Nachdem vergangenen Mittwoch gleich mehrere Ministerpräsidenten nord- und ostdeutscher Länder sich für eine Schaffung von Strompreiszonen angesprochen hatten, folgt nun Gegenwind aus immer mehr Richtungen. Schon am Mittwoch hatten sich wenig überraschend der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) klar gegen den Vorstoß positioniert. „Werden wir uns mit aller Macht dagegenstellen“, teilten sie dem Handelsblatt mit. Denn gerade ihre beiden Bundesländern würde man durch eine derartige Regelung am stärksten benachteiligen. Rückenwind erhalten sie inzwischen aus weiteren Bundesländern.
Vorzüge und Nachteile von Strompreiszonen in Deutschland
Würde die Schaffung von neuen Strompreiszonen die passenden Reize für Einspeisung und Stromproduktion dort setzen, wo der Strom benötigt wird, profitieren langfristig alle. Das ist die Kernessenz dessen, was als Argumentation für die Abschaffung des einheitlichen Strompreises in Deutschland dient. In der Realität könnten solche marktwirtschaftlichen Anreize gut funktionieren. Ebenso wie die Schaffung von Erzeugungsanlagen an falschen Stellen ausgebremst werden können. Denn schon heute müssen in Regionen mit hoher Stromproduktion regelmäßig Anlagen abgeregelt werden. Würde man hier weitere errichten, erhielte man dennoch die gleiche Einspeisevergütung. Zugleich wäre ein Abregeln von Windrädern oder Solarparks häufiger. Das geht nicht zu Lasten der Betreiber der Erzeugungsanlagen, da diese Entschädigungszahlungen für Abregelungen erhalten. Stattdessen verteuern diese Zahlungen jedoch die Stromkosten für die Endverbraucher.
Allerdings wären auch Nachteile mit dieser Umstellung verbunden, insbesondere in den kommenden Jahren. Regionen mit starker Industrie, in denen man auf den Strom angewiesen ist, würde man unweigerlich mit teureren Strompreisen konfrontieren. Denn diese Gebiete produzieren im Verhältnis heutzutage wenig eigenen Strom. Dadurch könnte es starke Auswirkungen auf die Wirtschaft mit sich bringen, die Strompreise für sie zu erhöhen. Produktionen würden teuer, Verkaufsmargen für Produkte geringer. Je nach Höhe der lokalen Belastung könnte es unrentabler für Unternehmen werden, mehr Geld in die Produktionen und Standorte zu investieren.
„Ich unterstütze eine einheitliche Strompreiszone für ganz Deutschland“, sagte Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, dem Handelsblatt. Er hält sichere und bezahlbare Energie für eine Grundvoraussetzung für eine starke Industrie und starke Wirtschaft: „Eine mögliche Mehrbelastung für Rheinland-Pfalz sehe ich kritisch.“ Eine ähnliche Position bezieht auch Nordrhein-Westfalens Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne). „Eine Teilung der einheitlichen Strompreiszone in Deutschland ist keine durchdachte Lösung“, so Neubaur gegenüber dem Handelsblatt. Ihrer Auffassung nach übersehen Befürworter unterschiedlicher Preiszonen und den daraus vermeintlich resultierenden kosteneffizienteren Systemen die hohen Kosten und den Aufwand, die mit einer solchen Umstellung einhergehen.