und Kostenintensiv. Im Gegensatz zum Internetsignal kann das TV-Signal nicht zentral abgeschaltet werden. Die Abschaltung muss vor Ort erfolgen und ist selbst dann nicht immer möglich. Wer keinen eigenen Vertrag abschließt, kann also früher oder später den Zugang verlieren – je nachdem, wie schnell die Anbieter technisch nachziehen.

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