Irre Kosten: So viel kostet ein Glasfaser-Anschluss wirklich

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Wer einen Glasfaseranschluss bestellt, denkt oft nur an die monatlichen Kosten für den Tarif. Doch bevor Daten mit Lichtgeschwindigkeit fließen, muss die Leitung erst verlegt werden – und das ist teuer. Zumindest für den Anbieter.
Glasfaserausbau in Berlin: Am Haus vorbei

Am Ziel vorbei: Glasfaser-Ausbau für den Bürgersteig

Es ist eine Binsenweisheit: Bevor du eine Leitung nutzen kannst, muss sie verlegt werden. So ist es auch mit der Glasfaser, die derzeit in ganz Deutschland mit einem massiven Aufwand verlegt wird. Was viele nicht wissen: Den Anbietern entstehen dadurch horrende Kosten. Mehrere tausend Euro sind es pro Anschluss, die investiert werden müssen, ohne zu wissen, ob und wann der Anschluss wirklich genutzt wird. Dabei unterscheiden sich die Kosten danach, wie weit die Glasfaserleitung bis zum Kunden „auf Vorrat“ gebaut wird.

Anbieter müssen viel für den Glasfaser-Ausbau investieren

Wenig überraschend ist die einfachste Ausbaustufe jene, bei der das Glasfaserkabel nur bis in die Nähe der Wohnung verlegt wird. Dieser als „Homes Passed“ bezeichnete Ausbau steht zwar in der Kritik, weil er den Kunden keinen unmittelbaren Nutzen bringt. Doch gleichzeitig ist er nachvollziehbar, wenn man sich die Kosten betrachtet, die für die weiteren Ausbaustufen entstehen. Dabei handelt es sich um den Hausstich und die Verlegung der Glasfaserleitung ins Haus. Wird die Leitung vollständig bis zur Wohnung verlegt, kann das laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) fast 4.000 Euro netto kosten – Kosten, die der Anbieter erst einmal investieren müsste, ohne zu wissen, ob die Leitung genutzt wird.

Buchst du den Anschluss, übernehmen die meisten Anbieter diese Summe komplett, wenn der Anschluss während des Ausbaus gebucht wird. Doch was kosten die einzelnen Ausbauschritte? Das hat der BREKO im Rahmen einer Glasfaserstudie bei insgesamt 110 Netzbetreibern abgefragt.

Homes Passed – die Basis liegt vor der Tür

Der erste Schritt heißt „Homes Passed“. Dabei wird die Glasfaserleitung bis vor dein Gebäude verlegt. Die Leitung ist technisch bereit, aber noch nicht ins Haus angeschlossen. Für Netzbetreiber ist das der kostspielige Startpunkt: Im Schnitt fallen 600 bis 1.350 Euro netto an. Dieser Betrag umfasst Tiefbauarbeiten, das Verlegen der Hauptleitungen entlang der Straßen und die nötigen Muffen und Verteiler. Ohne diesen Schritt gibt es keinen weiteren Ausbau. Die Unterschiede ergeben sich unter anderem aus den unterschiedlichen Voraussetzungen in der Stadt und auf dem Land. Ende Juni 2025 waren laut BREKO-Anslyse in Deutschland 24,3 Millionen Adressen so erschlossen. Das sind 52,8 Prozent aller Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.

Hausstich – die Verbindung ins Gebäude

Beim Hausstich wird die Glasfaser tatsächlich ins Gebäude geführt. Dafür muss in vielen Fällen die Hauswand angebohrt und die Leitung durch ein Leerrohr in den Keller oder Technikraum gelegt werden. Laut BREKO-Studie entstehen hier Kosten zwischen 700 und 1.500 Euro pro Anschluss. Je nach Grundstückslage variieren die Kosten – vor allem, wenn der Gehweg oder Teile des Gartens aufgerissen werden müssen.

Erfolgt ein Ausbau eines Hauses erst nach dem allgemeinen Ausbau in der Straße, etwa weil zunächst eine Genehmigung verweigert wurde oder kein Vertrag gebucht wurde, berechnen die Glasfaser-Netzbetreiber diese Kosten in der Regel.

Netzebene 4 (NE4) – die letzte Strecke durchs Treppenhaus zur Wohnung

Die Netzebene 4 beschreibt die interne Gebäudeverkabelung – vom Glasfaserübergabepunkt im Keller bis zur einzelnen Wohnung. Dort wird die Glasfaser an eine Anschlussdose geführt, an die später der Router angeschlossen wird.

Dieser Schritt kostet laut BREKO 300 bis 1.500 Euro. In Mehrfamilienhäusern wird er oft im Zuge einer Modernisierung gleich für alle Parteien umgesetzt, während bei Einfamilienhäusern nur eine Leitung benötigt wird. Unterschiede in den Kosten gibt es vor allem dadurch, ob Leerrohre in Steigleitungen genutzt werden können oder nicht.

Laut BREKO haben aktuell 12,55 Millionen Haushalte diesen Schritt hinter sich – rund 27,3 Prozent aller möglichen Haushalte. Tatsächlich gebucht haben allerdings nur 6,6 Millionen Haushalte. Es wurden also inzwischen einige Anschlüsse gebaut, ohne dass ein Vertrag vorliegt.

Gesamtkosten: Rund 3.900 Euro

Addiert man alle drei Schritte, landet man in einem Bereich von 1.600 bis 3.900 Euro netto pro Anschluss – und damit bei einer Summe, die Privatkunden kaum selbst investieren würden. Umso bemerkenswerter, dass die meisten Anbieter den Ausbau aktuell kostenlos anbieten, solange der Anschluss im Projektzeitraum bestellt wird.

Wer die Chance auf einen kostenlosen Glasfaseranschluss hat, sollte sie nutzen. Denn er bekommt nicht nur blitzschnelles und stabiles Internet, sondern auch mehrere tausend Euro indirekt geschenkt. Eine Investition, die sich für die nächsten Jahrzehnte auszahlt. Denn eine spätere Bestellung kann oft mehrere tausend Euro kosten. Für den Netzbetreiber, der bei dir ausbaut, ist der gelegte Anschluss in jedem Fall eine Wette auf die Zukunft. Denn die Grundkosten für Glasfaser sind inzwischen oft sogar niedriger als bei DSL. Bis die Baukosten wieder eingespielt sind, dauert es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.

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